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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel
Autoren: Jeanine Krock
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dabei das Gleichgewicht und stützte sich auf Eriks Arm. «Was ist denn hier los?»
    Kieran sah sie von oben herab an. «Und wer bist du?»
    Die Frage klang eher wie ein Grollen und nicht besonders höflich. Aus irgendeinem Grund gefiel es diesem Kieran nicht, dass Erik in weiblicher Begleitung erschienen war. Alva, die in der Dunkelheit und noch dazu hinter Julens Rücken kaum etwas sehen konnte, hatte genug von dem Hörspiel und drängte sich an ihm vorbei. «Das ist meine Freundin Chris.»
    Erik hob beschwichtigend die Hände. «Genau!» Er sah Hilfe suchend zu Julen hinüber.
    «Das kann ich bestätigen, Chris spielt Bass in Alvas Band.» Mehr sagte er allerdings nicht, um seinen Freund zu entlasten.
    «Schade, ich dachte, sie wäre auch eine Sirene.» Nuriya stand auf einmal hinter der Fee, die vor Schreck einen Satz nach vorn machte. «Hui, du lebst aber schon lange unter den Sterblichen.»
    Nun war es an Chris, überrascht auszusehen. «Sirenen sind Sagengestalten und wie lange ich wo lebe, geht niemanden etwas an.»
    Bevor die beiden in Streit geraten konnten, stellte Ralph sich vor und beschloss die Erklärung für seine Anwesenheit mit den Worten: «Dieses Haus gehört mir.»
    Asher setzte sich auf einen Stuhl, schlug das linke Bein über und zog ein Buch aus der Jackentasche. «Sagt mir Bescheid, wenn ihr mit der Vorstellungsrunde fertig seid.» Dann klappte er es an einer markierten Stelle auf und nahm den Zettel heraus, der zwischen den Seiten gelegen hatte. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, versank er sofort in der Lektüre.
    Julen stöhnte. Er hob die Hand, um sich erneut das Haar aus dem Gesicht zu streichen, unterdrückte diesen Impuls jedoch hastig, als er zufällig Alva ansah, deren Mundwinkel bereits zuckten.
    Eine schöne Marotte ist das, die du dir da zugelegt hast. In ihr wuchs ein Kichern heran, drängte nach oben und entwickelte sich im Handumdrehen zu einem ausgewachsenen Lachkrampf.
    «Hau ihr eine runter, dann hört sie auf!», riet Asher, ohne aufzusehen. Hätte er das getan, wäre ihm das mörderische Glitzern in Julens Augen nicht entgangen.
    Nuriya fauchte etwas in einer Sprache, die Alva nicht verstand. Kieran ignorierte die beiden, und sie hielt ihn nicht mehr für brutal oder verrückt, sondern für sehr klug. Leicht konnte er es in seinem Job nicht haben.
    Er dankte es ihr mit einem etwas freundlicheren Ton, als er nun das erste Mal das Wort an sie richtete. «Du bist also Aglaophemes Tochter.»
    «Bin ich das?» Sie sah verunsichert zu Julen, der kaum merklich nickte. «Ich kenne nur meine sterblichen Eltern ...», hob sie zu einer Erklärung an, doch Kieran unterbrach sie.
    «Das wissen wir alles.»
    «Du hast die ganze Zeit gewusst, dass sie eine Sirene ist?» Julen ballte die Fäuste.
    «Reg dich ab!» Kierans Ton wurde wieder scharf. «Ich habe es nicht die ganze Zeit gewusst, sonst hätte ich es dir erzählt.» Es war ihm anzuhören, dass es ihm nicht gefiel, das zugeben zu müssen. «Es war, wie ich es gesagt habe. Es gab eine Anfrage. Das Mädchen sollte beschützt werden.»
    Alva, der es nicht gefiel, als das Mädchen bezeichnet zu werden, öffnete den Mund, um sich nach dem geheimnisvollen Auftraggeber – oder der Auftraggeberin – zu erkundigen. Wenn es jemand wusste, dann doch dieser Obervengador. Der aber hob seine Hand und sie klappte den Mund wieder zu. Er war niemand, der sich gern unterbrechen ließ.
    «Richtig erkannt», sagte er in ihre Richtung.
    Hier liest offenbar jeder meine Gedanken! Allmählich ging ihr das zu weit und sie bemühte sich, ihre innere Schutzmauer aufzubauen, wie Julen es ihr gezeigt hatte.
    «Schon besser», war Kierans Kommentar, und ehe sie begriffen hatte, dass er ihr damit vermutlich ein Kompliment machen wollte, sprach er weiter: «Ich wusste auch nichts von diesem kriminellen Bruder. Noch was?», fragte er, als Nuriya ihn am Ärmel zupfte. «Ach, ja. Die Vorhersage des Orakels hat sich erfüllt. Oder ist hier jemand anderer Meinung?»
    Niemand widersprach, was auch daran liegen konnte, dass die vermutlich wenigsten im Raum von einem Orakel wussten, geschweige denn dessen Bedeutung kannten. Alva wagte es, dies einzuwenden, und anstelle von Kieran antwortet Nuriya. «Sie hat recht. Wie kannst du da so sicher sein?»
    Asher sah von seinem Büchlein auf. «Ist doch ganz klar: Wenn ihre Magie erblüht und sie den Traum entdeckt, wird sie im Triumph dem Tod ins Auge blicken. An deiner Magie ist nichts auszusetzen, du musst sie nur
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