Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
suchen
sollten. Sie war froh, dass sich Putensenf nicht mehr meldete. Lediglich Nathan
Madsack rief noch einmal an und fragte nach dem Stand der Dinge. Er selbst
hatte keine Neuigkeiten.
    Resigniert verließ
Frauke am Nachmittag ihr Büro. Es war ein wunderbarer Spätsommertag. Mit
Sicherheit war die City ebenso voll wie die Wege rund um den Maschsee, die
Eilenriede oder die Herrenhäuser Gärten. Sie verspürte aber kein Verlangen, den
Rest des Wochenendes in ihrer Wohnung zu verbringen. So raffte sie ein paar
Sachen zusammen und fuhr nach Celle, um dort von einem kleinen Hotel aus die
alte Residenzstadt zu erkunden. Sie hatte beschlossen, am Montag direkt aus
Celle an ihren Schreibtisch zurückzukehren.

ZWEI
    Als Frauke
im Landeskriminalamt eintraf, waren die Mitarbeiter ihres Teams schon anwesend.
Madsack begrüßte sie mit einem distanzierten, aber immerhin freundlichen »Guten
Morgen«, Thomas Schwarczer verhielt sich neutral, und Jakob Putensenf schenkte
ihr einen mehr geknurrten als gesprochenen Morgengruß.
    Noch auf dem Flur
wurde sie von Uschi Westerwelle-Schönbuch abgefangen, der Sekretärin von
Kriminaloberrat Ehlers.
    »Der Chef bittet
Sie, zu ihm zu kommen.«
    Sie betrat Ehlers’
Büro, dessen Tür wie so häufig offen stand.
    »Guten Morgen, Frau
Dobermann.« Er stand von seinem Platz hinter dem Schreibtisch auf, gab ihr die
Hand und ging zur Zimmertür, um sie zu schließen. Das bedeutete, dass das
Gespräch einen vertraulichen Charakter haben würde.
    »Bitte«, sagte
Ehlers, deutete auf den Besucherstuhl vor seinem Schreibtisch und stieg sofort
in das Thema ein, ohne sie nach dem Wochenende oder nach ihrem persönlichen
Befinden zu fragen. »Was ist vorgestern in Isernhagen geschehen?«
    Frauke berichtete
von dem Attentat.
    »Galt es Ihnen oder
dem Mann, den Sie aufgesucht haben?«
    »Mir«, sagte Frauke.
»Ich habe keine Beweise dafür, bin aber davon überzeugt.«
    »Wer war der Mann,
den Sie aufgesucht haben? Und warum ist er unerkannt entkommen?«
    »Ich kenne den Namen
nicht«, erwiderte Frauke. »Es war ein anonymer Hinweis, der mich erreichte. Dem
bin ich nachgegangen.«
    Ehlers rümpfte die
Nase. »Da kommen mir zu viele merkwürdige Zufälle und mangelnde
Professionalität zusammen. Um es gleich vorwegzunehmen: Sie sind gefährdet. Und
ich trage die Verantwortung für meine Mitarbeiter. Deshalb überlege ich, ob ich
Sie von diesem Fall abziehe. Ich habe kein Misstrauen Ihnen gegenüber und bin
überzeugt, die Angelegenheit ist bei Ihnen in den besten Händen. Dafür spricht
auch, dass man es gezielt auf Sie abgesehen hat. Man fürchtet Sie. Deshalb bin
ich enttäuscht, dass Sie sich so leichtfertig in Gefahr begeben und ohne
Abstimmung oder Unterstützung einen solchen Termin wahrnehmen. Was haben Sie
sich davon versprochen?«
    »Wir wissen zu wenig
über unsere Gegner. Es ist uns zwar gelungen, in ihre Strukturen einzudringen
und Teile davon zu zerschlagen, aber die Organisation ist so aufgebaut, dass
wir noch weit von den Hintermännern entfernt sind. Wir erwischen immer nur die
Handlanger, und die werden ständig ersetzt. Die Leute scheinen über ein großes
Reservoir zu verfügen. Da gibt es nicht nur einen oder zwei gewaltbereite
Akteure. So habe ich mir von diesem Termin versprochen, eventuell ein paar
Hintergrundinformationen zu erhalten. Die hätten wir nicht bekommen, wenn wir
dort mit einem größeren Aufgebot anmarschiert wären. Deshalb bin ich allein zu
diesem konspirativ anmutenden Treffen gegangen.«
    »Kann es sein, dass
der Anschlag nicht Ihnen, sondern Ihrem Gesprächspartner galt? Dass man ihn
eliminieren wollte, bevor er aussagt?«
    Es hatte keinen
Sinn, dem Kriminaloberrat etwas vormachen zu wollen. Ehlers war ein kluger
Analytiker.
    »Ich bin mir dessen
nicht sicher. Tatsache ist, dass der Informant den Attentäter zuerst gesehen
und mich zur Seite gestoßen hat. Daher bezweifle ich, dass es eine gegen mich
geplante Aktion war. Dann hätte man mich nicht gewarnt. Vor allem wäre das
Ganze auch nicht so aufwendig inszeniert worden.«
    Ehlers gab sich mit
dieser Erklärung zufrieden. Frauke hätte ihm die wahren Gründe, weshalb sie
nach Isernhagen gefahren war, nicht erklären können. Das Ganze war zu
unglaubwürdig. Sie selbst gestand sich ein, dass sie die Geschichte auch keinem
ihrer Mitarbeiter abgenommen hätte.
    Ehlers wies auf ein
Blatt Papier, das vor ihm lag. »Der Unbekannte hat Erste Hilfe geleistet«,
sagte er. Es klang wie eine Feststellung.
    Frauke
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher