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Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Titel: Das Gegenteil von Schokolade - Roman
Autoren: Mirijam Muentefering
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jedenfalls so an, als würden zwei Busse mit Vollgeschwindigkeit frontal voreinander rasen. Rumms! Wumm! Bang! Das wars!
    »Einen Augenblick!«, rufe ich der verdutzten Emma zu und schiebe mich rasch in die Richtung, in der Antonie gerade noch stand.
    Meine Suche wird dadurch erschwert, dass es zur zweiten Hälfte des Stücks gongt und die Menschen sich schlagartig in Bewegung setzen.
    Das ist, als schwämme ich gegen die Flut an. Aber ich bin tapfer und gebe nicht auf. Nur als ich da ankomme, wo Antonie gerade noch stand, ist sie halt nicht mehr da. Ich schaue mich hektisch um.
    Vielleicht ist sie zu den Toiletten gegangen?
    Dort lichtet sich die Menge ein wenig, und ich eile den Gang hinunter, auf die Tür mit der stilisierten Frau zu. Dahinter befinden sich etliche weitere Türen, von denen einige geschlossen sind.
    Soll ich?
    »Antonie?!«, rufe ich dann laut. »Bist du hier?«
    Aber niemand antwortet.
    Also hechte ich wieder hinaus und schaue mich sorgfältig um.
    »He, Frauke, was wuselst du hier denn so herum?« Lothar fasst mich am Arm.
    »Antonie …«, bringe ich nur heraus. »Hast du …?« Sein Blick verändert sich von besorgt zu amüsiert.
    Er deutet hinter sich. »Gerade hab ich sie noch an der Getränkebar gesehen. Da müsste sie noch stehen.«
    Ich beeile mich, dorthin zu kommen. Begegne auf dem Weg dorthin Frederike und Karolin mit ein paar anderen Frauen aus ihrer Clique.
    »Wo willst du denn so schnell hin, Frauke?« Frederike lacht, aber selbst sie kann mich nicht dazu bewegen, stehen zu bleiben.
    Ich habe den starken Verdacht, dass es ziemlich haarig aussieht für mich.
    Wenn Antonie tatsächlich den Kuss zwischen Emma und mir gesehen hat, dann wird sie sich jetzt wahrscheinlich ziemlich schwere Gedanken machen. Ich könnte mir echt die Haare raufen.
    Und Emma denkt jetzt bestimmt auch, dass ich ein paar Schrauben locker habe. Ob sie das dann noch so außerordentlich liebenswert finden wird, bezweifle ich stark. Wer wird schon gern nach einem Begrüßungskuss einfach so stehen gelassen?
    Jedenfalls ist sie jetzt auch nicht mehr da, wo ich sie vor ein paar Minuten verlassen habe. Oh, Mist, geht denn jetzt alles schief?
    Antonie bleibt verschwunden.
    Der dritte Gong verhallt, und ich haste rasch in den Saal, wo das Licht bereits verlischt. Dort muss ich feststellen, dass der Platz neben meinem leer ist.
    Sie ist gegangen.
    Sie ist nicht zurück in den Saal, sondern fort.
    Ich hatte Recht. Sie würde sich nicht einlassen auf … so etwas.
    Ich hocke wie betäubt auf meinem Platz. Michelin schaut irritiert zu mir und flüstert: »Wo ist sie?«, und ich kann nur mit den Schultern zucken.
    Als ich mich vorsichtig umdrehe, sehe ich ein paar Reihen hinter uns Emma sitzen. Ihr Blick ist auf die Bühne gerichtet, und sie verfolgt interessiert den Dialog. Antonie ist aber nirgends zu sehen. Und im Grunde habe ich es ja schon vorher gewusst. Es hätte nicht zu ihr gepasst zu bleiben.
    Das Stück wird ein Riesenerfolg. Der Applaus will gar nicht enden. Immer wieder müssen die Schauspielerinnen nach vorn kommen, alle zusammen, allein, mit der Regisseurin. Das Publikum klatscht und trampelt, und Fotoblitzlichter leuchten auf. Mir tun am Ende die Finger weh. Aber das Strahlen derer auf der Bühne entschädigt wirklich für diese kleine Strapaze. Michelin hat Pipi in den Augen. Könnte sein, dass sie jeden Augenblick vor Stolz aus allen Nähten platzt.
    Die Premierenfeier in dem kleinen Festsaal nebenan ist ebenfalls rauschend. Nicht etwa, weil hier Champagner und Kaviar strömen, nein, Sekt und kleine Kanapees reichen vollkommen aus. Es ist die Stimmung, die diejenigen verbreiten, die nun ein halbes Jahr lang an dieser Inszenierung gearbeitet haben. Sie haben all ihre Freizeit, Energie, Mühen und Hoffnung hier reingesteckt. Und haben Erfolg. Der tosende Applaus brandet noch den ganzen Abend in unser aller Köpfen. Die Schauspielerinnen und die Regisseurin sind betrunken vor Stolz und Erleichterung.
    Ich sehe Emma bei Michelin und Angela stehen und mit ihnen über das Stück reden. Angela leuchtet. Michelins Blicke kleben an ihr wie eine Büroklammer an einem Magneten. Es ist so gut wie unmöglich, sie dazu zu bewegen, in eine andere Richtung zu schauen.
    Katja schiebt sich an mich heran und pikst mir in die Seite.
    »Die ist ja unglaublich … hua … wie soll ich sagen … sexy«, haucht sie mir ins Ohr und deutet unauffällig zu Emma hinüber.
    Ich folge ihrem Blick.
    »Findest du wirklich?«
    »Ganz im
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