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Das Geheimnis der Diva

Das Geheimnis der Diva

Titel: Das Geheimnis der Diva
Autoren: Astrid Vollenbruch
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passiert nichts, solange du spurst. Und umgekehrt. Los jetzt!«
    Er stieß Bob zu dem Bild hin. Der dritte Detektiv hob es hoch. Es war nicht schwer, aber sehr sperrig, und es dauerte eine Weile, bis er die anderen beiden Bilder dazugeklemmt hatte und nicht mehr sofort das Gleichgewicht verlor. Dellcourt hob seinen Koffer auf und nahm die Sturmlaterne von der Kiste. »Los jetzt, den Gang rauf!«
    Bob überlegte kurz, ob er Dellcourt die Bilder ins Gesicht schlagen sollte. Aber die Zahl achtzigtausend lähmte ihn. Er konnte kein Bild beschädigen, das so viel – und wahrscheinlich noch mehr – Geld wert war. Und vielleicht bot sich oben auf der Straße eine Möglichkeit, Hilfe zu holen oder wenigstens irgendwen aufmerksam zu machen. Er warf Justus und Peter einen letzten – hoffentlich aufmunternden – Blick zu und machte sich auf den Weg.
     
    »Wie war das doch gleich?«, sagte Peter, nachdem er eine volle Minute schweigend in der Finsternis gesessen hatte. »›Ach was, entspann dich. Wir sehen nur schnell nach, was die da unten verpacken, und dann hauen wir sofort wieder ab.‹ Super, Just, wirklich ganz großes Kino. Warum bin ich nur so bescheuert und höre jedes Mal auf dich?«
    »Ich gebe zu, es hat nicht ganz so geklappt, wie ich es mir vorgestellt hatte«, gab Justus zurück.
    »Nicht ganz so geklappt? Wir sitzen hier gefesselt in einer Höhle, die kein Mensch kennt, Bob ist gerade als Geisel mit einem durchgeknallten Hausmeister unterwegs, und dir fällt nichts Besseres ein als ›hat nicht ganz so geklappt‹?«
    »Also schön, wenn es dir dann besser geht: Die Situation ist suboptimal. Zufrieden?«
    »Ja sicher. Da geht es mir doch gleich viel, viel besser. Und wie kommen wir jetzt hier raus?«
    »Hast du dein Taschenmesser nicht dabei?«
    »Wenn ich es hätte, würde ich nicht dumm fragen, sondern mir gerade beim Versuch, die Fesseln durchzukriegen, die Pulsadern aufschneiden.«
    »Vielleicht können wir sie an einem Felsen aufscheuern. Es ist nur Paketschnur, die ist nicht so dick.«
    »Das nicht, aber er hat sie ungefähr fünfzigmal um jedes Handgelenk gewickelt. Außerdem denke ich nicht daran, in pechschwarzer Finsternis mit zusammengebundenen Füßen durch eine unbekannte Höhle zu hüpfen. Dreh dich mal mit dem Rücken zu mir, vielleicht komme ich an deine Knoten ran.«
    »Knoten!« Justus war plötzlich wie elektrisiert. »Natürlich! Lass uns hoffen, dass Dellcourt wieder ganz automatisch das gemacht hat, was er immer tut, nämlich Seemannsknoten!«
    »Wieso? Die halten doch besonders fest, oder?«
    »Ja, das schon. Aber alle Seemannsknoten haben den enormen Vorteil, dass sie sich ganz leicht lösen, wenn man am richtigen Ende in die richtige Richtung zieht. Probieren wir es aus!«
    Sie drehten sich Rücken an Rücken. Justus fingerte nach Peters Händen und der Paketschnur. Als er sie fand, tastete er sich daran entlang bis zum Knoten, während er fieberhaft versuchte, sich an die Knoten zu erinnern, die er überall im Theater gesehen hatte. Welcher Knoten zog sich immer fester zusammen, wenn man an allen Strängen gleichzeitig zerrte, löste sich aber fast sofort, wenn man nur einen Strang nach oben oder unten zog? Der Knoten fühlte sich unter seinen Fingern ganz glatt und gleichmäßig an, fast wie eine Acht. Der Achterknoten! Justus war froh, dass es in der Höhle stockfinster war und Peter sein breites Grinsen nicht sehen konnte. Er suchte nach einem lose herabhängenden Ende und zog es schräg nach oben. Als er jetzt wieder nachfühlte, fühlte sich der Knoten wie umgekrempelt an. Justus bohrte ein wenig darin herum … und der Knoten löste sich. Wenige Augenblicke später waren sie frei.
    »Und jetzt nichts wie raus hier!«, sagte Peter. »Ich hoffe nur, dass der Mistkerl nicht hinter sich abgeschlossen hat – meine Dietriche hat er nämlich mitgenommen!«
    Aber sie hatten Glück. Ohne Schwierigkeiten kamen sie durch die Holztür in den Heizungskeller, von dort in die Garderobe und endlich in die Eingangshalle. Das dürftige Licht der Straßenlaternen, das in die Halle schien, war das Erfreulichste, was sie seit langer Zeit gesehen hatten.
    Weniger erfreulich war die abgeschlossene Eingangstür, bei der Peter die Beherrschung verlor.
    »Das gibt’s doch nicht!«, schrie er und trat gegen das Glas, dass es erzittete. »Mir reicht’s! Ich habe die Nase voll von diesem Theater! Ich will hier raus!«
    »Peter!«, rief Justus. »Hör auf!«
    »Nein, ich höre nicht auf! Ich will jetzt
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