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Das Flüstern der Albträume

Das Flüstern der Albträume

Titel: Das Flüstern der Albträume
Autoren: Mary Burton
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Ungeheuer. Ich habe ihn gelehrt, stark zu sein.«
    »Du hast ihn gelehrt, schwach zu sein«, sagte Eva. Je mehr sie zu Sally durchdrang, desto größer war die Chance, dass Sally abgelenkt wurde und Garrison handeln konnte.
    »Du hast ihn zu einem winselnden Feigling gemacht.« Eva hob den Kopf. »Nachdem er mich vergewaltigt hatte, hat er wie ein Baby geweint. Er hat mich um Verzeihung angefleht.«
    Sally zuckte zusammen. »Lügnerin.«
    Eva befeuchtete sich die Lippen. »Und dann hat er sich wie ein Baby in die Hose gemacht.«
    Sally wirbelte herum. Doch ehe sie etwas sagen konnte, schoss Garrison und traf sie in die Brust. Sally fiel auf die Knie, stürzte vornüber und landete hart auf dem Steinboden.
    Bobby schlang sich die Arme um die Brust, und Garrison zog ihn an sich. »Schsch. Es ist vorbei.«
    »Sie hat Eva wehgetan.«
    »Ein Rettungswagen ist unterwegs«, sagte Malcolm.
    Garrison richtete sich auf und führte Bobby zu Eva. »Bleib hier stehen, Junge, während ich nach ihr sehe.«
    Er band ihre Hände und Füße los und sah sich das Brandmal auf ihrer Schulter an. »Eva.«
    »Ich werd’s überleben«, sagte sie.
    »Herrgott, Liebling.« Er hob sie auf und achtete darauf, ihr nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen.
    Tränen strömten über Bobbys Gesicht. »Es tut mir leid, Eva. Es tut mir so leid.«
    »Mir geht’s gut, Schätzchen.«
    »Sie hat dich verbrannt.«
    »Es wird alles wieder heilen.«
    Garrison betrachtete sie mit grimmiger Miene. Die Heilung würde viel Zeit brauchen.

Epilog
    Mittwoch, 21. September, 10:00 Uhr
    Eva stellte den mit Büchern vollgepackten Rucksack auf die Theke. Im Pub war es ruhig. Die Mittagsgäste würden frühestens in einer Stunde kommen, doch jetzt schon drang der Duft nach Suppe und frischem Brot aus der Küche, zusammen mit Kings Lieblingssong von Elvis, »Love Me Tender«.
    Vor sechs Wochen hatte Eva ihr Studium aufgenommen, mit finanzieller Unterstützung von Angie. Ihre Schwester sagte, das Geld sei ein Geschenk, wohingegen Eva darauf bestand, dass es ein Darlehen war.
    Bisher fand sie es großartig. Alles gefiel ihr: die ahnungslosen Erstsemester, das schlechte Mensaessen, das Lernen. Selbst die Klausur heute.
    Sie hatte überlegt, ins Studentenwohnheim zu ziehen, aber die Betonwände hatten sie an ihre Zeit im Gefängnis erinnert. Und da sie es sich nicht leisten konnte, ein Zimmer in der Nähe des Campus zu mieten, war es einfach nur vernünftig, im King’s zu bleiben.
    Immer noch arbeitete sie dreimal in der Woche ab Mittag, außerdem machte sie Kings Buchführung. Und sie sah Bobby jeden Tag, wenn er aus der Schule kam. Dadurch, dass sie im King’s wohnte, war sie auch näher bei Angie.
    Die beiden Schwestern hatten ihr Möglichstes getan, um sich auszusöhnen. Es war nicht immer einfach, aber sie kamen zurecht. Mit Angies Hilfe hatte Eva beim Gouverneur einen Antrag auf Aufhebung ihrer Verurteilung gestellt. Es war erst wenige Tage her, dass er die Verfügung unterschrieben hatte.
    Donovan hatte seine Verletzungen überlebt und der ganzen Welt berichtet, was Kristen Hall ihm vor ihrem Tod gestanden hatte. Die Story war überregional gedruckt worden, und kürzlich hatte in der Zeitung gestanden, dass er einen Buchvertrag unterzeichnet hatte.
    Das hatte Eva noch mehr Interviewanfragen eingebracht. Sie hatte alle abgelehnt, dennoch hatte der Trubel um sie beinahe den ganzen Sommer angehalten. Ende August schließlich hatte die Öffentlichkeit begonnen, sie zu vergessen.
    Eva trat durch die Schwingtür in die Küche. King verzierte gerade Cupcakes. Auf der Arbeitsfläche standen fünf Bleche. »Wer feiert denn?«
    »Bobby hat bald Geburtstag.«
    Eva stibitzte einen Löffel Creme. »Doch erst nächste Woche.«
    »Er will aber morgen in der Schule feiern. Ich habe der Lehrerin gesagt, dass ich ein paar Cupcakes backe.«
    »King, das sind doch bestimmt vierhundert Stück.«
    Mit gerunzelter Stirn betrachtete King die Kuchenarmada. »Meinst du, ich habe zu viele gemacht?«
    Eva lachte. »Nein. Glaub mir, die werden gegessen. Und was übrig ist, kannst du den Lehrern schenken. Vielleicht macht das den Vorfall von letzter Woche auf dem Pausenhof wett.«
    Bobby war seit Kurzem in der vierten Klasse und kam größtenteils gut zurecht. Bei den Schularbeiten benötigte er Hilfe von Eva und King, und manchmal kam auf dem Schulhof der Raufbold in ihm zum Vorschein. So selbstsicher der Junge inzwischen auch war, wenn man ihn wegen seiner Vergangenheit aufzog, ließ er sich
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