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Das fliegende Klassenzimmer.

Das fliegende Klassenzimmer.

Titel: Das fliegende Klassenzimmer.
Autoren: Erich Kästner
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nach Hause. Der Junge ging in der Mitte und hatte sich bei seinen Eltern eingehenkelt.
    Es war ein wundervoller Spaziergang! Der Himmel glitzerte wie ein unendliches Juweliergeschäft. Es schneite nicht mehr. Und in allen Häusern glänzten Christbäume.
    Martin blieb stehen und zeigte zum Himmel hinauf. »Das Sternenlicht, das wir jetzt sehen«, sagte er, »ist viele, viele Jahrtausende alt. So lange brauchen die Lichtstrahlen bis in unsere Augen. Vielleicht sind die meisten dieser Sterne schon vor Christi Geburt erloschen. Aber ihr Licht ist noch auf der Reise. Und so leuchten sie noch für uns, obwohl sie in Wirklichkeit längst kalt und dunkel geworden sind.«
    »Aha«, sagte der Vater. Und die Mutter staunte ebenfalls. Und dann gingen sie weiter. Der Schnee machte unter den Schuhsohlen Katzenmusik. Martin drückte den Arm seiner Mutter und den Arm seines Vaters fest an sich. Er war glücklich.
    Als sie vorm Hause standen und der Vater die Haustür aufschloss, sah Martin noch einmal zum Himmel empor. Und gerade in diesem Augenblick löste sich eine Sternschnuppe vom Dunkel der Nacht los und glitt schweigend über den Himmel, hinab zum Horizont.
    Der Junge dachte: >Jetzt kann man sich etwas wünschen!< Und er dachte, während er dem Flug der Sternschnuppe mit den Augen folgte, rasch weiter: >So wünsch ich meiner Mutter und meinem Vater, dem Justus und dem Nichtraucher, Johnny und Matz und Uli und auch Sebastian, dass sie recht, recht viel Glück im Leben haben mögen! Und mir wünsch ich’s auch !< Das war nun zwar ein ziemlich langer Wunsch. Aber er hatte trotzdem berechtigte Aussichten auf Erfüllung. Denn Martin hatte, während die Sternschnuppe fiel, kein Wort gesprochen.
    Und das ist ja bekanntlich die Hauptsache dabei.

    Dann zogen sie ihre Mäntel an und gingen miteinander zum Bahnhof

Das Nachwort 
...enthält Autobusse und Straßenbahnen; wehmütige Erinnerungen an Gottfried, das Pfauenauge, und an das Kalb namens  Eduard; eine Begegnung mit Johnny Trotz und seinem Kapitän; viele Grüße an den Justus und an den Nichtr aucher; und das Ende des Buches.
    So. Nun habe ich euch meine Weihnachtsgeschichte erzählt!
    Entsinnt ihr euch, dass ich auf einer großen Wiese saß, als ich sie zu schreiben begann? Auf einem Holzbänkchen, vor einem kleinen, wackligen Tisch? Und wenn es mir zu heiß wurde, blickte ich zu den Riffelwänden hinauf und zu den verschneiten Klüften der Zugspitze, Die Zeit vergeht, >als flögen wir davon<.
    Während ich das Nachwort schreibe, sitze ich schon wieder in Berlin. Hier habe ich nämlich eine kleine Wohnung. In einem Gartenhaus, vier Treppen hoch. Meine Mutter ist gerade zu Besuch, und zum Mittagessen soll ich pünktlich zu Hause sein.
    Heute gibt’s Makkaroni mit Schinken. Das ist eines meiner Leibgerichte.
    Ich sitze gerade vor einem Kaffeehaus am Kurfürstendamm.
    Es ist Herbst geworden. Wenn der Wind weht, fallen gelbe und braune Blätter auf den Asphalt.
    Wo ist er hingeflogen, jener bunte Schmetterling, der Gottfried hieß und der mich, fünf Wochen lang, fast jeden Nachmittag besuchte? Schmetterlinge werden nicht alt. Gottfried wird gestorben sein. Er war so ein freundlicher, anhänglicher Schmetterling. Friede seiner Asche!
    Und was mag das hübsche braune Kalb treiben, das mich allabendlich auf der großen Wiese abholte und bis vors Hotel drunten am See begleitete? Is t es schon ein Ochse geworden?
    Oder hat man es zu Kalbsschnitzeln verarbeitet? Ach, Eduard war mir so sympathisch! Wenn er jetzt quer über den Kurfürstendamm getrottet käme, vor meinem Korbstuhl stehen bliebe, mich treuherzig ansähe und mit seinen kleinen Hörnern stupste - ich begänne vor Freude zu johlen. Und ich nähme ihn bestimmt für immer zu mir. Er könnte vielleicht auf meinem Balkon wohnen. Ich würde ihn mit alten Seegrasmatratzen füttern. Und abends ginge ich mit ihm im Grunewald spazieren…
    Aber hier, wo ich jetzt sitze, kommen keine Kälber vorüber.
    Höchstens dann und wann ein paar Schafe oder ein Rhinozeros.
    Und die Straßenbahnen klingeln. Die Autobusse rollen knurrend und knarrend vorüber. Die Autos hupen, als steckten sie am Spieße. Alle haben es eilig. Na ja. Ich bin eben wieder in der Großstadt.
    Am Fuß der Zugspitze dufteten die Feldblumen. Hier riecht es nach Autoreifen und Benzolgemisch. Trotzdem: Ob Tannenbäume oder Fabrikschlote, Hochhäuser oder Berge mit ewigem Schnee, ob Getreidefelder oder Untergrundbahnhöfe, Altweibersommer oder Telefondrähte,
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