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Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale
Autoren: Hannes Nygaard
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Frauke fest, dass dem ehemaligen Hauptkommissar die
Untersuchungshaft zusetzte. Richter sah bleich aus. Die Augen lagen tief in den
Höhlen.
    »Gefällt Ihnen die
Unterkunft? Es wird für Essen und Trinken gesorgt, der Zimmerservice ist
hervorragend, Sie bekommen keine Stromrechnung. Und das Tolle daran ist, dieser
Zustand bleibt Ihnen noch viele Jahre erhalten. Hat man schon Vorsorge
getroffen, damit Sie hinter Gittern nicht zu einsam sind? Wie wäre es, wenn man
jemanden auf Ihre Zelle legt, der dieses Quartier Ihnen verdankt, weil Sie ihn
ins Gefängnis gebracht haben? Damals – als Sie noch ein ehrlicher Polizist und
kein Mörder waren.«
    Richter funkelte sie
böse an. »Bei mir verfangen solche Sprüche nicht. Sie können mir keine Angst
einjagen.«
    »Man mag im
geschlossenen Sozialsystem Haftanstalt keine ehemaligen Polizisten. Und schon
gar keine Polizistenmörder. Weder das Aufsichtspersonal noch die Insassen
können sich für solche Mitbewohner begeistern.« Sie schüttelte den Kopf. »Wie
lange wollen Sie sich dem Druck noch widersetzen? Es wäre vorteilhafter, Sie
würden mit uns kooperieren. Ich muss Ihnen nicht erklären, dass sich eine
solche Haltung immer positiv vor Gericht auswirkt.«
    »Sie können mir
nichts beweisen. Mein einziges Vergehen ist Ihr Ehrgeiz. Sie wollten meinen Job
und haben sich diesen perfiden Plan ausgedacht.«
    Frauke lächelte
amüsiert. »So schräg kann niemand denken. Man verdächtigt einen Polizeibeamten,
um an seine Dienststellung zu gelangen. Richter! Sie waren als Beamter offenbar
nicht ausgelastet und haben zu viel freie Zeit mit dem Gucken schlechter
amerikanischer Krimis zugebracht. Ich glaube, Ihr Anwalt hat Ihnen diesen Rat
nicht erteilt.«
    »Ich habe keinen
Anwalt. Ich wüsste nicht, wofür.«
    »Hat Ihnen Dottore
Carretta noch nicht Ihre Vertretung angetragen? Der verteidigt doch alle
Straftäter, die wir im Zusammenhang mit der Organisation verhaften.«
    » Mutmaßliche Straftäter«, belehrte sie Richter.
    »Wenn Sie Wert auf
diese Kleinigkeit legen … bitte schön. Carretta soll nicht schlecht sein. Ein
durchtriebener Fuchs, der sich offenbar auch im Milieu auskennt. Zumindest
scheint er über die nötigen Verbindungen zu verfügen. Wenn Sie ihn beauftragen
würden, könnten Sie auch auf legalem Weg Kontakt zur Außenwelt pflegen und sich
mit den Bossen der Organisation austauschen. So ist es ein wenig schwierig. Man
trifft nicht oft auf bestechliche Vollzugsbeamte, die Nachrichten oder Kassiber
ins Gefängnis oder hinausschmuggeln. Sicher weiß ich, dass die Mauern nicht
undurchlässig sind. Es gibt fast nichts, was nicht in den Knast gelangt.«
Frauke streckte die Hand aus und zeigte auf Richter. »Es wird Ihren Nachbarn
auf demselben Zellengang nicht behagen, wenn wir in der nächsten Zeit öfter die
Zellen durchsuchen werden. Das bringt Unruhe. Man wird Sie dafür verantwortlich
machen.«
    »Ich werde nicht
lange hierbleiben«, sagte Richter. Dabei klang seine Stimme nicht sehr
überzeugend.
    »Soso. An Ihre
Unschuld glauben wir beide nicht.«
    »Denken Sie an meine
Worte.«
    »Glauben Sie
wirklich, dass Ihre Freunde Sie hier herausholen werden?«
    Richter antwortete
mit einem verächtlichen Blick. Frauke beugte sich über den Tisch.
    »Haben Sie daran
gedacht, dass man Sie womöglich richtig lieb haben wird im Gefängnis?«
    Richter zog die
Augenbraue hoch, weil er Fraukes Ausführungen offenbar nicht folgen konnte.
    »Ich meine …
richtige Liebe. So unter Männern. Wenn man lange genug hinter schwedischen
Gardinen sitzt, steigt der Hormonspiegel. Irgendwann wird unter der Dusche auch
ein ehemaliger Hauptkommissar ein begehrenswertes Objekt.«
    »Sie sind ein
durchtriebenes Schwein«, schimpfte Richter.
    Frauke sah ihrem
Gegenüber an, dass es ihr gelungen war, seine Angst zu schüren. Das hatte sie
bezweckt. Sie hatte nicht erwartet, dass Richter den Mord an Lars von Wedell
gestehen würde. Noch schwieriger würde es sein, Auskünfte über Kontaktpersonen
oder Hintermänner zu erlangen.
    Richter musste ihre
Absicht erkannt haben.
    »Das war dumm von
Ihnen«, sagte er plötzlich. »Solche Äußerungen sind unzulässiger Psychoterror.
Das hat Folgen für Sie.«
    »So? Was habe ich
denn gesagt?« Frauke lehnte sich entspannt zurück und verschränkte die Arme vor
dem Oberkörper, sodass ihre Brüste auf den Unterarmen zum Liegen kamen. Dann
hob sie ein wenig die Arme an. Frauke besaß genug Selbstbewusstsein, um die
Wirkung ihrer weiblichen Reize
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