Das Filmbett

— den Schluß
ausgenommen — zu nichts führen, ist äußerst bedauerlich und dramaturgisch
völlig unwirksam.
    Da wir aber einige Passagen — wie
z. B. das koitierende Paar auf der Insel, für ganz tragbar halten, so wären wir
u. U. bereit, diese Episoden zu erwerben und sie in unseren nächsten
Produktionsvorhaben TÄNZERINNEN-REPORT IV oder V zu verwenden.
    Mit vorzüglicher Hochachtung
    Dr. Mostholt
    nach Diktat nach Ascona verreist.
    i.A.
    Sieglinde Sündermann
    Chefsekretärin
    CONSTANTA FILM VERLEIH und
PRODUKTIONSGESELLSCHAFT MÜNCHEN
Zentrale
Abt. Produktion und Dramaturgie
    Tel.: •••
    Telex: •••
    Telegrammadresse: CONFILM
     
betr.: Die wilden Mädchen von Ascona
    München, 17. Mai 1972
    Lieber Herr Rabenalt,
wir bedauern sehr, daß wir bei unserem Schriftwechsel im vergangenen Jahr
leider nicht ins Geschäft gekommen sind, doch kommen wir heute auf Ihre sehr
reizende Novelle zurück. Nach dem großen Erfolg der LOVE-STORY könnten wir uns
vorstellen, daß sich aus Ihrer Geschichte ein hübscher Film machen ließe. Er
müßte allerdings ganz keusch und gefühlsstark sein, und die gänzlich unnötigen
erotischen Szenen, die völlig unangemessen sind, müßten eliminiert werden. Was
halten Sie davon, wenn diese zarte Romanze einer jungen Mädchenblüte
unglücklich enden würde und das Mädchen aus Enttäuschung ins Wasser geht,
gerettet wird und schließlich an doppelseitiger Lungenentzündung stirbt. Das
würde eine ergreifende Schlußszene ergeben. Wir sehen Ihrer Ansicht mit
Interesse entgegen, mit besten Grüßen Ihr
    Dr. Mostholt
    CONSTANTA FILM VERLEIH und
PRODUKTIONSGESELLSCHAFT MÜNCHEN
Zentrale
Abt. Produktion und Dramaturgie
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    Telegrammadresse: CONFILM
     
betr.: Die wilden Mädchen von Ascona
    München, den 17. Mai 1973
    Lieber Freund,
der große Erfolg des LETZTEN TANGO IN PARIS veranlaßt mich, Sie wieder einmal
in bezug auf die »Romanze in Ascona« anzusprechen.
    Daß die Realisation dieses, wie
Sie wissen Lieblingsprojektes von mir im vorigen Jahr daran scheiterte, daß der
von uns vorgesehene Auftragsproduzent die Filmförderungsprämie, die er für den
Film UND SAMMY GING ZUM WASSERFALL erhielt, in den Film SELBST DER WIND WEINT
WENIGER investierte, der leider ein völliger Mißerfolg wurde, haben wir hier im
Hause, wie Sie sich denken können, sehr bedauert. Aber man weiß ja nie, wozu
etwas gut ist.
    Ich erlaube mir, bei Ihnen
anzufragen, ob Ihre Geschichte noch frei ist. Ich könnte mir denken, daß wir
sie unter dem viel zugkräftigeren Titel DER LETZTE FOXTROTT IN ASCONA
herausbringen könnten. Da es sich bei Ihrer Story u. A. nach um einen
künstlerisch wertvollen Stoff von hohen ethischen Graden handelt, könnten die
sexuellen Akzente natürlich — wie im TANGO — viel kräftiger, ja knochenhart
gesetzt werden. Wie wäre es z. B., wenn das junge Mädchen tatsächlich noch
Jungfrau, aber durch den Umgang mit Tänzern erfahren im Analverkehr ist? Der
russische Ballerino könnte ja im Bauernhaus mit einem Freund zusammen wohnen.
Die Enttäuschung des jungen Mädchens — wie heißt sie doch gleich? — wäre dann
ebenso groß wie jetzt mit der russischen Familie.
    Daß der Blitz bei der endgültigen
Entjungferung nur nahe bei dem kopulierenden Paar einschlägt, halten wir für
eine unzulässige Vergeudung von Produktionsmitteln. Wenn der Blitz das Paar
beim beiderseitigen Orgasmus treffen würde, hätten wir einen starken filmischen
Effekt und einen tragischen Schluß, der — nach unseren letzten
Publikumserhebungen — nicht von der Hand zu weisen ist und den Titel DER LETZTE
FOXTROTT rechtfertigen würde.
    Was das Vulgär-Vokabular betrifft,
das Ihnen offensichtlich Schwierigkeiten bereitet, so brauchen Sie sich deshalb
keine Sorgen zu machen. Wir haben diesbezüglich erfahrene Fachleute, da wir
ohnedies all unsere Filme bei der Sprachsynchronisation mit den nötigen und
entsprechenden Verben des volkstümlichen Sprachschatzes versehen und ihnen
zusätzliche Würze geben.
    Im Übrigen: Warum haben Sie nie
daran gedacht, das frustrierte Mädchen onanieren zu lassen? Masturbationsszenen
werden immer wieder gerne gesehen und unser Film MÄDCHEN, DIE SICH SELBST
LIEBEN läuft hier bereits in der 15. Woche.
    In der Hoffnung, bald von Ihnen zu
hören
    bin ich mit den besten Grüßen Ihr
    Dr. Mostholt