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Das fliegende Klassenzimmer.

Das fliegende Klassenzimmer.

Titel: Das fliegende Klassenzimmer.
Autoren: Erich Kästner
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Vergesst eure Jugend nicht! Das klingt jetzt, wo ihr noch Kinder seid, recht überflüssig. Aber es ist nicht überflüssig. Glaubt es uns! Wir sind älter geworden und trotzdem jung geblieben. Wir wissen Bescheid, wir beiden!«
    Der Doktor Bökh und der Doktor Uthofft schauten einander an.
    Und die Jungen beschlossen in ihrem Herzen, diesen Blick nie zu vergessen.
    Es war schon sehr spät, als der Justus die Runde durch die Schlafsäle machte. Er ging auf den Zehenspitzen. Die Dielen knarrten leise. Und die kleinen Wandlämpchen flackerten bei jedem seiner Schritte.
    Im Schlafsaal II blieb er an Martins Bett stehen. Was mochte nur mit diesem Jungen los sein? Was war denn da geschehen?
    Martin Thaler schlief unruhig. Er warf sich im Bett hin und her und murmelte ununterbrochen ein und denselben Satz.
    Doktor Bökh beugte sich vor und lauschte angestrengt.
    Was flüsterte der Junge im Schlaf? »Weinen ist streng verboten«?
    Der Justus hielt den Atem an.
    »Weinen ist streng verboten! Weinen ist streng verboten!«
    Immer wieder. Immer wieder.
    Das musste ein seltsamer Traum sein. Ein Traum, in dem Weinen streng verboten war!
    Doktor Bökh ging langsam und leise aus dem Saal.

Das elfte Kapitel 
...enthält einen fidelen Bahnhof; eine Schule ohne Schüler; die Entdeckung an der Kegelbahn; einen Lehrer, der heimlich über Zäune klettert; Besuch bei Uli; Johnnys Behauptung, dass man sich die Eltern nicht aussuchen könne; und zum zweiten Mal die gleiche Notlüge.
    Der 24. Dezember begann im Johann Sigismund-Gymnasium mit einem Höllenspektakel. Die Jungen rasten wie die Wilden die Treppen hinauf und herunter. Der eine hatte seine Zahnbürste aus Versehen im Waschsaal liegen lassen. Der andere suchte den Kofferschlüssel wie eine Stecknadel. Der dritte hatte vergessen, die Schlittschuhe einzupacken. Der vierte holte Verstärkung, weil der Koffer zu voll war und nur schloss, wenn sich mindestens drei Mann darauf setzten.
    Die Primaner taten zwar, als ob sie es bei weitem weniger eilig hätten. Aber wenn sie niemand beobachtete, rasten sie ganz genau wie die Kleineren durch die Korridore.
    Gegen zehn Uhr früh war die Schule schon halb leer. Die anderen, die später fuhren, machten zwar noch genügend Radau. Aber der Kenner spürte doch schon, dass die Auswanderung begonnen hatte.
    Mittags zog dann der nächste Trupp durchs weit geöffnete Tor.
    Die Mützen saßen schief auf den Köpfen. Die schweren Koffer schleppten sie im Schnee.
    Matthias kam ein paar Minuten danach hinterhergestolpert. Er hatte sich bei Uli verspätet. Johnny stand am Tor und gab ihm die Hand.
    »Pass gut auf den Kleinen auf!«, sagte Matthias. »Ich werde ihm öfters schreiben. Und lass dir’s gut gehen!«
    »Gleichfalls«, meinte Johnny Trotz. »Ich passe schon auf.
    Aber nimm die Beine untern Arm. Sebastian ist bereits vorausgegangen.«
    »Man hat’s schwer«, stöhnte Matz. »Zum Bäcker Scherf muss ich auch noch. Sonst verhungere ich im Zug. Und das kann ich meinen alten Herrschaften doch nicht antun. Hör mal, Dichterfürst, wo ist denn eigentlich Martin Thaler, auch das Dreimarkstück genannt? Ich wollte mich nämlich von ihm verabschieden. Aber ich finde ihn nirgends. Und ohne ihn ist das unmöglich. Na, grüß ihn bestens. Und er soll mir einen Kartengruß zukommen lassen, damit ich weiß, mit welchem Zug er in unser Bildungsinstitut zurückfährt.«
    »Schon gut«, sagte Johnny. »Ich werde es ausrichten. Nun halte aber den Mund und mach, dass du fortkommst!«
    Matz hob den Koffer auf die linke Schulter, rief: »Mensch, ich krieg ‘nen Punchingball!«, und zog wie ein studierter Gepäckträger davon.
    Der Bahnhof wimmelte von Gymnasiasten. Die einen wollten nach dem Norden fahren, die anderen nach Osten. Die zwei Züge, auf die man wartete, passierten Kirchberg kurz hintereinander.
    Die Primaner spazierten mit ihren Tanzstundendamen die Bahnsteige entlang und plauderten weltmännisch. Man überreichte einander Blumen und Lebkuchen. Der schöne Theodor erhielt von seiner Tangopartnerin, einem gewissen Fräulein Malwine Schneidig, ein Zigarettenetui, das beinahe echt war. Er zeigte es stolz den anderen Primanern. Sie wurden hellgelb vor Neid.
    Sebastian, der in der Nähe stand und einen Haufen Unterklassianer um sich versammelt hatte, riss auf Kosten der Primaner Witze und hatte großen Heiterkeitserfolg.
    Endlich kam auch Matthias an. Er setzte sich auf seinen Koffer und aß sechs Stück Kuchen. Anschließend lief der erste der beiden
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