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Das fliegende Klassenzimmer.

Das fliegende Klassenzimmer.

Titel: Das fliegende Klassenzimmer.
Autoren: Erich Kästner
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wartete eine Weile.
    Er wusste, dass man mit dem Trösten nicht zu früh beginnen darf. Dann nahm er sein Taschentuch, zog den Jungen zu sich heran und wischte ihm das Gesicht ab. »Na, na«, sagte er.
    »Na, na.« Er war selber ein bisschen mitgenommen. Er musste ein paarmal energisch husten. Dann fragte er: »Was kostet denn der Spaß?«
    »Acht Mark.«
    Der Justus holte seine Brieftasche heraus, nahm einen Geldschein und sagte: »So, da hast du zwanzig Mark. Das reicht für die Heimfahrt und für die Rückreise.«
    Martin starrte entgeistert auf die Banknote. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, das geht nicht, Herr Doktor.«
    Der Justus steckte ihm den Schein in die Jacketttasche und meinte: »Willst du gleich folgen, du Lümmel?«
    »Ich habe aber selber noch fünf Mark«, murmelte Martin.
    »Ja, willst du denn deinen Eltern nichts schenken?«
    »Doch, sehr gern. Aber…«
    »Siehst du wohl!«, sagte der Hauslehrer.
    Martin rang mit sich. »Vielen, vielen Dank, Herr Doktor. Aber ich weiß nicht, wann Ihnen meine Eltern das Geld zurückzahlen können. Mein Vater hat nämlich keine Stellung.
    Hoffentlich finde ich Ostern einen Sextaner, dem ich Nachhilfe geben kann. Hat es solange Zeit?«
    »Willst du gleich den Mund halten?«, sagte Doktor Bökh streng. »Wenn ich dir am Heiligen Abend das Reisegeld schenke, dürft ihr mir’s gar nicht wiedergeben! Das wäre ja noch schöner!«
    Martin Thaler stand neben seinem Lehrer und wusste nicht, was er tun und wie er sich bedanken sollte. Endlich griff er zaghaft nach der Hand des Mannes und drückte sie leise.
    »Na, nun pack aber deinen Koffer!«, sagte der Justus. »Und grüße deine Eltern schön von nur. Vor allem deine Mutter. Die kenne ich ja schon.«
    Der Junge nickte. Dann erwiderte er: »Und grüßen Sie, bitte, auch Ihre Mutter vielmals!«
    »Das wird leider nicht möglich sein«, meinte Doktor Bökh. »Meine Mutter ist seit sechs Jahren tot.«
    Martin machte eine Bewegung. Es sah fast aus, als wolle er seinem Lehrer um den Hals fallen. Er tat es natürlich nicht, sondern trat respektvoll zurück und blickte den Justus lange und treuherzig an.
    »Schon gut«, sagte Doktor Bökh. »Ihr habt mir ja den Nichtraucher beschert. Mit dem werde ich heute Abend Weihnachten feiern. Drüben in seiner Eisenbahnvilla. Und um Uli und dessen Eltern und um Johnny Trotz muss ich mich auch ein bisschen kümmern. Du siehst, sehr viel Zeit zum Einsamsein werde ich gar nicht haben.« Dann klopfte er dem Jungen auf die Schulter und nickte freundlich: »Glückliche Reise, Martin!«
    »Und nochmals vielen Dank«, sagte der Junge leise. Dann drehte er sich um und rannte davon. Zur Schule hinauf. Ins Schrankzimmer.
    Der Justus aber spazierte weiter durch den stillen verschneiten Park. Bis zum Zaun. Dort sah er sich vorsichtig nach allen Seiten um. Und dann kletterte er, genau wie einst als Junge, über den Zaun hinweg. Es ging noch ganz gut. »Gelernt ist gelernt«, sagte er zu einem frierenden Sperling, der ihm neugierig zuschaute.
    Und dann besuchte er den Nichtraucher. Der hatte einen kleinen Tannenbaum besorgt. Und den behängten sie nun gemeinsam mit Lametta und vergoldeten Nüssen.
    Als Martin den Koffer packte, kam Johnny ins Schrankzimmer.
    »Da bist du ja!«, rief er. »Matz wollte sich von dir verabschieden. Du sollst ihm nach Hause schreiben und mitteilen, mit welchem Zug du wieder zurückfährst.«
    »Mach ich«, meinte Martin vergnügt.
    »Na, allmählich scheinst du ja wieder normal zu werden«, sagte Johnny erfreut. »Ich dachte schon, du wärst übergeschnappt. Was war denn? Hm?«
    »Frag mich nicht«, bat Martin. (Denn er konnte doch nicht gut Johnny, der überhaupt kein Zuhause hatte, von seinem Kummer erzählen!) »Ich kann dir nur sagen, dass der Justus ein Mensch ist, wie es keinen zweiten gibt.«
    »Hältst du das etwa für eine Neuigkeit?«, fragte Johnny.
    Beim Packen fiel Martin »Der Einsiedler« in die Hände. Jenes Bild, das er für den Nichtraucher gemalt hatte. »Herrje«, sagte er. »Viel Sinn hat das Bild ja nun nicht mehr. Denn nun ist er ja kein Einsiedler mehr, sondern unser Schularzt. Aber vielleicht freut’s ihn doch?«
    »Sicher«, meinte Johnny. »Es ist doch eine Erinnerung für ihn. An das vergangene einsame Jahr. Ich geb’s ihm heute Abend.«
    Und dann stiegen sie zu Uli hinauf. Der Kleine hatte Besuch.
    Er lag lächelnd glücklich im Bett, die Eltern saßen neben ihm.
    »Das sind ja schöne Geschichten«, meinte Herr von Simmern.
    »Er
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