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Das Flüstern des Windes (German Edition)

Das Flüstern des Windes (German Edition)

Titel: Das Flüstern des Windes (German Edition)
Autoren: Rainer Wekwerth
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Armee vollkommen niedergerannt wurde.
    Sirius und die anderen Generäle versuchten verzweifelt, eine Verteidigungslinie aufzubauen, aber mit dem Fluss im Rücken und den steilen Schluchtenwänden zu beiden Seiten, war ein Ausweichen unmöglich.
    Ronders Bogenschützen sandten aus sicherer Entfernung Pfeilhagel um Pfeilhagel auf die eng zusammengedrängten Männer. Viele starben bereits, ohne den Feind zu Gesicht bekommen zu haben.
    Auf Ronders Kommando ließen die Schützen ihre Bögen sinken und General Sandor preschte mit seinen Reitern in die wogende menschliche Masse. Zu Hunderten stürzten die Soldaten des Königs in die eiskalten Fluten, als sie versuchten, den stampfenden Pferdehufen zu entkommen. Als schließlich die Orks, gefolgt von den Fußtruppen, in den Kampf eingriffen, war das Schicksal der königlichen Armee besiegelt.
    Sie starben zu Tausenden.
    Ronder hatte doch auf eine Kampfteilnahme verzichtet. Hätte ihn ein Schwächeanfall während der Schlacht vom Pferd stürzen lassen, so hätte das die Moral seiner Männer gebrochen.
    Auf den Hals seines Pferdes gestützt, verfolgte er den Kampfverlauf. Auf seinem grimmigen Gesicht erschien ein Grinsen, als abzusehen war, dass seine Truppen siegreich aus diesem Gemetzel hervorgehen würden.
    Plötzlich bemerkte er eine Bewegung auf dem Fluss. Ronder kniff seine Augen zusammen und starrte in die Ferne, bis ihm Tränen der Anstrengung über das Gesicht liefen.
    Ein kleines Floß, mit nur wenigen Personen besetzt, hatte soeben das andere Flussufer erreicht.
    Canai war ihm entkommen.
     
    Unter den wenigen aus Canais Armee, die das Massaker überlebt hatten, befand sich auch Heidar, der Berater des Königs.
    Als Ronder in das Lager des Feindes ritt, schleppten zwei Soldaten den Schwerverletzten heran und warfen ihn dem Fürsten vor die Füße. Aus einer klaffenden Brustwunde sickerte Blut in den sandigen Boden, während Heidar wimmernd versuchte, auf die Knie zu kommen.
    Ronder beobachtete ihn teilnahmslos. In ihm war kein Mitleid für diesen Mann.
    Das schwarze Haar hing Heidar wirr vor das Gesicht, als er auf den Fürsten zukroch. Speichel lief seine Mundwinkel hinunter.
    »Gnade, Herr!«, winselte er.
    Der Schwerthieb hatte das Lederwams des Beraters zerfetzt und Ronder erkannte, dass Heidar eine Silberkette mit einem merkwürdigen Anhänger um den Hals trug. Er bückte sich und griff danach. Es war ein seltsam geformter Schlüssel, der drei Zacken an der Schließseite aufwies. Mit einem Ruck riss Ronder die Kette ab. Heidar wurde durch die plötzliche Bewegung nach vorn geworfen und fiel mit dem Gesicht in den Sand.
    Der Fürst betrachtete den Schlüssel neugierig. Irgendein Geheimnis schien ihn zu umgeben. Mit der Faust packte er Heidars Haarschopf und riss den Kopf nach hinten. Er ließ die Kette vor dessen Augen baumeln und fragte: »Was hat es mit diesem Schlüssel auf sich?«
    Heidar, der nun wusste, dass er keine Gnade zu erwarten hatte, hatte seine unterwürfige Haltung aufgegeben und spuckte Ronder ins Gesicht.
    »Das wirst du nie erfahren!«, krächzte er und lachte dann schallend.
    Ronder erhob sich. Mit seinem Ärmel wischte er den Speichel ab.
    »Bringt ihn zum Sprechen!«, befahl er.
     
    Heidar wurde zwei Stunden lang gefoltert, dann wusste der Fürst, was es mit diesem Schlüssel für eine Bewandtnis hatte.
     
     

18.
     
    Der Nebel hatte sich wie ein schweres Tuch um die Bergspitzen gelegt und verhüllte die karge Landschaft durch seinen sanften Schleier.
    Raureif bedeckte die Haarspitzen von Croms Fell und ließ es weiß und perlend schimmern. Die traurige Last in beiden Armen haltend, stieg er weiter den Berg hinauf. Er überwand einen reißenden Fluss, indem er einen entwurzelten Baumstamm als Brücke benutzte. Der Pfad wurde nun schmaler und führte ihn zwischen gigantischen Felsbrocken hindurch, die wie die Finger an der Hand eines fremden Gottes wirkten, der verzweifelt nach dem Himmel griff. Ork-Runen bedeckten viele der Steinblöcke. Ihre Symbole warnten davor, das Reich Modracs, des mächtigsten aller Schamanen, zu betreten.
    Crom knurrte finster und stapfte weiter den Pfad hoch. Der Weg wurde gesäumt von dünnen, zugespitzten Pfählen, auf die ausgebleichte Tierschädel gesteckt worden waren. Kleine Bänder, ebenfalls mit Runen beschriftet, flatterten darunter in einem nicht spürbaren Wind. Ein Frösteln durchlief den Ork. Er bleckte die Reißzähne und ging weiter.
    Der Pfad endete vor einer großen Höhle, aus deren Innerem
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