Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Fest der Zwerge

Das Fest der Zwerge

Titel: Das Fest der Zwerge
Autoren: Carsten Polzin
Vom Netzwerk:
sind, und dabei ist es nichts weiter als …« Die Empörung verschlug ihm die Sprache.
    Balirgon füllte zwei Humpen mit Bier und reichte sie ihnen. Boïndil legte die Fackeln ab und gönnte sich einen tiefen Zug. »Nur sachte, Boëndal Pinnhand. In diesem Umlauf sollte die Zyklenprüfung anspruchsvoller sein als sonst. Es sollte denjenigen, welche die Herausforderung annehmen, mehr Furcht eingeflößt werden.«
    »Ha! Da seid ihr ja an die Richtigen geraten!«, lachte Ingrimmsch und rülpste. »Gut, ich erlasse euch dieses Mal einen zweiten Kampf.« Er ging grienend zum Fass, um sich ein neues Bier zu zapfen.
    »Damit konnten wir nicht rechnen«, stimmte ihm Balirgon zu. »Der König wird sehr zufrieden sein, wenn er von eurer Tapferkeit erfährt.«
    »Wir haben also Felsöl-Diebe verfolgt, die gemeinsame Sache mit einem Dritten machen und bereit waren, ihren geheimen Eingang ins Reich der Zweiten gegen Lohn zu verraten«, fasste Boëndal die Zyklenprüfung zusammen. »War es gut oder schlecht, dass wir versuchten, das Portal zu stürmen?«
    Balirgon zwinkerte. »Es war vorgesehen, dass ihr eine kleine Streitmacht zusammentrommelt, um gemeinsam einzudringen. Der König wollte erfahren, wie rasch die Verteidiger zur Stelle wären.« Er deutete auf das Bankett. »Nun, umso mehr wird jetzt für uns bleiben.«
    »Das kommt mir sehr gelegen. Ich leide ordentlich Hunger, wenn ich einige Humpen getrunken habe«, grölte Boïndil, und die Männer stimmten in das Lachen ein.
    »Ich verstehe. Aber welchen Weg hätten wir nehmen sollen, wo der Stollen doch von euch zum Einsturz gebracht worden ist? Haben wir etwas übersehen?« Boëndal nippte an seinem dunklen, würzigen Bier.
    Balirgon runzelte die Stirn. »Wir haben keinen Einsturz geschehen lassen. Willst du damit sagen, dass uns der Rückweg abgeschnitten ist?«
    »Na, hervorragend.« Boëndal verdrehte die Augen und leerte den Becher. »Das wird ein Spaß, die ganzen Brocken zur Seite zu schieben.«
    »Nicht verzagen. Wir haben genügend Vorräte«, erinnerte ihn Ingrimmsch. »Wir sollten uns gleich an die Arbeit machen.« Er tätschelte das große Fass. »Das nehmen wir mit. Damit unsere Muskeln nicht austrocknen und geschmeidig bleiben.«
    Balirgon lachte und blickte seinen Bruder an. »Er verliert selten den Mut.«
    »Sehr selten«, sagte Boëndal und grinste.
     
    *
     
    Sie schwitzten und wuchteten, doch der Steinhaufen weigerte sich beharrlich, eine Lücke aufzutun, durch die sie klettern konnten.
    Zwischendurch nahmen die Menschen und Zwerge stärkende Schlucke, die sie in heitere Stimmung versetzten. Der Alkohol betäubte die Schmerzen in Händen, Armen und Rücken.
    Lediglich Boëndal hielt sich zurück, und als ihn Ingrimmsch darauf ansprach, erklärte er: »Angenommen, wir haben uns endlich einen Weg gebahnt und unser König steht auf der anderen Seite, um uns zu beglückwünschen: Dann möchte ich nicht besoffen und wankend vor ihm stehen und kaum meinen eigenen Namen über die Lippen bringen.« Er warf einen raschen Blick auf die Menschen. »Wie sie dastehen, ist mir herzlich gleich, aber ich will meine Ehre und meinen Stolz im Augenblick unseres vermutlich größten Triumphes nicht verloren wissen.«
    Boïndil, die Backen voller Bier und den Humpen an den Lippen, hielt erschrocken inne. Dann spuckte er das Getränk zurück in das Gefäß. »Warum hast du das nicht gleich gesagt?«, beschwerte er sich. »Jetzt bin ich schon angetrunken.« Er sah zum Steinhaufen. »Ach, dann arbeite ich einfach zweimal so hart.«
    »Kommt her!«, rief Balirgon und ließ den Felsbrocken fallen, den er in den Händen gehalten hatte. »Seht, was ich entdeckt habe!«
    Die Zwillinge trabten zu ihm und erblickten eine Öffnung in der rechten Gangwand.
    »Die war vorher nicht da«, versicherte Boëndal. »Sie muss sich durch den Einsturz aufgetan haben.« Er musterte Balirgon eindringlich. »Hat die Zyklenprüfung vielleicht noch einen dritten Teil für uns bereit, oder ist diese Sache wirklich so unvorbereitet wie sie scheint?«
    Balirgon ließ sich eine Fackel von einem der Männer reichen und streckte sie in den Tunnel, der grob und keinesfalls von meisterhafter Zwergenhand gemeißelt worden war. Selbst der stümperhafteste Steinmetz der Zweiten hätte mit verbundenen Augen und bloß einer Hand bessere Arbeit verrichtet. »Ich schwöre bei meinem Bart und den falschen Runen auf meiner Stirn, dass weder ich oder die Männer etwas mit diesem Gang zu schaffen haben«, flüsterte er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher