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Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman

Titel: Das Geheimnis der Alchimistin - Historischer Kriminalroman
Autoren: Alfredo Colitto
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aufgebracht, dass er, das Messer schwingend, einen halben Schritt auf den jungen Mann zuging. »Und jetzt hast du beschlossen, aufrichtig zu mir zu sein, weil du Hilfe brauchst. Aber da hast du dich verrechnet. Die Streitigkeiten der Kirche interessieren mich nicht.«
    Gerardo hob beschwichtigend beide Hände. »Bitte hört mich erst an, bevor Ihr eine Entscheidung trefft.«
    »Rede«, sagte Mondino, ohne das Messer zu senken.
    Der junge Mann erklärte, Angelo da Piczano sei ein Mitbruder, der sich der Verhaftungswelle durch Papst Clemens V. auf Betreiben des Königs von Frankreich, Philipp des Schönen, hatte entziehen können und nach Neapel geflüchtet war. Sie hatten einander in Ravenna kennen gelernt, wo Gerardo seine Lehrzeit absolvierte, um in den Orden aufgenommen zu werden, und hatten trotz des Altersunterschiedes Freundschaft geschlossen. Vor vier Monaten hatte Angelo ihm geschrieben, dass er wegen dringender Angelegenheiten nach Bologna kommen müsse, natürlich inkognito, und ihn um einige Tage Gastfreundschaft gebeten.
    »Ich habe ihm geantwortet, meine Unterkunft stünde ihm zur Verfügung, und so ist er vor fünf Tagen hier eingetroffen.«
    »Hat er dir erzählt, welche Angelegenheiten ihn in unsere Stadt führten?«, fragte Mondino. Gegen seinen Willen begann ihn die Angelegenheit zu interessieren. Er hatte zwar nicht verstanden, was der junge Mann mit seiner Bemerkung von einem Pakt mit dem Bösen gemeint hatte, doch allein die verstümmelten Arme der Leiche waren ein deutliches Zeichen dafür, dass der Templer nicht in irgendeiner Wirtshausschlägerei umgekommen war oder bei einem Raubüberfall.
    »Nein, und ich habe ihn auch nicht gefragt«, antwortete Gerardo. »Es sind schwierige Zeiten für uns. Und je weniger einer vom anderen weiß, desto besser.«
    Mondino nickte, worauf der junge Mann in aller Kürze seine Geschichte zu Ende erzählte. An diesem Abend hatte ihn Angelo gebeten, ihm die Wohnung allein zu überlassen. Er musste sich mit jemandem treffen und wagte es nicht, sich an einem anderen Ort in der Stadt zu verabreden, weil er eine Falle fürchtete. Gerardo hatte ihm erklärt, wie er bei Gefahr über die Dächer fliehen könnte, dann hatte er in einer Schänke beim Mercato di Mezzo zu Abend gegessen und sein Möglichstes versucht, um sich den Angeboten der Dirnen zu entziehen, ohne zu offenbaren, dass er ein Mönch war.
    »Angelo hat mir gesagt, dass ihn dieses Treffen nicht lange aufhalten würde und ich nach dem Komplet zurückkehren könne«, fuhr Gerardo fort, wandte sich kurz um und ließ seine Augen über den Toten gleiten. »Als ich in die Wohnung zurückkam, habe ich ihn dort tot auf meinem Bett gefunden. Doch mir blieb nicht einmal die Zeit, Grauen über den Frevel zu empfinden, den man seinem Körper angetan hatte, denn die Schergen der Inquisition klopften bereits an meine Tür. Wahrscheinlich waren sie von der gleichen Person gerufen worden, die Angelo getötet hatte. In diesem Moment wusste ich nur eines: Sie durften ihn nicht in diesem Zustand finden. Also
habe ich Feuer gelegt, um sie abzulenken, habe ihn gepackt und bin mit ihm über die Dächer geflohen.«
    »Und dann ist dir nichts Besseres eingefallen, als hierherzukommen und mich mit solchen Schwierigkeiten zu beglücken«, meinte Mondino ironisch; er konnte seine Wut kaum zügeln.
    Gerardo hatte also den Brand gelegt. Auch dafür würde er sich verantworten müssen. Inzwischen hörte man nur noch vereinzelte Schreie, ein Zeichen, dass die Flammen besiegt waren. Das bedeutete, dass auch die Totengräber gleich kommen mussten.
    »Ich dachte eigentlich nicht, Euch zu dieser Stunde hier anzutreffen, Meister«, sagte der Tempelritter. »Aber als ich das Licht unter der Tür sah, beschloss ich anzuklopfen.«
    »Du lügst! Jeder meiner Studenten weiß, dass ich oft nachts hierherkomme, um ohne großes Aufsehen meine anatomischen Versuche durchzuführen.«
    Der junge Mann nickte und gestand damit ein, dass er gerade gelogen hatte. »Die Häscher der Inquisition suchen nach mir und hätten wohl nicht lange gebraucht, um mich zu finden, wenn ich durch die Leiche meines Freundes behindert durch die Straßen geirrt wäre. Ich brauchte Hilfe.«
    Mondino musste an seinen Onkel Liuzzo denken, der ihm seit langem prophezeite, dass ihn seine Gewohnheit, nachts in ihre Medizinschule zu gehen, um dort Leichen zu sezieren, früher oder später ins Unglück stürzen würde. Doch Liuzzo hatte dabei vor allem an die Möglichkeit gedacht,
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