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Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale
Autoren: Hannes Nygaard
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dunklen Brille, als würde er das Bild auf dem Ausweis
mit dem Original vergleichen.
    »Danke«, sagte er
mit seiner angenehmen dunklen Stimme und gab das Papier zurück. »Was führt Sie
zu mir?« Dabei warf er einen Blick auf seine Armbanduhr, als würde er damit
andeuten wollen, dass seine Zeit knapp bemessen war.
    »Es geht um das auf
Ihren Namen eingetragene Haus in Isernhagen.«
    Der Anwalt lehnte
sich ein wenig zurück und legte die Fingerspitzen so gegeneinander, dass die
Hände ein Dach bildeten. Er lächelte.
    »Welches?«, fragte
er.
    »Die Villa im
Birkenweg, vor der gestern ein Schusswechsel stattgefunden hat.«
    »Waren Sie daran
beteiligt?«
    »Das Attentat galt mir«,
erwiderte Frauke.
    Dr. Eigelstein
nahm es reglos zur Kenntnis.
    »Sie haben eine –
nun ja – merkwürdige Formulierung gewählt«, sagte er.
    »Sie meinen, als ich
sagte, das Haus wäre auf Ihren Namen eingetragen?«
    »Üblicherweise sagt
man: ›Das Haus gehört Ihnen.‹«
    Nach den ersten
Sätzen wusste Frauke, warum Dr. Eigelstein als einer der führenden Anwälte
Hannovers galt. Dem Mann schien nicht das kleinste Detail zu entgehen.
    »Sie wohnen dort
nicht«, sagte Frauke.
    »Wie kommen Sie zu
diesem Schluss?«
    Jetzt sah Frauke demonstrativ
auf ihre Armbanduhr. »Meine Zeit ist genauso knapp bemessen wie Ihre. Sparen
wir uns Geplänkel auf Nebenkriegsschauplätzen. Also?«
    »Muss man in jedem
Gebäude, das einem gehört, auch residieren?«
    »Wir möchten den
Mietvertrag sehen.«
    »Welchen Mietvertrag?«
    »Sie haben das Haus, Ihr Haus«, überbetonte sie, »vermietet. Mietverträge
bedürfen der Schriftform.«
    »Ich habe das
fragliche Haus nicht vermietet.«
    »Nur einem Dritten
überlassen?«
    Der Anwalt spitzte
die Lippen. »Möglich«, sagte er ausweichend.
    »Wem?«
    Statt einer Antwort
lächelte er. »Gehen Sie einer Spur nach? Haben Sie irgendwelche
Verdächtigungen?«
    Frauke unterließ es,
zu antworten. Sie hatte eine Idee.
    »Haben Sie einen
Bruder?«
    Dr. Eigelstein
sah sie überrascht an. »Ich verstehe Ihre Frage nicht.«
    »Die war deutlich
gestellt. Oder spreche ich Dialekt?«
    »Ich glaube nicht,
dass meine Familie für Sie von Relevanz ist.«
    »Ist es so
verwerflich, danach zu fragen? Ich kann mir diese Information auch über andere
Quellen besorgen«, sagte Frauke.
    Der Anwalt musterte
sie über den Rand seiner Halbbrille. »Ich habe zwei Brüder.«
    »Einer ist Arzt?«
    In Dr. Eigelsteins
Augen blitzte es kurz auf. Damit hatte er Fraukes Frage unbeabsichtigt
beantwortet.
    »Lebt Ihr Bruder in
Hannover?«
    »Er praktiziert in
Amerika. In Houston.«
    »Und macht im
Augenblick Urlaub in der Heimat?«
    Jetzt zeigte der
Anwalt ein spöttisches Lächeln. »Ich habe Heinrich zuletzt vor zwei Jahren
gesehen. Da war ich in Amerika. Reicht das?«
    Der Fall wurde immer
komplizierter. Frauke schätzte Dr. Eigelstein als zu klug ein, als dass er
sie in diesem Punkt belügen würde. Der Anwalt wusste, dass die Polizei das
überprüfen konnte. Es sei denn, Heinrich Eigelstein war über ein anderes EU -Land eingereist. Natürlich würde der Anwaltsbruder
ihm das Haus zur Verfügung stellen. Aber warum war Georg so sehr bemüht, seine
Identität zu verheimlichen?
    »Gibt es einen
Grund, unsere Fragen nicht zu beantworten?«, fragte Frauke.
    »Warum stellen Sie
mir diese Fragen?«, antwortete Dr. Eigelstein mit einer Gegenfrage.
    »Wir erwähnten es
bereits. Vor dem Haus fand gestern eine Schießerei statt.«
    »Ist der Täter Ihnen
gefolgt? Galt der Anschlag einer anderen Person? Was hat Sie zu dem Haus
geführt? Es war doch kein Zufall. Wie ich den Berichten entnehmen konnte, haben
Sie mit jemandem gesprochen. Wer war das?«
    Dr. Eigelstein
zeigte ein überheblich wirkendes Lächeln, das er mit Sicherheit eingeübt hatte
und oft im Gerichtssaal aufblitzen ließ. Unausgesprochen zeigte er mit seinen
Argumenten Frauke die Trumpfkarte, die er besaß. Was hätte sie antworten
sollen? Sie konnte schlecht erklären, dass sie nach Georg suchte. Georg wer?
Mit einem Seitenblick bemerkte sie, dass Schwarczer ihre schwache Position auch
registriert hatte.
    »Ihr Geheimnis
werden wir entschlüsseln«, sagte Frauke und stand auf.
    »Ich wünsche Ihnen
viel Erfolg bei Ihren Ermittlungen«, erwiderte Dr. Eigelstein und
begleitete die beiden Beamten zur Tür.
    Auf der
Rückfahrt zum Landeskriminalamt war Frauke froh, dass Schwarczer schwieg und
ihr keine Fragen stellte.
    In ihrem Büro setzte
sich Frauke umgehend an ihren
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