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Das geborstene Schwert

Das geborstene Schwert

Titel: Das geborstene Schwert
Autoren: Poul Anderson
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Dänen ihr Leben dafür geschenkt worden war, daß sie die Taufe annahmen. Orm sah voraus, daß es irgendwann zwischen seinem Volk und dem Alfreds zum Frieden kommen würde. Dann konnte er in England nicht mehr so frei zugreifen, wie er es bisher getan hatte.
    Daher steuerte er die Gegend an, die später Danelaw genannt wurde, und suchte nach einem Ort, wo er sich niederlassen konnte.
    Er fand einen grünen, schönen Platz an einer kleinen Bucht, die als Hafen für seine Schiffe dienen konnte. Der Engländer, der dort wohnte, war ein reicher und ziemlich mächtiger Mann und wollte nicht verkaufen. Aber Orm kam des Nachts zurück, umstellte mit seinen Männern das Haus und verbrannte es. Der Eigentümer, seine Brüder und die meisten seiner Knechte fanden den Tod. Es hieß, die Mutter des Mannes, die eine Hexe war, kam davon – denn die Angreifer ließen alle Frauen, Kinder und Mägde, die es wünschten, aus dem Hause gehen – und sprach über Orm den Fluch, sein ältester Sohn solle außerhalb der Welt der Menschen aufwachsen, während Orm an seiner Stelle einen Wolf großziehen solle, der ihn eines Tages zerreißen werde.
    Da schon viele Dänen in dieser Gegend lebten, wagte die Sippschaft des Engländers nichts anderes zu tun, als von Orm Wergeld und Landpreis anzunehmen, und damit gehörte der Hof nach dem Gesetz ihm. Er baute ein schönes neues Wohnhaus und andere Gebäude, und mit seinem Gold, seinen Gefolgsleuten und seinem Ruhm galt er bald als ein großer Häuptling.
    Als er ein Jahr auf seinem Hof gesessen hatte, hielt er es für angebracht, sich eine Frau zu nehmen. Mit vielen Kriegern ritt er zu dem englischen Edelmann Athelstane und warb um dessen Tochter Älfrida, die als die schönste Jungfrau im Königreich galt.
    Athelstane erging sich in Ausflüchten, aber Älfrida sagte Orm ins Gesicht:» Einen Heidenhund will ich nicht heiraten, und ich kann es auch nicht. Und wenn du mich mit Gewalt nimmst, wirst du wenig Freude daran haben – das schwöre ich. «
    Sie war schlank und zart mit weichem, rötlichbraunem Haar und großen grauen Augen. Orm dagegen war ein großer, mächtiger Mann, dessen Haut von Wind und Wetter gerötet und dessen Mähne von der Sonne beinahe weißgebleicht war. Und doch hatte er irgendwie das Gefühl, sie sei die Stärkere. Nachdem er eine Weile nachgedacht hatte, antwortete er:» Jetzt, da ich in einem Land lebe, wo die Menschen den Weißen Christus verehren, wäre es wohl klug, wenn ich mit Ihm und mit Seinem Volk Frieden machte. Die Wahrheit ist, daß schon viele Dänen desgleichen getan haben. Ich werde mich taufen lassen, wenn du mich heiraten wirst, Älfrida. «
    » Das ist kein Grund! «rief sie.
    » Bedenke «, sagte Orm schlau.» wenn du mich nicht heiratest, werde ich ein Heide bleiben, und dann ist meine Seele verloren, wenn wir den Priestern trauen können. Du wirst dich vor deinem Gott dafür verantworten müssen. «Athelstane flüsterte er zu:» Außerdem werde ich dieses Haus niederbrennen und dich von den Klippen ins Meer werfen. «
    » Aye, Tochter, wir dürfen es nicht zulassen, daß eine menschliche Seele verlorengeht «, erklärte Athelstane schnell.
    Älfrida widersetzte sich nicht mehr lange, denn auf seine Art hatte Orm weder ein häßliches Aussehen noch schlechte Manieren. Abgesehen davon konnte Athelstanes Sippe einen so starken und reichen Verbündeten wohl brauchen. Also wurde Orm getauft, und bald danach heiratete der Älfrida und führte sie in sein Haus. Sie lebten recht zufrieden miteinander, wenn auch nicht immer friedlich.
    Es gab keine Kirche in der Nähe; die frühere war von Wikingern angezündet worden. Auf Älfridas Wunsch nahm Orm in seinen Haushalt einen Priester auf und versprach, zur Vergebung seiner Sünden eine neue Kirche bauen zu lassen. Aber da er ein vorsichtiger Mann war, der nicht wünschte, irgendeine der Mächte zu beleidigen, fuhr Orm fort, zur Wintersonnenwende Thor und im Frühling mit der Bitte um Frieden und gute Ernten Freya zu opfern, und Odin und Ägir bat er um Glück zur See.
    Den ganzen ersten Winter lang stritt er mit dem Priester deswegen, und im Frühling, kurz bevor Älfridas Kind geboren wurde, verlor er die Geduld und warf den Priester zur Tür hinaus. Älfrida machte ihrem Mann deswegen scharfe Vorwürfe, bis er schrie, er halte das Weibergeschwätz nicht mehr aus und müsse ihm entfliehen. Folglich brach er mit seinen Schiffen früher auf, als er geplant hatte, und verbrachte den Sommer, indem er die
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