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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment
Autoren: Dinah McCall
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während er so ruhig wie möglich auf sie einredete, obwohl er vor Entsetzen am liebsten geschrien hätte.
    „Lynn, sieh mich an! Sieh nicht nach unten, hörst du? Du nimmst jetzt meine Hand und dann kommst du mit mir nach drinnen. Du wirst nicht …“
    Mitten im Satz blickte sie auf einmal zum Himmel und machte einen Schritt nach vorne, fort vom Gerüst. Greg sah noch, dass sie lächelnd und mit ausgebreiteten Armen in die Tiefe sprang. Er sah nicht, wie sie auf dem Fußweg aufschlug, weil er auf dem Gerüst kniete und sich übergab.
    Der Zwischenfall wurde in den Zeitungen nur am Rande erwähnt. Menschen, die in den Tod springen, waren in Chicago keine Besonderheit.
    Am nächsten Abend, in der Nähe von Denver, Colorado
    Wie schon so oft in den letzten fünf Jahren war Frances Waverly davon überzeugt, dass es ein Fehler gewesen war, Charlie zu heiraten. Ganz egal, was sie tat, sie konnte es ihm nie recht machen. Den ganzen Tag über brüllte und meckerte er nur, und sobald der Abend anbrach, wollte er sofort mit ihr schlafen. Er konnte nicht verstehen, dass sie sich nicht von ihm anfassen lassen wollte, und unterstellte ihr, sie habe eine Affäre.
    „Eine Affäre!“ fuhr Frankie ihn an. „Im Moment würde ich mich nicht mal mit Donald Trump und seinen Millionen einlassen, ganz abgesehen davon, dass er an jemandem wie mir sowieso nicht interessiert wäre. Dein ewiges Genörgel hat mich vorzeitig altern lassen, und mir reicht es! Hast du mich verstanden? Mir reicht es!“
    Charlie packte sie am Arm. Er hörte das nicht zum ersten Mal, er kannte die immer gleiche Leier, und er wollte jetzt mit ihr ins Bett gehen.
    „Ach, sei doch endlich ruhig, Frankie. Du hast überhaupt keinen Grund, dich zu beklagen. Du hast ein schönes Haus, der Wagen ist noch so gut wie neu. Du hast alles, was du brauchst. Alles, was ich von dir will, sind deine ehelichen Pflichten. Du bist meine Frau, ich habe ein Recht darauf, mit dir zu schlafen.“
    Frankie lachte schrill auf. „Mit mir schlafen! Das ist doch das Einzige, worum es dir geht. Du liebst mich doch gar nicht, du bist nur auf meinen Körper scharf.“
    „Das ist nicht wahr!“ brüllte Charlie sie an. „Ich habe dir …“
    In dem Moment klingelte das Telefon. Frankie nahm den Hörer ab. Sie war bereit, mit jedem zu reden, selbst wenn es irgendein Telefonverkäufer war, solange sie kein weiteres Wort von Charlie Waverly hören musste.
    „Waverly“, sagte sie knapp. Als Charlie versuchte, ihr den Hörer zu entreißen, schlug sie ihm auf die Hand und wandte sich ab. „Ja, hier ist Frances Waverly.“
    „Verdammt, Frankie, leg den Hörer auf. Wir sind hier mitten im Gespräch. Wer immer das ist, du rufst zurück.“
    Aber Frankie reagierte nicht, sondern sank gegen die Wand und erstarrte förmlich. Einen Moment lang glaubte er, sie würde ohnmächtig. Dann schloss sie die Augen und ließ die Schultern sinken.
    „Was ist?“ herrschte er sie an, während er befürchtete, dass über ein Familienmitglied irgendeine Katastrophe hereingebrochen war. „Wer ist das? Ist das Mom? Ist Dad in Ordnung?“
    Frankie erwiderte nichts, woraufhin er noch panischer wurde. Er sah sie an und bemerkte, dass eine Träne über ihre Wange lief. Mit einem Mal tat es ihm furchtbar Leid, dass er sie angeschrien hatte.
    „Hör zu, Schatz, ganz egal, was passiert ist, wir stehen das schon durch“, sagte er. „Ich bin für dich da.“
    Er legte eine Hand an ihren Hinterkopf und drückte sanft ihren Nacken. Aber diesmal lächelte sie ihn nicht verzeihend an, sondern legte den Hörer auf den Tisch und ging an ihm vorbei, als sei er unsichtbar. Als sie die Wagenschlüssel nahm und die Haustür öffnete, geriet er ernsthaft in Panik.
    „Frankie, warte! Wohin gehst du? Warte, ich komme mit!“
    Sie verließ die Veranda und ging hinaus in die Nacht. Er griff nach dem Telefon.
    „Hallo? Hallo? Wer ist da? Was zum Teufel haben Sie meiner Frau gesagt?“
    Es war nur ein Freizeichen zu hören. Er legte den Hörer auf und folgte Frankie nach draußen, doch sie war bereits in den Wagen gestiegen und losgefahren.
    „Frances! Verdammt, ich habe doch gesagt, dass du warten sollst!“ brüllte er, aber sie war schon zu weit entfernt. Er zog die Schlüssel aus der Hosentasche, stieg in seinen Truck und fuhr ihr nach.
    Über einen Kilometer klebte er regelrecht an ihrer Stoßstange und versuchte, mit Hupe und Lichthupe zu verstehen zu geben, dass sie anhalten sollte. Sie verhielt sich so, als wäre er gar
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