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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1
Autoren: Arena
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nickte Carl, machte das Licht wieder an und versuchte auszumachen, wo der Punkt genau gewesen war. Irgendwo bei dem Tafelberg, ungefähr beim rechten Nasenloch. »Wirklich hübsch. Ich frage mich wirklich, warum immer du diese Dinger findest und niemand sonst.«
    Sie machte ein empörtes Gesicht. »Das habe ich dir schon hundertmal erklärt. Die Artefakte liegen nicht einfach so herum. Die Marsianer legen sie mir hin und lassen sie leuchten, damit ich sie finde.«
    »Ja, ja. Ich weiß.«
    »Und das hier ist eine Karte, die uns zu ihrer unterirdischen Stadt führen soll. Dort wo der Punkt leuchtet, ist der Eingang. Wir brauchen jetzt nur noch auf einer Marskarte nachschauen, und dann können wir die Marsianer entdecken.«
    Carl seufzte, ließ das Artefakt sinken und sah seine Schwester an. Seine kleine Schwester. In solchen Momenten hätte man nicht glauben wollen, dass sie schon dreizehn Erdjahre alt war. Gerade sah sie noch immer aus wie das fünfjährige Mädchen, das nach Papas Tod jede Nacht weinend zu ihrem siebenjährigen Bruder ins Bett gekrochen kam, monatelang, immer nach einem Traum, in dem sie ihren Vater durch endlose Labyrinthe unter der Marsoberfläche hatte irren sehen.
    »Elinn«, sagte er ernst, »das waren Märchen. Die Geschichten, die Papa uns von den Marsianern erzählt hat, waren alles Märchen, die er sich für uns ausgedacht hat.«
    Sie sah ihn an, als würde sie jeden Moment zu weinen anfangen. »Nein.«
    »Doch, Elinn. Wir waren beide noch klein und hatten Angst, wenn draußen die Sandstürme tobten, und deswegen hat sich Papa mit uns an den Ofen gesetzt und uns spannende Geschichten erzählt. Um uns abzulenken. Und weil er Archäologe war und früher auf der Erde nach untergegangenen Völkern geforscht hat, hat er sich die Marsianer ausgedacht.«
    »Das ist nicht wahr. Ich weiß, dass es sie gibt.« Sie verschränkte trotzig die Arme. »Wieso finde ich denn sonst immer die Artefakte? Wieso sehe ich das Leuchten, hmm?«
    Weil du unseren Vater sehr lieb gehabt hast, dachte Carl. Und weil du vielleicht immer noch nicht richtig verkraftet hast, dass er nicht mehr da ist. Aber das konnte er ihr natürlich nicht so sagen. Obwohl es bestimmt die Wahrheit war. Es ging ihm ja selber so, dass er oft an Papa denken musste.
    »Schau mal«, sagte er stattdessen, »die Leute im Labor haben doch ein paar von deinen Artefakten untersucht. Und sie haben festgestellt, dass es Silizium ist, geschmolzenes Silizium. Eine Art vulkanisches Glas wahrscheinlich, das vor Millionen von Jahren von den Vulkanen des Mars ausgespuckt worden ist. Aus dem Mons Ascraeus zum Beispiel. Der ist zehn Kilometer hoch, höher als jeder Berg auf der Erde – kannst du dir vorstellen, was für Mengen von flüssigem Gestein der Vulkan über die ganze Gegend hier verteilt haben muss?«
    Elinn nahm das Artefakt wieder an sich, betrachtete es traurig. Carl tat es Leid, ihre Träume zerstören zu müssen, aber wenn sie sich derart in Gefahr begab, musste es einfach sein. Schließlich war sie seine kleine Schwester, und es war seine Pflicht, auf sie aufzupassen.
    »Meinst du?«, fragte sie.
    Er nickte. »Ja.«
    Sie wickelte sich seufzend wieder in die Decke, das gläserne Fundstück an sich gedrückt. »Aber dann müssten doch überall solche Artefakte herumliegen, oder?«
    »Ja, eigentlich schon.« Er schaltete das Licht aus und legte sich wieder hin. Er merkte, dass er ganz schön müde war. »Aber dafür gibt es bestimmt auch eine Erklärung. Ich weiß sie bloß nicht. Komm, schlaf jetzt.«
    »In Ordnung. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    Aber sie schlief nicht. Immer wenn Carl gerade am Einschlafen war, wälzte Elinn sich in eine andere Position und weckte ihn dadurch wieder auf.
    »Carl?«, fragte sie schließlich.
    »Was denn?«
    »Wir könnten doch«, überlegte sie im Finstern, »auf der Marskarte nachsehen, ob wir den Löwenkopf finden. Ich meine, irgendwelche Krater und Berge, die so aussehen wie auf der Zeichnung im Artefakt. Oder? Das könnten wir doch tun?«
    »Meinetwegen«, meinte Carl schläfrig. »Wenn du dann Ruhe gibst, gehen wir morgen in den Kartenraum und schauen nach.«
    »Toll.« Elinn kuschelte sich raschelnd in die Decke. »Bestimmt entdecken wir ein großes Geheimnis.«
    »Bestimmt«, murmelte Carl. »Schlaf jetzt.«
    Wenn sie geahnt hätten, was für ein Geheimnis sie entdecken sollten, wären sie nicht so ruhig eingeschlafen.

3
    Im Kartenraum
    Carl hatte nicht im Ernst gehofft, Elinn würde das mit dem
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