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Das Fest der Zwerge

Das Fest der Zwerge

Titel: Das Fest der Zwerge
Autoren: Carsten Polzin
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Oberkörper und an den Beinen, und als er zu Boden ging, konnte er sich im letzten Moment zur Seite rollen. Das Axtblatt fuhr eine Handbreit von seinem Kopf entfernt in den Boden, Funken sprühten, und die Platte zersprang in zahlreiche kleine Stückchen.
    »Was für ein Krieger bist du? Gehörst du zu denen, die erst geholt werden, wenn alle Guten gefallen sind?«, spottete der Dritte und trat einen Schritt zurück. Schweiß perlte unter seinem Helm hervor, und er atmete heftig.
    Boïndil sprang mit einem Schrei in die Höhe und warf sich gegen Brandogos. Die ersten beiden Angriffe waren nichts weiter als Finten, aber der dritte Schlag traf den Gegner oberhalb des Ohres gegen den Helm.
    Brandogos taumelte und schlug instinktiv nach Ingrimmsch, um ihn sich vom Leib zu halten, aber er tauchte unter der surrenden Schneide ab und drosch die Beile mit einem Doppelschlag gegen die Brust.
    Irgendwie gelang es Brandogos, den Waffenstiel als Deckung zu benutzen. Ingrimmschs Kraft warf ihn nach hinten gegen die Wand. Der rechte Fuß rutschte weg, und er stürzte auf den Boden.
    »Ich weise dir den Weg ins Jenseitige Land!«, brüllte Boïndil und zielte auf den Hals. Er schlug zu – und wieder erloschen die Lampen.
    Wiederum ohne das Zutun eines Zwerges oder eines Menschen.
     
    *
     
    Klirrend traf das Beil gegen den Fels, Brandogos hatte sich im Schutz der Finsternis zur Seite gerollt. »Die Dritten sind zu feige, dem Tod ins Angesicht zu blicken!«, rief Ingrimmsch und duckte sich für den Fall, dass der andere Zwerg angriff.
    »Es war zu dunkel, um dem Tod ins Angesicht zu blicken«, hörte er von weiter weg, Brandogos' Stimme klang gepresst. »Außerdem sollte er nicht dein Gesicht tragen, Boïndil Zweiklinge.«
    »Er kennt meinen Namen! Ha, die Dritten fürchten sich bereits so sehr vor mir, dass sie meinen Namen kennen!«, rief Ingrimmsch begeistert. »Oh, das geht runter wie Felsöl …«
    »Sei still, Bruder!«, herrschte ihn Boëndal an. »Und beende deine Angriffe, sonst werden wir als diejenigen in die Geschichte der Zyklenprüfungen eingehen, die Tote hinterlassen haben.«
    »Zyklenprüfung?«, wiederholte Ingrimmsch verwirrt.
    »Die Schwerter der Menschen sind stumpf, und sie weichen mir aus«, erklärte er. »Wenn es Lange wären, die gekommen sind, um uns auszurauben, hätten sie alles unternommen, um uns beide zu töten und eine Entdeckung zu verhindern. Und ich glaube, ich habe gesehen, wie die Tätowierungen auf Brandogos' Stirn durch den Schweiß verlaufen sind.«
    Boïndil verstand, weswegen die Axt ihm nicht mehr als ein paar blaue Flecke beschert hatte. »Dann ist Brandogos auch gar kein Dritter?«, dämmerte es ihm.
    »Nein«, bestätigte der Zwerg aus der Dunkelheit. »Du schlägst eine gute, harte Klinge, Boïndil. Mein Name ist Balirgon Wuchtaxt vom Clan der Schmetterer, und der König hat mich auserwählt, einen Dritten zu mimen.«
    »Es ist sehr unüblich, Menschen dazu einzuladen«, meinte Boëndal und hörte, dass sich Schritte auf den Tisch zu bewegten. Jemand suchte nach Feuerstein und Stahl, um die Lampen zu entzünden.
    »Damit sollte die Täuschung perfekt sein. In den letzten Zyklen haben die meisten sehr schnell erkannt, dass es sich um ein Schauspiel handelte. Der König entschied, ein paar befreundete Händler zu bitten, die Rollen von Schurken einzunehmen, welche uns zusammen mit den Dritten das wertvolle Felsöl stehlen wollen«, erklärte Balirgon.
    »Du musst mehr üben«, sagte Ingrimmsch genüsslich. »Ich hätte dich um ein Barthaar erledigt, Balirgon.«
    »Du vergisst, dass ich dich ebenso traf …«
    »Aber nur an Stellen, die mich nicht das Leben gekostet hätten, selbst wenn die Axt scharf gewesen wäre«, meinte er gönnerhaft. »Du wirst noch drei Umläufe lang Kopfschmerzen haben, das verspreche ich dir.«
    Boëndal atmete auf. »Es war sehr weise, das Licht verlöschen zu lassen, um die Lage zu beruhigen. Mein Bruder hätte nicht eher abgelassen, bis alle Menschen und du, Balirgon, tot zu unseren Füßen gelegen hätten. Ihr wart sehr überzeugend.«
    Es blieb merkwürdig still.
    »Nun, wir haben die Lampen nicht gelöscht«, räumte Balirgon ein. »Es ist uns selbst schon ein paar Mal geschehen, aber wir hielten es für die Wirkung eines geruchlosen Gases.«
    »Wenn ein Gas Feuer erstickt, hättet ihr das bemerkt. Das Atmen wäre euch schwergefallen.« Boïndils Anspannung kehrte zurück. »Ich habe keinen Luftzug verspürt – was war es also dann?« Ein merkwürdiger
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