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Das Flüstern der Nacht

Das Flüstern der Nacht

Titel: Das Flüstern der Nacht
Autoren: Peter V. Brett
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kannst!«
    Der Tätowierte Mann schaute von einer zur anderen und zuckte hilflos die Achseln. Zwei absolut gleiche Augenpaare funkelten ihn entrüstet an.
    Er runzelte die Stirn. »Warum musste ich in jener Nacht Bussi-Bussi spielen?«
    Bei diese Frage erhellten sich die Mienen beider Rennas. »Du hast beim Spiel ›Zuflucht‹ verloren«, erklärten sie unisono, um sich dann sofort wieder erschrocken anzusehen.
    Der Tätowierte Mann konzentrierte sich und behielt beide gleichzeitig im Auge. »Warum habe ich verloren?«
    Die Rennas zögerten, dann schauten sie ihn an. »Beni hat gemogelt«, gaben sie zu. Ein mörderischer Glanz trat in ihre Augen, als sie sich abermals einander zuwandten und ihre Messer hoben.
    »Nein!«, donnerte der Tätowierte Mann. »Gebt mir ein bisschen Zeit.«
    Beide bedachten ihn mit einem gereizten Blick. »Zum Horc, Arlen, lass mich einfach dieses verfluchte Ding töten, und die Sache ist erledigt!«
    »Du bist der Bestie nicht gewachsen, Renna«, schrie der Tätowierte Mann, worauf beide Frauen ihn wieder mit wütenden Blicken straften. »Die echte Renna würde auf mich hören«, setzte er hinzu.

    Die Frauen warfen die Köpfe in den Nacken und lachten ihn aus, aber sie trafen keine Anstalten, sich aufeinander zu stürzen. Der Tätowierte Mann nickte.
    »Komm raus!«, brüllte er in die Nacht. »Ich weiß, dass du da bist! Dieser Gestaltwandler-Dämon ist nicht schlau genug für eine solche Aufgabe!«
    Neben ihm raschelte es und ein Dämon erschien. Er war klein und zierlich, mit einem übermäßig großen Kopf und einem hohen, wulstigen Schädel. Die Augen glichen riesigen schwarzen Tümpeln, und als er das Maul öffnete, sah Arlen nur eine einzige Reihe scharfer Zähne. Die Krallen am Ende der dünnen Finger wirkten gepflegt wie die lackierten Nägel einer angieranischen Lady.
    »Ich hatte mich schon gefragt, wann ich einem von euch elenden Kreaturen begegnen würde«, rief der Tätowierte Mann. Mit dem Finger tippte er auf das große Siegel, das mitten auf seine Stirn tätowiert war. »Für diesen Fall hatte ich mich gerüstet.«
    Der Dämon legte den Kopf schräg und musterte ihn prüfend. Hinter ihm schienen die beiden Rennas ein wenig zu erstarren.
    »Dein Geist mag ja geschützt sein, aber die Gedanken dieses Weibchens sind es nicht«, erwiderten die Rennas einstimmig, während der Dämon fortfuhr, ihn zu mustern. »Wir können sie jederzeit töten.«
    Der Tätowierte Mann spannte den Bogen und schoss einen Pfeil ab, doch der Dämon zeichnete genauso schnell ein Siegel in die Luft; ein Blitz aus Magie entflammte und verbrannte den Pfeil zu Asche, ehe er sein Ziel erreichen konnte. Arlen legte einen zweiten Pfeil an, aber gegenüber diesem neuen Dämon war es eine sinnlose Geste. Mit einem Gefühl der Ohnmacht senkte er den Bogen und lockerte die Sehne.
    »Was willst du?«, fragte er.
    »Was will dein Ross von den Insekten, die es mit seinem Schweif fortwedelt?«, entgegneten die Rennas. »Du bist ein Ärgernis, das es zu beseitigen gilt, weiter nichts.«

    Der Tätowierte Mann lächelte höhnisch. »Dann kommt doch und versucht es!«
    Aber die Rennas schüttelten den Kopf. »Wenn der richtige Zeitpunkt da ist. Du hast keine Drohnen, die dich verteidigen, ich hingegen gebiete über viele. Bald werde ich deinen Schädel öffnen und deinen Geist verzehren, aber ich finde es unterhaltsam, dich zuerst um das Leben dieses Weibchens feilschen zu lassen.«
    »Du sagtest doch, ich hätte nichts, was dich reizen könnte.«
    »So ist es auch«, bestätigten die Rennas. »Aber wenn du etwas hergeben musst, das du am liebsten verborgen halten würdest, leidest du Schmerzen. Und die versüßen das Mahl, das wir aus deinem Geist zubereiten werden.«
    Der Tätowierte Mann kniff die Augen zusammen.
    »Wo hast du von unserer Existenz erfahren?«, wollten die Rennas wissen.
    Der Tätowierte Mann sah sie an und schaute dann zu dem Seelendämon zurück. »Warum sollte ich es dir erzählen? Aus meinem Kopf kannst du es nicht herausziehen, und sie weiß es nicht.«
    Die Rennas lächelten. »Ihr Menschen seid schwach, wenn es um eure Weibchen geht. Das ist ein Fehler, der euren Vorfahren sorgfältig angezüchtet wurde. Verrate es uns, oder sie stirbt.« Während sie sprachen, hoben beide Frauen identische Messer, traten aufeinander zu und packten sich gegenseitig an der Kehle.
    Der Tätowierte Mann spannte erneut seinen Bogen, wusste jedoch nicht, auf welche Frau er zielen sollte. »Eine könnte ich
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