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Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale
Autoren: Hannes Nygaard
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erklären Sie es sich, dass der saubere Dr. Eigelstein
nicht nur Stupinowitsch berät, sondern dass vor seinem Haus auch ein
Mordanschlag auf mich verübt wurde?«
    »Aber ich …«,
stammelte Madsack. »Ich kann doch nur das wiedergeben, was mir bekannt ist.«
    Frauke schüttelte
den Kopf. »Offenbar weiß hier in Hannover niemand etwas Konkretes.«
    »Wie gut, dass wir
Sie haben. Unsere Frauenquote«, mischte sich Putensenf ein, der an Fraukes
Bürotür stehen geblieben war. »Bevor Sie hier aufgetaucht sind, haben wir keine Ahnung von der Kriminalitätsbekämpfung gehabt.«
    »Sie sind der
Richtige«, schimpfte Frauke. »Ist es zulässig, dieser Tätigkeit mit ungeputzter
Brille nachzugehen? Ihnen fehlt doch der Durchblick. Sie haben nicht bemerkt,
dass Ihr Vorgesetzter mit der organisierten Kriminalität paktiert und sogar vor
einem Mord nicht zurückschreckt.«
    »Ein mutmaßlicher
Mörder«, versuchte sich Putensenf zu verteidigen. »So viel Korrektheit muss
sein.«
    »Sparen Sie sich
Ihre Wortklauberei. Was hat die Spurensicherung ergeben?«, wechselte sie abrupt
das Thema.
    Putensenf trat an
den Schreibtisch heran. »Nichts. Es gibt Fingerabdrücke von mehreren Personen,
darunter von einer Frau.«
    »Das könnten meine
sein«, unterbrach Frauke ihn.
    Putensenf spitzte
die Lippen. »Soso. Wie war das mit der Professionalität? Sie laufen vor der
Spurensicherung durchs Haus und fassen alles an. Macht man das so in Flensburg?
Ach ja, ich vergaß.« Er legte den Zeigefinger gegen die Schläfe, als wäre ihm
plötzlich etwas eingefallen. »Da gibt es doch dieses Versandhaus in Flensburg,
Beate Dingsbums … Die vertreiben doch Artikel für ein Vergnügen, bei dem
Betatschen dazugehört.«
    Frauke unterließ es,
Putensenf zu antworten. Wenn der Kriminalhauptmeister hartnäckig weiterfragen
würde, hätte sie ein Problem, ihre Anwesenheit in dem Haus zu erklären. In
gewisser Hinsicht hatte er recht, wenn er ihr mangelnde Professionalität
vorwarf, allerdings auf ganz andere Weise, als er vermutete.
    »Gibt es Spuren, die
zu bei uns gespeicherten Personen führen?«, fragte Frauke.
    »Nein«, erwiderte
Putensenf. »Wir haben nur Fingerabdrücke abgeglichen. Ich gehe davon aus, dass
Sie keine DNA -Spuren analysieren lassen wollen.«
    Das hätte keinen
Sinn, überlegte Frauke. Wonach sollte man suchen? Und niemand würde Verständnis
für die damit verbundenen Kosten haben.
    »Danke, Putensenf«,
sagte sie eine Spur freundlicher. Dann wandte sie sich Madsack zu. »Dr. Eigelstein
wird uns einiges zu erzählen haben.«
    »Sollen Nathan und
ich ihn aufsuchen?«, fragte Putensenf.
    »Nein«, entschied
Frauke. »Ich werde Thomas Schwarczer mitnehmen.«
    Kommissar Thomas
Schwarczer war leger gekleidet. Er trug ein Hemd aus leichtem Stoff und darüber
eine rotbraune Lederjacke. Die oberen Knöpfe des Hemdes waren geöffnet und
gaben den Blick auf einen goldenen Anhänger frei, der an einem geknoteten
Lederriemen um den Hals hing.
    Geschickt steuerte
Schwarczer den Opel Astra durch den dichten Innenstadtverkehr, ohne dabei
hektisch zu werden oder gar zu drängeln. Frauke überraschte immer wieder, über
welche profunden Ortskenntnisse Schwarczer verfügte. Er schien auch in der
engen City genügend Plätze zu kennen, an denen er Abstellmöglichkeiten fand.
    Nur einen Steinwurf
entfernt lag das Rotlichtviertel mit Stupinowitschs Bordell. War das der Grund,
weshalb der zwielichtige Weißrusse Dr. Eigelstein als Anwalt gewählt
hatte?, überlegte Frauke.
    Auf dem Platz vor
dem Bürogebäude residierte Friedrich von Schiller auf einem Denkmalssockel. Im
Erdgeschoss des Hauses mit der gegliederten Fassade, dem über die oberen Etagen
reichenden Erker und den großen Rundbogenfenstern befand sich der Zugang zu
einer großen Buchhandlung. Rechts daneben führte ein Durchgang zur
Parallelstraße, der mit »Georgspassage« ausgeschildert war. Ein Relief zeigte
den mutigen Ritter Georg, hoch zu Ross, wie er dem Drachen die Lanze ins weit
aufgerissene Maul stieß.
    Georgstraße.
Georgspassage. Das Bildnis des Ritters Georg. Und auf dem Georgsplatz hatte sie
den rätselhaften Mann kennengelernt, der sich selbst mit diesem Namen
vorgestellt hatte. Es war ein bisschen viel »Georg«, befand Frauke. Der
Geheimnisumwitterte, der es verstanden hatte, sie zu umgarnen, schien sie mit
diesem Namen verspotten zu wollen. Und sie war darauf hereingefallen.
    Ein messingfarbenes
Schild wies den Weg zur Kanzlei, die sich hinter der hohen Flurtür
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