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Das falsche Opfer

Das falsche Opfer

Titel: Das falsche Opfer
Autoren: Carter Brown
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umgibt er sich mit einer Gruppe früherer Kollegen, die
genauso leichtsinnig sind wie er selber, und scheint entschlossen zu sein, sich
entweder zu Tode zu trinken oder einen plötzlichen tödlichen Unfall
herauszufordern.«
    »Das
alles ist gewiß recht faszinierend«, sagte ich mit nicht völlig überzeugender Höflichkeit, »aber es erklärt nicht Ihre Behauptung,
er fordere förmlich dazu heraus, ermordet zu werden. Was wir gerne wüßten, ist
der Name des Burschen, den er dazu herausgefordert hat.«
    »Ich
glaube, den werden Sie selber herausfinden«, sagte er steif, »wenn sie sich diesen schäbigen Haufen von Schmarotzern, mit dem er sich nun umgibt, ansehen.«
    »Glauben
Sie, daß einer von ihnen nach seinem Tod sein Geld erbt?« fragte Lavers .
    »Was
für ein lächerlicher Einfall!« Irving schnaubte beinahe. »Natürlich erbt seine
Frau das ganze Vermögen.«
    »Dann
hätte sie ein wesentlich einleuchtenderes Motiv als
seine alten Fliegerkumpels«, sagte ich sachlich.
    »Sally
Kramer ist eine der großartigsten Frauen, die kennenzulernen ich den Vorzug
hatte«, sagte er mit steinerner Stimme. »Sie ist ihrem Mann sehr ergeben. Ich
bin persönlich überzeugt, daß einige dieser sogenannten Freunde bei ihm tief
verschuldet sind — sie haben ihn seit Jahren ausgesogen und sich Geld von ihm
geborgt! Es gibt da auch sicher noch andere Faktoren, Lieutenant. Wie steht es
mit Eifersucht? Sein Reichtum? Seine schöne Frau? Keiner dieser Männer ist im
eigentlichen Sinn erwachsen, ebensowenig wie Kramer
in diesem Sinn erwachsen ist. Für Männer, die nichts als Mißachtung für die Unantastbarkeit eines menschlichen Lebens hegen — die ihr Leben damit
zugebracht haben, mit den Flugzeugen, die sie abgeschossen, und den Männern,
die sie umgebracht haben, zu prahlen —, für diese Männer kann jede eingebildete
Geringschätzung, jede im Suff entstandene Empfindung des Neids ein mehr als
ausreichendes Motiv sein.«
    »Mr.
Irving«, sagte ich sachlich, »darf ich eine persönliche Frage an Sie richten?«
    »Gewiß.«
    »Was
haben Sie während des Krieges getan?«
    »Ich
habe hart für meine juristische Abschlußprüfung an
der Universität gearbeitet«, sagte er frostig.
    »Kann
ich mir denken!« knurrte Lavers böse. »Können Sie den
geringsten Nachweis dafür bringen, daß einer dieser Männer die Bombe in das
Flugzeug gelegt hat, um auf diese Weise Kramer umzubringen?«
    »Natürlich
nicht!«
    »Haben
Sie einen Beweis dafür, daß einer dieser Männer ein eindeutiges Motiv haben
könnte, Kramer umbringen zu wollen?«
    »Ich
denke, die Motive sind offensichtlich, wie ich bereits erklärt habe«, sagte der
Anwalt eisig.
    »Aber
Sie haben keine Beweise?«
    »Nun
— wörtlich genommen vermutlich nicht, aber...«
    »Dann
tun Sie mir einen Gefallen, Mr. Irving«, schrie Lavers ,
»und verschwinden Sie, zum Teufel, aus meinem Büro!«
    »Was?«
Irving sprang auf, und auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck verdutzter
Ungläubigkeit. »So können Sie doch nicht mit mir reden!«
    »Ich
kann es, und ich tue es!« bellte ihn Lavers an. »Mir
dreht sich der Magen um, wenn ich Sie so reden höre. Wenn Sie in den nächsten
fünf Sekunden noch nicht verschwunden sind, werde ich Sie durch den Lieutenant
hinauswerfen lassen.«
    Alle
Farbe wich aus Irvings Gesicht, und einen Augenblick lang dachte ich, er würde
zu streiten anfangen, aber dann änderte er anscheinend seine Ansicht und ging,
ein paar übriggebliebene Fetzen seiner Würde zusammenraffend, auf die Tür zu.
Kurze Stille entstand, als sie ins Schloß gefallen war. Der Sheriff starrte
mich an, und sein Gesicht hatte die Farbe tiefen Scharlachrots angenommen.
    »Ich
bin froh, daß ich ihn nicht rauszuschmeißen brauchte, Sheriff«, sagte ich
milde. »Bei solchen Leuten weiß man nie, was sie tun — manchmal beißen sie.«
    Lavers holte tief Luft und entspannte sich betont. »Dieser
Gartenzwerg hat mich auf die Palme gebracht«, sagte er mit gemessener Stimme.
    »Trotzdem
waren in seiner eleganten Rede ein paar interessante Details enthalten«, sagte
ich vorsichtig.
    »Sicher,
sicher«, knurrte Lavers ungeduldig. »Der ganze Kramersche Background — aber so, wie er alles erzählt hat,
hätte man meinen können, er diktiere ein Buch.«
    »Daran
habe ich nicht gedacht«, erwiderte ich. »Kramer ist, wie Irving gesagt hat,
nicht an Geld interessiert, und er muß es wissen, denn er verwaltet Kramers
Vermögen. Mitch Kramer ist ein Strolch, aber seine Frau ist eine
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