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Das Flüstern der Albträume

Das Flüstern der Albträume

Titel: Das Flüstern der Albträume
Autoren: Mary Burton
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das, was er nicht haben konnte, und dafür hasste er mich.«
    Wenn Sally und sie diese Unterhaltung vor einer Woche geführt hätten, hätte Eva mit ihr zusammen geweint. Doch als sie jetzt die gefesselten Handgelenke wand und versuchte, die immer stärkeren Schmerzen nicht zu beachten, schrie es in ihr : Du verrücktes Miststück! Lass mich gehen! Aber im Gefängnis hatte sie gelernt, ihre Angst zu verbergen. »Es tut mir so leid, Sally.«
    Sally schien Eva nicht zu hören. »Als die Jungen dreizehn waren, habe ich einen bedauerlichen Fehler gemacht.«
    »Der Autounfall?«
    »King hat dir davon erzählt.«
    »Warum bist du in seinen Pub gekommen? Er kannte dich doch.«
    »Ich habe dich gesucht, nicht ihn. Als ich ihn sah, dachte ich erst, ich hätte es vermasselt. Aber er hat mich nicht erkannt. Der Trottel! Er hatte mich als viel jüngere Frau in Erinnerung. Kein gefärbtes Haar mehr, keine Designerkostüme, keine manikürten Nägel. Nur die schäbige alte Sally in ihren Bauernröcken.«
    »Du hast seine Familie umgebracht.«
    Sally fuhr hoch. »Diese blöde Autofahrerin ist mir in die Quere gekommen. Sie hätte eben schneller fahren sollen.«
    Eva fühlte sich elend wegen King. Er hatte so viel verloren durch diese Frau, die keinerlei Reue empfand. »Damals hat Darius dich weggeschickt.«
    »Er ließ mich in einer privaten Irrenanstalt einsperren.« Tränen liefen Sally über die Wangen. »Das Schwein. Er hat mir fast zwanzig Jahre meines Lebens gestohlen.« Der Zorn schien sich wie ein Lauffeuer in ihr auszubreiten. »Und dann hat er mich letztes Jahr besucht. Der Krebs hatte seinen Körper zerfressen, und er sah so schwach und müde aus. Ich habe ihn fast nicht erkannt. Aber er hatte von dieser Hure Lisa erfahren, was in der Nacht geschehen war, in der mein Junge starb. Er hatte nicht die Kraft, euch alle umzubringen, also bat er mich, es zu tun. Natürlich habe ich eingewilligt.«
    »Wo ist Bobby?«
    »Oben. In Sicherheit. Ich habe einen Fernseher und Knabbereien gekauft. Kinder mögen Knabbereien und Trickfilme.«
    »Was willst du mit Bobby?«
    »Ich bin seine Großmutter.«
    »Seine Großmutter ist tot.«
    »Du meinst seine andere Großmutter. Ja, ich weiß. Ich habe sie getötet.«
    »Ich kann mich an Elizas Tochter erinnern.«
    »Sie war in meinen Jungen verliebt. Und sie hat es geschafft, sich schwängern zu lassen. Darius wollte kein uneheliches Enkelkind und sagte ihr, er würde ihre Familie ruinieren, falls sie es jemandem erzählte. Als Darius zu mir kam, erzählte er mir von Bobby. Mir war sofort klar, dass ich ihn sehen musste.«
    Eine Träne rann Eva über die Wange. »Wieso hast du Eliza umgebracht?«
    »Ich fuhr an ihrem Haus vorbei, um Bobby zu sehen, und sie hat mich bemerkt. Ob du es glaubst oder nicht, aber sie hat mich erkannt. Sie hätte jedem erzählt, dass ich wieder da bin, und alle meine Pläne ruiniert. Also habe ich sie getötet.« Sally atmete seufzend aus. »Bald werden nur noch Bobby und ich da sein …«
    Garrison und drei andere Polizeiwagen erreichten das Backsteinhaus. Es war das Haus, das Lenny Danvers beschrieben hatte. Hier hatte er die Frau schreien gehört. Und verbranntes Fleisch gerochen. Garrison betete, dass sie noch rechtzeitig kamen.
    Sally lächelte, als sie sah, wie die Spitze des Brenneisens langsam heiß wurde. Nur noch eine Minute, dann würde es so weit sein.
    »Was willst du tun?«
    »Dir die Sterne einbrennen, wie den anderen. Ihr wolltet doch, dass man euch als Himmelssterne in Erinnerung behält, und das wird man auch.«
    »Dein Sohn hat mir schon einen Stern eingebrannt.«
    »Er hätte dich damals umbringen sollen. Dass er es aufgeschoben hat, hat ihn das Leben gekostet. Vermutlich hatte er zu viel Spaß. Wenn es um Frauen geht, sind Männer schwach.«
    »Er hat mich vergewaltigt.«
    »Ach, komm«, sagte Sally. »Ich wette, du hast deinen süßen kleinen Hintern vor ihm geschwenkt und genau gewusst, welche Wirkung du auf ihn hattest. Die anderen Mädchen haben es genauso gemacht. Sie haben ihn allesamt verführt.«
    Über ihnen erklangen Schritte, und Eva blickte zur Treppe hinauf. Ganz oben erschien Bobby. »Sally?«
    Sally ging schnell zu Eva und stopfte ihr ein Stück Stoff in den Mund. »Ich bin hier unten. Warte, ich komme gleich zu dir.«
    Sally sicherte den Stoffklumpen in Evas Mund mit einem Streifen Klebeband. Zufrieden, dass Eva den Jungen nicht warnen konnte, ging sie nach oben, schloss die Tür von innen ab und kam dann mit Bobby wieder hinunter
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