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Das fünfte Zeichen

Titel: Das fünfte Zeichen
Autoren: Jo Nesbø
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darstellen wollen? «
    » Darstellen? «
    » Ja, in Ihrem Bericht. Und der Presse gegenüber. Die werden mit Ihnen sprechen wollen. Und sich auf jeden Einzelnen bei der Polizei stürzen, wenn erst das mit dem Waffenschmuggel von Waaler herauskommt. Deshalb ist es wichtig, dass Sie nichts … «
    Harry suchte nach seinen Zigaretten, der Kriminaldirektor nach den richtigen Worten.
    » Dass Sie ihnen eine Version liefern, die keinen Raum für Missverständnisse lässt «, sagte er schließlich.
    Harry lächelte dünn und blickte auf die letzte Zigarette.
    Der Kriminaldirektor schien einen Entschluss zu fassen, leerte resolut sein Glas und wischte sich mit der Hand über den Mund: » Hat er etwas gesagt? «
    Harry zog eine Augenbraue hoch. » Meinen Sie Waaler? «
    » Ja. Hat er vor seinem Tod noch etwas gesagt? Darüber , mit wem er zusammengearbeitet hat? Wer noch in die Sache verstrickt ist? «
    Harry entschloss sich, die letzte Zigarette für später aufzuh e ben. » Nein, er hat nichts gesagt. Absolut nichts. «
    » Schade. « Der Kriminaldirektor musterte ihn mit ausdrucksl o sem Gesicht. » Was ist mit diesen Filmaufnahmen? Helfen die uns in der Hinsicht weiter? «
    Harry begegnete dem blauäugigen Blick des Kriminaldire k tors. Soweit Harry wusste, war der Kriminaldirektor schon sein ganzes Leben bei der Polizei. Seine Nase war scharf wie die Klinge eines Beils. Der Mund gerade und schmal und die Hände grob und rau. Er war ein Teil der Grundfesten der Polizei. Unerschütterlicher Granit.
    » Wer weiß «, antwortete Harry. » Aber darum muss man sich wohl keine Sorgen machen. Wenn es denn eine Version ist, die keinen Raum für … « Harry hatte endlich ein Stück Lack abgelöst. » … Missverständnisse lässt. «
    Wie auf Kommando erloschen die Lichter eins nach dem anderen.
    Harry stand auf.
    Sie sahen einander an.
    » Soll ich Sie nach Hause bringen? «, fragte der Kriminaldire k tor.
    Harry schüttelte den Kopf.
    » Ich gehe zu Fuß. «
    Der Kriminaldirektor drückte Harry die Hand, lang und fest.
    Harry strebte zur Tür, blieb dann aber noch einmal stehen und drehte sich um. » Ach ja. Jetzt erinnere ich mich, eine Sache hat Waaler gesagt. «
    Die weißen Augenbrauen des Kriminaldirektors senkten sich. » Ja? «, sagte er vorsichtig.
    » Ja. Er hat um Gnade gebeten. «
     
    H arry nahm die Abkürzung durch den Vår Frelsers Friedhof. Es troff nur so von den Bäumen. Die Tropfen trafen mi t e inem leichten Seufzen auf die Blätter, ehe sie den Boden erreichten, der sie durstig aufsog. Harry ging den Pfad zwischen den Gräbern entlang und hörte die Toten miteinander murmeln. Er blieb stehen und lauschte. Das Gamle Aker - G emeindehaus lag still und verschlafen vor ihm. Die Toten flüsterten mit prasselnd nassen Zungen. Er bog nach links ab und durch das Tor am Telthusbakken.
    In seiner Wohnung zog Harry sich aus, stellte sich unter die Dusche und drehte das warme Wasser auf. Dampf schlug sich auf den Wänden nieder, und er blieb stehen, bis seine Haut rot und gereizt war. Er ging ins Schlafzimmer, legte sich aufs Bett, ohne sich abzutrocknen. Schloss die Augen und wartete. Auf den Schlaf. Oder die Bilder. Was als Erstes kam.
    Stattdessen kam das Murmeln.
    Er lauschte.
    Was sie wohl flüsterten?
    Was für Pläne sie wohl machten?
    Sie sprachen in Rätseln.
    Er richtete sich auf. Lehnte sich an die Wand und spürte am Hinterkopf das eingeritzte Pentagramm.
    Sah auf die Uhr. Bald würde es draußen hell werden.
    Er stand auf und ging in den Flur. Durchsuchte seine Jacke und fand die letzte Zigarette. Riss die Spitze ab und zündete sie an. Er setzte sich in den Ohrensessel im Wohnzimmer und wartete auf den Morgen.
    Mondlicht fiel ins Zimmer.
    Er dachte an Tom Waaler, der in die Ewigkeit starrte. Und an den Mann, den er in Gamlebyen aufgesucht hatte nach seinem Gespräch mit Waaler auf der Dachterrasse der Kantine. Es war leicht gewesen, ihn zu finden, denn er hatte seinen Spitznamen behalten und arbeitete noch immer im Familienkiosk.
    » Tom Brun? «, hatte der Mann hinter dem rissigen Tresen geantwortet und war sich mit der Hand durchs fettglänzende Haar gefahren. » Klar doch, erinnere ich mich an den. Armer Kerl. Hat von seinem Vater immer heftig Prügel bezogen.
    Sein Vater war ein arbeitsloser Maurer. Hat getrunken. Freu n de? Nein, ich war kein Freund von Tom Brun. Doch, doch, ich bin schon der, den sie Solo nennen. Interrail? «
    Der Mann hatte gelacht.
    » Ich bin nie weiter mit dem Zug gefahren als
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