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Das Flüstern der Toten (German Edition)

Das Flüstern der Toten (German Edition)

Titel: Das Flüstern der Toten (German Edition)
Autoren: Darynda Jones
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der Atem wie Nebel vorm Mund, man fröstelt, die Haare stehen einem zu Berge. Doch der Mann in meinen Träumen, der dunkle, verführerische Fremde, dem ich inzwischen verfallen war, glich eher einem Schmelzofen. Er war wie das heiße Wasser, das über meinen Körper strömte, sinnlich und von Kopf bis Fuß schmerzhaft und überall zugleich.
    Und diese Träume waren so wirklichkeitsnah, die Gefühle und Reaktionen, die seine Berührungen in mir weckten, so lebendig. Ich konnte ihn in diesem Moment beinah spüren, seine Hände, die meine Schenkel hinaufglitten, als stünde er mit mir unter der Dusche, ich konnte seine Hände auf meinen Hüften fühlen, seinen großen, festen Körper, der sich an meinen Rücken schmiegte. Ich griff hinter mich und strich, als er mich an sich zog, mit den Fingern über seine stahlharten Hinterbacken. Seine Muskeln zogen sich zusammen und entspannten sich unter meiner Berührung, wie Ebbe und Flut unter dem Einfluss der Mondphasen. Als ich eine Hand zwischen uns nach unten führte und seine Erektion umfasste, sog er scharf die Luft ein und zog mich an sich.
    Ich spürte seinen Mund an meinem Ohr, sein Atem fächerte zart über meine Wange. Wir hatten nie ein Wort gesprochen. Die Wärme und Intensität meiner Träume ließ keinen Raum für Unterhaltungen.
    Doch jetzt vernahm ich zum ersten Mal ein Flüstern, leise, kaum hörbar. »Dutch.«
    Mein Herzschlag durchbrach die Schallmauer, sofort war ich hellwach, sah mich in der Dusche um und suchte in sämtlichen Ritzen und Fugen nach Gespenstern. Nichts. War ich eingeschlafen? Unter der Dusche? Unmöglich. Ich stand ja noch. Gerade so. Um nicht umzukippen, umklammerte ich die Armaturen und fragte mich, was um Himmels willen gerade passiert war.
    Nachdem ich mich einigermaßen gefangen hatte, drehte ich das Wasser ab und langte nach einem Handtuch. Dutch . Ich hatte ganz klar das Wort Dutch verstanden.
    Nur ein Mensch auf der ganzen Welt hatte mich jemals Dutch genannt, damals, vor sehr, sehr langer Zeit.

2
    So viele Tote, so wenig Zeit
    – Charlotte Jean Davidson
    Immer noch von der Rolle wegen der Identität meines Traummannes, wickelte ich mich in ein Handtuch und zog den Duschvorhang auf. Sussman steckte den Kopf durch die Tür, worauf mein Herz vor Schreck eine Etage tiefer sackte und sich an meinen bloßliegenden Nervenenden wund rieb.
    Ich zuckte zusammen, dann legte ich beruhigend eine Hand aufs Herz, ärgerlich, dass ich noch immer dermaßen schreckhaft war. Nachdem ich schon so viele Tote aus dem Nichts hatte auftauchen sehen, hätte ich eigentlich daran gewöhnt sein müssen.
    »Heilige Scheiße, Sussman. Ich wünschte, ihr Typen würdet mal lernen, vorher anzuklopfen.«
    »Körperlose Wesenheit«, sagte er eingeschnappt.
    Ich trat aus der Dusche und griff nach einer Sprühflasche auf meinem Schminktisch. »Wenn Sie auch nur einen Fuß in dieses Bad setzen, löse ich mit meinem transzendentalen Schädlingsbekämpfungsmittel Ihr Gesicht auf.«
    Er riss die Augen auf. »Ernsthaft?«
    »Nein«, antwortete ich und entspannte mich. Ich konnte die Verstorbenen einfach nicht anlügen. »Das ist bloß Wasser. Aber verraten Sie das nicht Mr Habersham, dem Toten aus 2B. Ich kann den alten Lüstling nämlich nur mit dieser Sprühflasche daran hindern, mir bis ins Badezimmer nachzusteigen.«
    »Kann man ihm nicht verübeln.«
    Ich guckte sauer und öffnete die Tür, die dabei durch sein Gesicht glitt und ihm kurz die Orientierung raubte. Er legte eine Hand an die Stirn, die andere an den Türpfosten, um gegen das Schwindelgefühl anzugehen. Diese Neulinge waren so durchschaubar. Ich ließ ihm eine Sekunde Zeit, zur Besinnung zu kommen, dann zeigte ich auf das Hinweisschild über der Außenklinke.
    »Merken Sie sich das«, befahl ich und schlug ihm die Tür vor der Nase zu.
    »Tote müssen leider draußen bleiben«, las er laut. »Und, ja, wenn Sie plötzlich die Fähigkeit besitzen, durch Wände zu gehen, sind Sie eindeutig tot. Sie liegen nicht bloß irgendwo in der Kanalisation und warten darauf, wieder zu sich zu kommen. Finden Sie sich damit ab, und halten Sie sich, verdammt noch mal, von meinem Badezimmer fern.« Doch wieder steckte er den Kopf durch die Tür. »Das ist aber ein bisschen unfreundlich, finden Sie nicht?«
    Mein Hinweisschild mochte dem unerfahrenen Betrachter ein wenig brutal vorkommen, aber dafür kam die Botschaft gewöhnlich an. Außer bei Mr Habersham. Ihm musste ich offen drohen. Immer wieder.
    Trotz des
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