Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
Faggan gewesen, dass Carl tagelang deprimiert gewesen war.
    »Hmm«, machte Carl. Keine Antwort war immerhin keine schlechte Neuigkeit.
    »Auf jeden Fall solltet ihr euch Mühe geben, im Unterricht so gut wie möglich abzuschneiden«, meinte Mutter. »Die KI hat mir neulich gesagt, dass ihr in einigen Fächern ziemlich zurück seid. Du, Carl, in Geschichte, und Elinn in Mathematik.«
    Die KI – die Künstliche Intelligenz also –, so wurde AI-20 von den meisten Erwachsenen genannt. Auch wenn AI-20 so gut mit den Kindern befreundet war, wie ein Computerprogramm das sein konnte, gab es, was Unterricht anbelangte, keine Gnade.
    Mutter sah auf die Uhr. »Ich muss los. Also, strengt euch ein bisschen an, hört ihr?«
    »Ja, Mum«, antworteten beide im Chor.
    »Schön.« Mutter lächelte und fuhr ihnen beiden mit der Hand durchs Haar. »Dann bis heute Abend.«
    Als die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, fragte Elinn: »Gehen wir jetzt in den Kartenraum?«
    Carl seufzte. »Darf ich noch aufessen? Außerdem müssen wir erst den Schlüssel besorgen.«
    Der Kartenraum war so etwas wie ein Heiligtum in der Siedlung. Er hieß so, weil dort die Karten des Mars aufbewahrt wurden, die mit Hilfe von Satellitenaufnahmen und Expeditionsunterlagen erstellt worden waren, aber der Raum wurde auch für Besprechungen benutzt; Computer und Datenspeicher standen darin, kurzum, es handelte sich um das Zentrum der gesamten Marsforschung. Deshalb hatte die Tür ein richtiges Kartenschloss wie sonst allenfalls das Medikamentenlager der Krankenstation – allerdings waren die Schlüsselkarten dazu nach völlig undurchsichtigen Regeln verteilt. Ihre Mutter zum Beispiel hatte keine, obwohl sie stellvertretende Bauleiterin war. Wenn sie, was nicht gerade selten vorkam, eine Karte der Umgebung einsehen musste, lieh sie sich den Schlüssel von Jurij Glenkow, der für die Wartung der beiden Fusionsreaktoren zuständig war und den noch nie jemand im Kartenraum gesehen hatte.
    Der bärtige Russe war nicht weiter überrascht, als Carl und Elinn an seine Tür klopften. »Ich weiß schon, eure Mutter braucht mal wieder den Schlüssel«, begrüßte er sie in seinem gemütlichen, rollenden Dialekt und fing gleich an, in den Taschen der Jacke zu kramen, die im Flur neben der Tür hing. »Ihr habt Glück. Zehn Minuten später wäre ich fort gewesen.«
    Die Fusionsreaktoren standen etwa einen Kilometer abseits der Siedlung, in Bauten unter der Oberfläche – einer in einem Tal im Nordwesten, der andere in einem Krater in südöstlicher Richtung. Jurij war deshalb viel unterwegs.
    »Ah, da ist er ja.« Er zog eine schmale weiße Karte hervor, auf der sein Name und sein Bild angebracht war, und reichte sie den beiden. »Bitte. Sagt eurer Mutter einen schönen Gruß.«
    »Machen wir«, versprach Carl mit angehaltenem Atem. »Und wir bringen den Schlüssel sobald wie möglich wieder.«
    »Da, da. Schiebt ihn einfach unter der Tür durch, wenn ich noch nicht zurück sein sollte.«
    Gleich darauf sah man die beiden Geschwister die Main Street entlanggehen, Carl straffen Schrittes, Elinn voller Erwartung neben ihm. Die Main Street war, auch wenn sie so hieß, natürlich nicht wirklich eine Straße in dem Sinn, wie man das Wort auf der Erde verwendet hätte, sondern ein heller, breiter Gang mit einer Galerie im Obergeschoss und einem weiten Kuppeldach, dem man nicht ansah, dass zehn Meter Marsgestein darauf lasteten. Hier befanden sich außer Wohnungen noch einige allgemein zugängliche Räume, etwa Wäscherei, Bibliothek oder ein Gemeinschaftsraum, in dem man Fernsehsendungen von der Erde sehen konnte.
    Was Leute, die zum ersten Mal Bilder von der Marssiedlung zu Gesicht bekamen, am meisten wunderte, war die Tatsache, dass die Gebäude unter der Oberfläche des Mars ausnahmslos aus schlichten Ziegeln erbaut worden waren. Es kommt einem zunächst seltsam vor, dass Menschen des einundzwanzigsten Jahrhunderts mit modernsten Raumschiffen Millionen von Kilometern durch das All zu einem anderen Planeten fliegen, um dort Bauten aus demselben Material zu errichten, das schon die alten Ägypter verwendet hatten. Tatsächlich aber war es die beste Lösung gewesen. Der eisenreiche, in Verbindung mit Wasser lehmartige Marssand ist ein ausgezeichnetes Rohmaterial für Ziegel, und es gibt praktisch unbegrenzte Mengen davon. Die Herstellung von Ziegeln ist denkbar einfach, und wie man damit dauerhafte Bauwerke errichtet, ist seit Jahrtausenden bekannt. Es war also kein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher