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Das falsche Opfer

Das falsche Opfer

Titel: Das falsche Opfer
Autoren: Carter Brown
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würde es außer einem Engel bestimmt
niemandem erzählen.«
    Sie lehnte sich auf der Couch
zurück und schloß kurz die Augen. »Sie werfen mit entnervenden Feststellungen
um sich wie mit Bonbons«, sagte sie atemlos. »Nun erzählen Sie mir schon den
Rest, bevor ich vor Neugierde sterbe.«
    »Ich will Ihnen gegenüber offen
sein, Angel«, sagte ich. »Ich bin nicht hierhergekommen, nur um zu trinken und
mich ein bißchen mit Ihnen zu unterhalten und vielleicht eine Ihrer prächtigen
Mahlzeiten umsonst zu ergattern.«
    Ich warf einen Blick auf meine
Uhr, als wäre jede Sekunde wichtig. »In zehn Minuten werde ich weggehen und den
wirklichen Mörder festnehmen. Wollen Sie vielleicht mitkommen?«
    Sie fuhr wieder hoch. »Sie
meinen, es wäre richtig, wenn ich mitkäme? Aber warum ich, Al?«
    »Weil ich glaube, daß Sie ein
Recht darauf haben zu erfahren, wer die Bombe ins Flugzeug gelegt hat«, sagte
ich ernst. »Es wird eine äußerst dramatische Szene absetzen — beinahe so gut
wie im Fernsehen.«
    »Nichts kann mich zurückhalten!«
Sie holte tief Luft, und ihr goldener Busen glitzerte in einer schimmernden
Kaskade von Licht. »Können Sie es mir nicht schon jetzt sagen?« bat sie eifrig.
»Muß ich wirklich noch Stunden und Stunden warten?«
    Sie ergriff meine Hand und
preßte sie, anscheinend ohne zu wissen, was sie tat, gegen ihre feste linke
Brust. »Kommen Sie schon, Al«, fuhr sie mit ihrer heiseren Stimme fort. »Sie
können es mir ruhig sagen — Engel behalten Geheimnisse immer für sich. Wissen
Sie das nicht?«
    Meine Hand wurde noch fester
gegen ihren Busen gedrückt. »Sie wollen nur ein bißchen umschmeichelt werden,
ja?« gurrte sie mit kehliger Stimme. »Wollen Sie
vielleicht ganz nahe herankommen und dem goldenen Engel Ihre Geheimnisse ins
Ohr flüstern?«
    Ich zog meine Hand aus der
ihren und stand auf. »Ich kann es Ihnen jetzt noch nicht sagen, Angel«,
antwortete ich in entschuldigendem Ton, »aber ich werde es Ihnen unterwegs
andeuten.«
    »Na schön.« Sie stand auf, sich
behutsam das Vorderteil ihrer Bluse glattstreichend. »Fahren wir sehr weit?
Brauche ich einen Mantel?«
    »Wir fahren zum Kramerschen Haus«, sagte ich. »Vermutlich auch ein paar
andere Leute.«
    »Dann brauche ich keinen
Mantel«, entschied sie. Ihre Augen glänzten. »Worauf warten wir noch? Es ist
schrecklich aufregend.«
    Ich half ihr in den Healey und
glitt neben ihr auf den Fahrersitz. Nach zehn Minuten Fahrt hatten wir den
Innenstadtverkehr hinter uns gelassen und konnten uns ohne allzu große
Ablenkungen unterhalten.
    »Erinnern Sie sich an vorgestern abend , Angel — an die große
Schinken-und-Ei-Nacht? Als ich Sie nach Stu MacGregor fragte?«
    »Und ob ich mich erinnere.« Sie
schüttelte sich vor Lachen. »Ich habe es Ihnen ja schon gesagt, heute morgen konnte ich mich zum erstenmal wieder hinsetzen.«
    »Sie erzählten mir, wie sehr MacGregor bemüht war, Sie zu ermutigen, sich mit Mitch
Kramer einzulassen.«
    »Ich erinnere mich«, sagte sie
und nickte.
    »Und daß Sie sich fragten,
inwiefern Kramer ihn wohl in der Hand habe.«
    »Das frage ich mich noch
immer«, sagte sie ernst.
    »Ich habe es herausgefunden«,
sagte ich mit selbstgefälliger Stimme. »Gestern habe ich Kramer zum Reden
gebracht — habe ihm eine Mordsangst eingejagt und gesagt, daß wir ihn, wenn er
nicht mit der Sprache herausrücke, das nächste Mal nicht vor einem neuerlichen
Versuch des Mörders, ihn umzulegen, retten könnten.«
    Sie schauderte leicht. »Schonen
Sie meine Nerven, Al. Nach außen hin scheinen Sie solch ein netter Bursche zu
sein, aber im Grund sind Sie eiskalt und niederträchtiger als ein Puma. Das
mußten Sie auch sein, um Mitch Kramer zum Reden zu bringen.«
    »Früher oder später bringt man
sie alle zur Räson.« Ich grinste voller Selbstvertrauen.
    Die nächsten zehn Minuten
verbrachte ich damit, Kramers Geschichte über MacGregors verräterische Unternehmungen in Korea mit allen Einzelheiten wiederzugeben.
    »Hui!« rief Angel leise. »Was
dieser Stu MacGregor doch
für eine widerwärtige Ratte ist!«
    Der zum Kramerschen Haus führende ungeteerte Fahrweg lag unmittelbar
rechts vor uns.
    »Er ist mehr als das, Angel«,
sagte ich leise. »Er ist eine widerwärtige, mörderische Ratte.«
    »Was?«
    Ich bog in den Zufahrtsweg ein
und verlangsamte die Schnelligkeit erheblich. »Sally Kramer und Irving waren
als Verdächtige von vornherein unwahrscheinlich«, sagte ich verächtlich.
»Sicher, sie spielte Theater und
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