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Das Fest des Ziegenbocks

Das Fest des Ziegenbocks

Titel: Das Fest des Ziegenbocks
Autoren: Mario Vargas Llosa
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Decke drehten. Eine weiße, bestickte Decke war über das Bett gebreitet, und zahllose große und kleine Kissen türmten sich am Kopfende. Es roch nach frischen Blumen und nach Gras.
    »Zieh dich noch nicht aus, meine Schöne«, murmelte Trujillo. »Ich werde dir dabei helfen. Warte, ich bin gleich zurück.«
    »Weißt du noch, mit welcher Aufregung wir vom Verlust der Jungfräulichkeit sprachen, Manolita?« sagt Urania, an ihre Cousine gewandt. »Ich hätte nie gedacht, daß ich sie im Mahagonihaus, durch den Generalissimus verlieren würde. Ich dachte: ›Wenn ich vom Balkon springe, wird Papa fürchterliche Gewissensbisse haben.‹« Er kam nach kurzer Zeit zurück, nackt unter einem blauen, weißgetupften Seidenmantel und in Hausschuhen aus granatrotem Satin. Er trank einen Schluck Cognac, stellte sein Glas auf eine Kommode zwischen Photographien, die ihn im Kreis seiner Enkel zeigten, faßte Urania um die Taille und setzte sie auf den Bettrand, auf die Stelle zwischen den Tüllbahnen des Moskitonetzes, zwei große Schmetterlingsflügel, die sich über ihren Köpfen ineinander verschlangen. Er begann sie auszuziehen, ohne Hast. Er knöpfte die Knopfleiste am Rücken auf, Knopf für Knopf, und zog den Gürtel heraus, der ihr Kleid umschloß. Bevor er es ihr auszog, kniete er nieder, beugte sich mit gewisser Mühe nach vorne und zog ihr die Schuhe aus. Vorsichtig, als könnte das Mädchen durch eine brüske Bewegung seiner Finger in Stücke brechen, streifte er ihr die Nylonstrümpfe ab, wobei er ihre Beine streichelte. »Du hast kalte Füße, meine Schöne«, murmelte er zärtlich. »Ist dir kalt? Komm her, ich wärm sie dir.« Noch immer kniend, rieb er ihr mit beiden Händen die Füße. Ab und zu führte er sie an den Mund und küßte sie, vom Spann über die Zehen bis hin zu den Fersen, und fragte sie, ob er sie
    kitzelte, mit einem verschmitzten kleinen Lachen, als wäre er es, der ein lustiges Kitzeln spürte.
    »Er machte eine ganze Weile so weiter, wärmte mir die Füße. Wenn ihr es genau wissen wollt, ich habe nicht eine einzige Sekunde die geringste Erregung gefühlt.« »Was mußt du für eine Angst gehabt haben«, bedrängt sie Lucindita.
    »In diesem Augenblick noch nicht. Später ja, sehr sogar.« Mühsam richtete Seine Exzellenz sich auf und setzte sich wieder auf den Bettrand. Er zog ihr das Kleid aus, den rosafarbenen Büstenhalter, der ihre halb entwickelten Brüste freigab, und das dreieckige Höschen. Sie ließ es mit sich geschehen, widerstandslos, mit totem Körper. Als Trujillo das rosafarbene Höschen über die Beine streifte, spürte sie das Drängen in den Fingern Seiner Exzellenz; feucht von Schweiß, verbrannten sie die Haut, wo sie sie berührten. Er drückte sie aufs Bett. Dann stand er auf, zog sich den Morgenmantel aus und legte sich nackt neben sie. Vorsichtig grub er seine Finger in das spärliche Schamhaar des Mädchens.
    »Er war noch immer sehr erregt, glaube ich. Als er anfing, mich zu berühren und zu streicheln. Und mich zu küssen, wobei er mich ständig zwang, meinen Mund vor seinem zu öffnen. Auf die Brüste, auf den Hals, auf den Rücken, auf die Beine.«
    Sie leistete keinen Widerstand; sie ließ sich berühren, streicheln, küssen, und ihr Körper gehorchte den Bewegungen und Stellungen, die die Hände Seiner Exzellenz ihm wiesen. Aber sie reagierte nicht auf die Liebkosungen, und wenn sie die Augen nicht schloß, hielt sie sie starr auf die trägen Schaufeln des Ventilators gerichtet. In diesem Augenblick hörte sie, wie er zu sich selbst sagte: »Es erregt die Männer, das Möschen einer Jungfrau zu zerreißen.« »Der erste derbe Ausdruck, die ersten vulgären Worte des Abends«, erklärt Urania. »Danach sagte er schlimmere. Da begriff ich, daß irgend etwas mit ihm war. Er hatte begonnen wütend zu werden. Warum lag ich so still da, wie eine Tote, warum küßte ich ihn nicht?« Das war es nicht, jetzt begriff sie es. Ob sie sich an ihrer eigenen Entjungferung beteiligte oder nicht, spielte für Seine Exzellenz keine Rolle. Zu seinem Glück genügte es ihm, daß ihr Geschlecht verschlossen war und er es öffnen und sie dabei vor Schmerz stöhnen – brüllen, schreien – lassen konnte mit seinem glücklich hineingequetschten Schwanz, hinein in die Enge der Muschelschalen dieses geheimen, nun entweihten Ortes. Es war nicht Liebe, nicht einmal Lust, was er von Urania erwartete. Er war nur deshalb einverstanden gewesen, daß die kleine Tochter des Senators Agustín
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