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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel
Autoren: Jeanine Krock
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entdeckte sie Kieran in einer anderen Ecke des Raumes und begrüßte ihn mit einem schüchternen «Hallo!»
    Der Vengador murmelte etwas Unverständliches und verschwand einfach.
    «Wie hältst du es nur mit ihm aus?», platzte es aus ihr heraus und erschrocken hielt sie sich die Hand vor den Mund. «Entschuldige, das war nicht so gemeint. Aber Julen ist ...»
    Nuriya fiel ihr ins Wort. «Julen ist noch jung. Du wirst sehen, sobald er Verantwortung übernimmt, wird er nicht anders sein.» Sie beugte sich vor. «Dominanz liegt ihnen im Blut. Wenn du verstehst, was ich meine.»
    Alva verstand es nicht, aber sie schwieg vorsichtshalber. Ihre Unwissenheit musste sie ja nicht allen offenbaren. Die Art, wie sie dieser Asher behandelt hatte, war demütigend genug gewesen.
    «Siehst du, Asher ist noch schlimmer. Es gibt immer eine Steigerung. Meine arme Schwester ... Sie ist seine Seelengefährtin», erklärte sie ungefragt.
    «Seelengefährtin?» Davon hatte Julen auch schon gesprochen. Damals hatte sie geglaubt, es sei nur ein Begriff für Eheleute in seiner Muttersprache gewesen. Wahrscheinlich steckte mehr dahinter.
    «Geborene Vampire, wir nennen sie Dunkelelfen, dürfen sich nur einmal in ihrem Dasein binden. Wenn sie es tun, dann für die Ewigkeit. Der Grund liegt in ihrer gemeinsamen Geschichte mit den Lichtelfen, oder Feen, verwurzelt.» Sie unterbrach sich. «Das führt jetzt zu weit, diese Geschichten kann Julen dir an langen Sommertagen selbst erzählen. «Wenn ein Dunkelelf seine Seelengefährtin gefunden hat, dann tut er alles für sie. So wie Julen für dich.»
    Alva überlegte noch, was mit lange Sommertage gemeint gewesen sein könnte, bis ihr ein Licht aufging. Klar, Vampire saßen bei Sonnenschein in der Wohnung fest wie normale Leute bei einem winterlichen Schneegestöber. Erst danach sanken Nuriyas abschließende Worte in ihr Bewusstsein ein.
    «Meinst du damit, wir wären füreinander bestimmt ?» Das klang in Alvas Ohren viel zu märchenhaft, um wahr zu sein.
    Nuriya lachte laut auf. «Hat er dir nichts gesagt?»
    Julen hatte ihr offenbar mehr verschwiegen, als sie gedacht hatte. Nuriya dagegen zeigte sich ausgesprochen auskunftsfreudig, deshalb nutzte Alva ohne zu zögern die Gelegenheit, sich in die Geheimnisse einer glücklichen Beziehung zwischen einem Dunkelelf und einer Fee einweihen zu lassen.
    «Leider gibt es dabei einen Haken, du musst zum Vampir werden.»
    Beinahe hätte sie das Wasser über den Tisch gespuckt, das die Haushälterin zwischendurch zusammen mit einem Becher für Nuriya hereingebracht und ihnen serviert hatte.
    «Das werde ich auf keinen Fall!»
    Nuriya beugte sie vor und wollte nach ihrer Hand greifen, aber Alva zog sie schnell zurück. «Ich dachte, du wärst eine Fee. Also bist du auch ein Vampir?» Das Wort kam ihr kaum über die Lippen, als das Bild von Julens blutverschmiertem Gesicht erneut vor ihrem inneren Auge auftauchte. «Wie konntest du das zulassen?»
    Nuriya stand auf, ging zu den großen Scheiben und sah hinaus. «Bei mir war es anders. Kieran hat mein Leben gerettet und seines dafür riskiert, als er mich transformierte.»
    «Das tut mir leid», sagte Alva leise.
    «Das muss es nicht.» Nuriyas melancholische Stimmung hielt nicht lange an. «Anfangs war ich natürlich furchtbar wütend, aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. Es gibt eine Menge Vorteile, weißt du?» Sie setzte sich wieder.
    «Das könnte ich nicht. Ich liebe meine Musik, den Garten ... und ich sitze für mein Leben gern in der Sonne.»
    «Mhm, das könnte ein Problem sein. Was meinst du, Kieran?», wandte sie sich an ihren Gefährten, der von Alva unbemerkt zurückgekehrt war. Und er hatte jemanden mitgebracht. Eine schlanke Gestalt, eingehüllt in einen seegrünen Umhang, stand neben ihm. Ihr Gesicht hatte sie unter einer Kapuze verborgen.
    Die Frau aus meinem Traum! Ohne ein Wort herauszubringen, beobachtete Alva, wie sie die Kapuze langsam nach hinten schob. Ein ungläubiger Laut löste sich schließlich aus ihrer Kehle. Sie blickte in ihr eigenes Gesicht, nur die Form der Augen unterschied sich, nicht aber die Farbe. Sie verstand nun, warum Florentine sie immer wieder angesehen hatte. Aglaopheme war etwas größer als Alva und natürlich hatte sie auch kein schwarz gefärbtes, sondern kastanienbraunes Haar. Doch ansonsten war ihre Ähnlichkeit selbst für Mutter und Tochter verblüffend.
    Alva! Dieses eine Wort genügte und sie flog in die Arme ihrer Mutter.
    «Kieran, das schreit
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