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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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meinst du nicht auch? Es gibt nie genug Leute für die ganze Arbeit. Alles Mögliche bleibt liegen. Zum Beispiel die Kameraausrüstung in ’ nem Wohnheim. Bis das alles erst montiert und dann wieder abgebaut ist … «
    Harry entging nicht das leichte Flattern der Augenlider seines Kollegen. Er deutete mit dem Daumen über die Schulter. » Schau mal da oben rechts in die Ecke, Tom. Siehst du ’ s? «
    Waalers Blick huschte für einen kurzen Moment in die ang e gebene Richtung.
    » Ich weiß eben, wie du denkst, Tom. Ich wusste, du würdest uns früher oder später auf die Spur kommen. Ich musst e e s dir nur schwer genug machen, damit du nicht das Gefühl hattest, in eine Falle gelockt zu werden. Am Sonntagmorgen hatte ich ein langes Gespräch mit einem Typen, den du gut kennst. Er sitzt in diesem Moment im Bus und wartet nur darauf, endlich den Film seines Lebens aufzunehmen. Willst du Otto Tangen nicht zuwinken? «
    » Du bluffst, Harry. Ich kenne Tangen, er hätte nie gewagt, sich da reinziehen zu lassen. «
    » Ich hab ihm alle Rechte am Verkauf der Aufnahme zuges i chert. Denk doch mal nach, Tom. Das Band vom finalen Show down unter Beteiligung des mutmaßlichen Fahrradkuriermör ders, des verrückten Ermittlers und des korrupten Hauptkom missars. Fernsehstationen in der ganzen Welt werden sich darum reißen. «
    Harry trat einen Schritt vor. » Vielleicht solltest du mir diese Pistole geben, ehe du alles nur noch schlimmer machst, Tom. «
    » Bleib, wo du bist, Harry «, fauchte Waaler, und Harry sah, dass er den Lauf der Waffe beinahe unmerklich auf Olegs Rücken richtete. Er blieb stehen. Tom Waaler hatte sich wieder unter Kontrolle; kein Lid zuckte. Seine Kiefermuskulatur arbei tete schwer. Niemand bewegte sich. Es war so still im Wohn heim, dass Harry die Wände zu hören glaubte, eine langwellige, kaum hörbare Vibration, die das Ohr als geringfügige Änderung des Luftdrucks wahrnahm. Und während die Wände sangen, vergingen zehn Sekunden. Zehn unendliche Sekunden, in denen Waaler nicht einmal blinzelte. Øystein hatte Harry unlängst erzählt, wie viel Informationen ein menschliches Gehirn im Lau fe einer Sekunde aufnehmen kann. Er erinnerte sich nicht an die genaue Zahl, doch Øystein hatte ihm erklärt, ein Mensch könne innerhalb von zehn Sekunden mit Leichtigkeit eine durchschnit t liche Stadtbibliothek scannen.
    Endlich blinzelte Waaler, und Harry sah etwas wie Ruhe über ihn kommen. Er wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, nur dass es vermutlich nichts Gutes war.
    » Das Interessante an Mordfällen ist «, sagte Waaler, » dass man so lange als unschuldig gilt, wie nicht das Gegenteil bewiesen wird. Und bis jetzt sehe ich hier keine Kamera, die etwas Verbotenes gefilmt hätte. «
    Er ging zu Harry und Sivertsen und zerrte hart an den Han d schellen, so dass auch Sivertsen auf die Beine kam. Waaler durchsuchte sie, indem er mit seiner freien Hand ihre Jacken und Hosen abklopfte, allerdings ohne dabei den Blick von Harry zu nehmen. Dann sagte er: » Im Gegenteil, ich mach nur meinen Job. Nehme einen Polizisten fest, der einen Untersuchungshäf t ling entführt hat. «
    » Vor laufender Kamera «, sagte Harry.
    » So gesehen, ja «, sagte Waaler lächelnd. » Meines Wissens zeichnen diese Kameras jedoch nur Bilder auf, keinen Ton. Das ist bis jetzt eine ganz reguläre Festnahme. Los, ab zum Aufzug. «
    » Und wie sieht es mit der Entführung eines Zehnjährigen aus? «, fragte Harry. » Tangen hat Bilder, auf denen du ein Kind mit der Waffe bedrohst. «
    » Ach der «, sagte Waaler und stieß Harry in den Rücken, so dass dieser nach vorne taumelte und Sven Sivertsen mitriss. » Der ist anscheinend mitten in der Nacht aufgestanden und, oh ne seiner Mutter etwas zu sagen, ins Polizeipräsidium gefahren. Das hat er doch schon einmal gemacht, nicht wahr? Sagen wir mal, ich habe den Jungen vor der Tür des Präsidiums aufgel e sen, als ich dort nach dir und Sivertsen suchte. Der Junge hat bemerkt, dass etwas nicht in Ordnung ist. Und als ich ihm den Sachverhalt erklärte, meinte er, er wolle unbedingt mitkommen, vielleicht könne er helfen. In Wahrheit war er es, der mir dieses Rollenspiel vorgeschlagen hat. Gesagt hat, ich solle so tun, als nähme ich ihn als Geisel, damit du keine Dummheiten machst oder dich womöglich noch selbst verletzt. «
    » Ein Neunjähriger «, stöhnte Harry. » Glaubst du wirklich, das kauft dir jemand ab? «
    » Wir werden sehen «, sagte Waaler. » Okay, Leute, ihr geh

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