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Das falsche Opfer

Das falsche Opfer

Titel: Das falsche Opfer
Autoren: Carter Brown
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sagte er brüsk, als er bei mir
angekommen war. Dann starrte er mit einem seltsamen Ausdruck auf den Healey,
beinahe wie ein abgelegter Liebhaber auf seine frühere Geliebte.
    »Die
Ventile müßten ein bißchen nachgestellt werden«, verkündete er mit der
unterdrückten Stimme, wie sie für alle Mitglieder des Chirurgischen Kollegiums
obligatorisch zu sein pflegt. »Ich würde sie Ihnen gern richten, wenn Sie eine
Weile dableiben?«
    »Danke,
nein«, sagte ich. »Wer sind Sie eigentlich?«
    »Ich
bin Mechaniker—.« Seine dunklen Augen starrten mich unheilvoll an. »Der beste,
den es gibt.«
    »Sie
arbeiten für Kramer?«
    »Ja,
sofern Sie das was angeht.«
    »Es
geht mich was an«, erwiderte ich kurz und sagte ihm, wer ich bin.
    Sein
dichtes schwarzes Haar bedurfte dringend der Schere, und seinen Stoppeln nach
zu urteilen hatte er sich seit zwei Tagen nicht rasiert. Sein dunkelblauer
Overall war mit Öl und Schmutz beschmiert, und er sah aus wie eine in einer Versitzgrube wohnende Ratte, der man für lange Zeit die
Ausgänge versperrt hat. Es war eine Atmosphäre nackter Feindseligkeit um ihn,
so stark, daß man glaubte, sie förmlich mit der Hand fassen zu können.
    »Mit
der Maschine war alles in Ordnung«, sagte er barsch. »Ich habe sie heute morgen als erstes nachgesehen. Nicht das
Allergeringste fehlte daran. Haben Sie verstanden, Lieutenant?«
    »Ich
habe verstanden«, sagte ich sanft. »Ich erinnere mich, daß Mrs. Kramer erwähnte, Cliff habe die Maschine nachgesehen, bevor sie heute morgen explodiert ist.«
    »Stimmt,
ich bin Cliff White«, sagte er gelassen. »Diese Maschine war tadellos in
Ordnung, bevor sie heute morgen zu fliegen anfingen!
Wenn Sie einen Blick in meine Zeugnisse als Mechaniker werfen wollen, so können
Sie...«
    »Ich
glaube es Ihnen ohne weiteres«, beruhigte ich ihn.
    »Wirklich?«
Eine ganze Weile lang betrachteten mich seine Augen ungläubig. »Hören Sie«,
sagte er dann schwerfällig, »da kenne ich die Polypen besser — die finden immer
einen Sündenbock, am besten den, mit dem man’s am leichtesten hat, den kleinen
Burschen, der sich nicht wehren kann. — So arbeitet ihr lausigen Polypen doch!«
    »Die
Maschine war völlig in Ordnung«, fuhr ich ihn an, »bis zu dem Augenblick, in
dem jemand eine Zeitbombe hineingelegt hat.«
    »Zeitbombe?«
Sein Unterkiefer sank für einen Augenblick herab. »So ist das also passiert?«
    »Nach
dem, was alle Experten gesagt haben, ja, und ich habe keinen Grund, mit ihnen
darüber zu streiten«, antwortete ich. »Sie glauben, sie sei im Rumpf des
Flugzeugs versteckt worden. — Halten Sie das für möglich?«
    White
nickte, nachdem er einen Augenblick lang überlegt hatte. »Sicher, das ist
möglich. Vielleicht ist jemand gestern nacht hinaus
in den Schuppen gegangen und hat das getan — er konnte sicher sein, daß niemand
im Rumpf nachschauen würde. Einem Burschen, der die Kiste fliegt, einen so
dreckigen, üblen Streich zu spielen!«
    »Es
gibt auch ein anderes Wort dafür: Mord«, sagte ich. »Ich hoffe, Sie können mir
behilflich sein, herauszufinden, wer es getan hat, Cliff. «
    »Da
bestehen keine großen Chancen«, murmelte er. »Ich verkehre nicht
gesellschaftlich im Kramerschen Haus — ich bin nur
ein Angestellter. Deshalb merke ich, abgesehen von dem Lärm, die meiste Zeit
nichts von dem, was dort vor sich geht.«
    »Seit
wann arbeiten Sie für Kramer?«
    »Seit
dreiundfünfzig. Gleich nachdem ich aus dem Krankenhaus kam, bot er mir den Job
an.«
    »Haben
Sie Kramer früher schon gekannt?«
    »Natürlich.«
Sein Mund verzog sich zu einem häßlichen Grinsen. »Ich hab’ ihn gut gekannt —
ich bin fast die ganze Zeit über mit ihm in Korea gewesen.« Er machte eine
lange Pause, während der er auf sein verdrehtes linkes Bein hinabstarrte.
»Major Mitch Kramer und sein getreuer Bordmechaniker — das waren wir. Bis zu
dem lausigen Morgen, als der Major vielleicht noch ein bißchen mehr als
gewöhnlich getrunken hatte und leichtsinnig wurde.«
    In
einer plötzlichen Aufwallung von Wut zog er den linken Fuß über die Erde.
    »Wissen
Sie, was er hinterher gesagt hat? >Sie blöder Hund, White< hat er gesagt,
>warum, zum Teufel, sind Sie mir nicht aus dem Weg gegangen?< Ein
großartiger Bursche, der Major.« Er spuckte zornig auf die Erde. »Ja, ein ganz
großartiger Bursche! Nachdem ich aus der Armee entlassen worden war, trieb er
einen Spezialisten auf, der dachte, er könnte vielleicht etwas für mein Bein
tun — und so lag
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