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Das Geheimnis der Diva

Das Geheimnis der Diva

Titel: Das Geheimnis der Diva
Autoren: Astrid Vollenbruch
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abgereist! Ohne uns ein Wort zu sagen! Wie stehen wir denn jetzt da? Was sollen wir machen?«
    »Vielleicht hättest du mal deine Rolle lernen sollen«, sagte Sid Webber giftig.
    »Ich?«, fauchte Caroline. »Wer hat denn vor lauter Ehrgeiz keinen geraden Satz mehr herausgebracht? Das warst doch du!«
    »Aber wieso ist sie abgereist?«, fragte Lambert Porticle, der Schauspieler des ›Ernest‹. »Gestern war doch noch alles in Ordnung! Hat irgendwer von euch vielleicht in der Nase gebohrt, während sie da war?«
    »Das ist kein Spaß, Lambert«, sagte Mr Pritchard verärgert. »Ist euch klar, was das heißt? Wir können einpacken!«
    »Das Stück war sowieso Mist«, sagte Janice, und ihre Freundin Franca nickte dazu.
    »War es nicht!«, rief Caroline. »Alles war in Ordnung – aber Steven und Brent mussten ja unbedingt Unruhe stiften! Dafür bringe ich euch beide sowieso noch in den Knast! Dieses Phantom – ich hätte sterben können vor Schreck!«
    »Ehrlich gesagt, ich bin froh, dass es vorbei ist«, meldete sich plötzlich Orpheus mit tiefer Stimme zu Wort. »Leute, seht es doch ein. Es war eine Seifenblase, mehr nicht. Wir sind nicht gut genug für die großen Bühnen. Und wir wissen es alle. Wir sind Hobbyschauspieler und sollten nicht versuchen, etwas anderes zu sein – schließlich wollten wir aus Spaß an der Sache schauspielern. Nicht, um damit Geld zu machen.«
    Einen Moment lang herrschte betroffenes Schweigen. Dann seufzte Janice. »Na ja. Aber es war ein schöner Traum, das musst du zugeben.«
    »Geht so«, sagte Lambert. »Ich fand uns alle in den letzten Wochen ziemlich unausstehlich.«
    Wieder Schweigen. Caroline zog die Schultern hoch und atmete tief ein. »Ich war eben nervös. Es tut mir leid.«
    »Schon gut«, sagte Sid Webber. »Ich auch. Wahrscheinlich sind wir alle einfach durchgedreht.«
    Mr Pritchard schaute von einem Gesicht zum nächsten. »Wie bitte? Soll das heißen, ihr gebt jetzt auf?«
    »Ich würde es nicht ›aufgeben‹ nennen«, sagte Orpheus. »Sondern ›wieder normal werden‹.«
    Alle nickten. Zögernd zuerst. Dann erleichtert.
    Justus trat einen Schritt näher, und Pritchard bemerkte ihn. »Ah, die Detektive. Könnt ihr uns vielleicht erklären, was passiert ist? Warum ist die Eingangstür kaputt, was bedeutet das Band da drüben, und wo ist Helena Darraz?«
    »Ich glaube, das alles sollte Ihnen Miss Darraz selber erklären«, sagte Justus.
    Lambert schnaubte. »Guter Witz. Sollen wir vielleicht mal kurz nach New York oder London fliegen?«
    »So schwierig wird es nicht. Miss Darraz ist hier.«
    »Was?«, fragte Mr Pritchard ungläubig. »Wie kommst du denn darauf? Wir haben doch gehört, dass sie abgereist ist!«
    »Sie haben gehört, dass die Frau abgereist ist, die die ganze Zeit darauf geachtet hat, Hut und Sonnenbrille zu tragen und so wenig wie möglich von ihrem Gesicht zu zeigen. Die Frau, die gestern hier auf der Bühne stand. Aber das war nicht Helena Darraz, sondern eine Doppelgängerin – von Miss Darraz selber engagiert, um von ihr selbst abzulenken. Ist das richtig, Miss Darraz?«
    »Ja, das ist richtig«, sagte eine ruhige Stimme.
    Unwillkürlich drehten sich alle zu der großen Freitreppe um, in der Erwartung, die berühmte Schauspielerin in großer Robe herunterschreiten zu sehen – es wäre der perfekte Auftritt gewesen. Aber da war niemand; die Treppe lag im staubigen Schatten der Vergangenheit.
    Da stand nur die Putzfrau.
    Einen Moment lang herrschte absolutes Schweigen.
    »Nee, oder?«, sagte Lambert Porticle.
    »Aber –«, begann Mr Pritchard und brach wieder ab. Dann setzte er neu an. »Aber – das ist unsere – das ist – Miss Darraz ?«
    »Ja«, sagte die Putzfrau einfach. »Wie hast du es herausgefunden, Justus?«
    »Durch logische Schlussfolgerungen. Steven und Brent sprachen von ihrem Boss, der sie beauftragt hatte, den Schauspielern das Theater zu verleiden, aber gleichzeitig streng verboten hatte, irgendjemandem wirklich Schaden zuzufügen. In einem Brief schrieb Miss Darraz an Mr Pritchard, dass sie dieses Theater wegen einiger schlechter Erinnerungen nicht mochte. Es war also möglich, dass sie versuchte, auf diese Weise einen Standortwechsel herbeizuführen. Die Ankündigung, dass sie persönlich herkommen wollte. Es erschien logisch, dass sie selbst überwachen wollte, wie die Dinge vorangingen. Aber die Dame, die dann herkam, konnte einen genauen Beobachter wie Morton – das ist der Chauffeur des Rolls-Royce – nicht täuschen.
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