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Das Geheimnis der Götter

Das Geheimnis der Götter

Titel: Das Geheimnis der Götter
Autoren: Christian Jacq
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einer Dienstunterkunft zu schlafen.«
    »Oh, die sind hier nicht gerade bequem ausgestattet! Viel Glück.«
    Der Kommandeur ahnte nicht, dass er gerade dem Erzfeind Ägyptens, dem Propheten, den Zutritt zu Abydos gewährt hatte. Seit kurzem bartlos und mit einem Turban auf dem Kopf gab er sich für einen Zeitweiligen aus, den sein getreuer Diener, Shab der Krumme, aus dem Weg geräumt hatte, damit der Prophet auf ordentlichem Weg nach Abydos gelangen und dort seiner Beute auflauern konnte: dem Königlichen Sohn Iker.
    Als Hüter der himmlischen Erleuchtung und der einzigen Wahrheit war der Prophet fest entschlossen, diese auf der ganzen Welt zu verbreiten, koste es, was es wolle. Entweder unterwarfen sich ihm die Ungläubigen, oder sie wurden vernichtet. Auf dem Weg zur Verbreitung des neuen Glaubens gab es nur noch zwei Hindernisse: Pharao Sesostris und die Mysterien des Osiris.
    Alle Versuche, den König zu ermorden, waren bisher gescheitert. Er wurde zu gut beschützt und schien unangreifbar. Deshalb hatte sich der Prophet entschlossen, an dessen Stelle den jungen Iker zu töten, den viele bereits als Nachfolger des Herrschers betrachteten. Sollte ihm dieses Verbrechen mitten im Reich von Osiris – der »Insel der Gerechten« – gelingen, würde er dies als unverletzlich geltende Heiligtum entweihen, die Quelle der ägyptischen Spiritualität zum Versiegen bringen und dieses so geduldig errichtete Bauwerk in Trümmer legen.
    Langsam ging der Prophet auf den »Ausdauernden Ort« zu, eine kleine Stadt, die Sesostris erst vor kurzem in Abydos hatte bauen lassen.
    »Na, zufrieden mit deiner Stelle?«, fragte ihn ein Gärtner gut gelaunt.
    »Ja, sehr.«
    »Dann bist du ja gut dran, mein Freund! Sie zahlen hier zwar nicht schlecht, zugegeben, aber dafür muss man auch ganz schön schuften. Und die vielen Aufseher sind wirklich nicht zum Scherzen aufgelegt. Tja, schließlich dienen wir dem Großen Gott. Verdammter Stolz, was? Aber wenn ich an die ganzen Neider denke… Was hast du hier eigentlich genau zu tun?«
    »Häuser ausräuchern.«
    »Oh, ein schöner Beruf! Immerhin musst du dir nicht die Hände schmutzig machen. Und dir tut auch bestimmt nicht der Rücken weh. Also dann, an die Arbeit! Bei der Hitze wird man dich brauchen. Stell dir nur vor, was erst los ist, wenn die Flut zu schwach oder zu stark wird! Mögen uns die Götter vor diesem Unglück bewahren.«
    Der Prophet lächelte. Kein Gott konnte Abydos beschützen. Dies Gelände zu erkunden, gefiel ihm ausgezeichnet. Während ihn die Sicherheitskräfte und Soldaten in ganz Ägypten suchten, im syrischen Palästina und in Nubien, bewegte er sich völlig ungehindert mitten im Reich von Osiris, das er zu vernichten gedachte. Zugegeben, den Zeitweiligen war der Zugang zu den geheimen Bereichen verwehrt, und der Prophet konnte die geistige Festung Ägyptens, die noch uneinnehmbar war, bisher nur umrunden. Doch dank der bedingungslosen Unterstützung durch den ständigen Priester Bega, der nun ein Gefolgsmann des Bösen war, durfte er damit rechnen, dass sich die Dinge sehr bald zu seinen Gunsten wendeten.
    Der »Ausdauernde Ort« hatte keinerlei Ähnlichkeit mit irgendeiner anderen Stadt. Hier hielten sich Ritualisten, Handwerker und Verwalter auf, die für den einwandfreien Zustand und Betrieb der Tempel und ihrer Nebengebäude zuständig waren. Unmittelbar der Krone unterstellt, fehlte es diesen Fachkräften an nichts. Jeder, der dort lebte und arbeitete, war von der Anwesenheit Osiris’ durchtränkt, legte dementsprechend einen besonderen Ernst an den Tag und stellte sich immer wieder dieselbe bedrückende Frage: War der Baum des Lebens wirklich geheilt?
    Der Prophet beließ die Zuversichtlichen in ihrem Irrglauben. Das Gold aus Nubien und aus Punt hatte zwar seine Wirkung gezeigt, und die wieder ergrünte große Akazie war ein prachtvoller Anblick. Ohne diesen Baum war die Auferstehung von Osiris unmöglich. Deshalb setzte man alles daran, dass ihn kein neuer böser Fluch traf. Aus der Ferne konnte der Prophet die Akazie trotz seiner außerordentlichen Macht nicht mehr angreifen. Doch jetzt war er in ihrer Nähe und konnte den Schutzwall zerstören, der den Baum des Lebens umgab, und ihm seine Kraft rauben.
    Die Stimmung, die an diesem Ort herrschte, störte ihn. Abydos, das Tor zum Himmel, das Land des Schweigens und der Gerechtigkeit, durchdrang jede Seele. Beherbergte das
    »Große Land« nicht auch den See des Lebens? Seit Anbeginn des Pharaonentums
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