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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman
Autoren: Cinda Williams Chima
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Gesichtern und weit aufgerissenen Augen da – wie gefangene Tiere, die kurz davor waren, getötet zu werden. Der Vater legte beschützend einen Arm um seine zitternde Tochter und strich ihr über den blonden Kopf, während er ihr leise ein paar Worte zuflüsterte.
    Die Jungen am Feuer reagierten dagegen gar nicht auf Gillens Eintritt, sondern klatschten träge. »Nicht gerade überwältigend, aber besser als gar nichts«, stellte einer von ihnen mit einem selbstgefälligen Grinsen fest. »Genauso wie die Unterkunft hier.«
    »Ich bin Mac Gillen«, sagte Gillen laut. Er war jetzt ganz sicher, dass für ihn bei diesem Treffen nicht das Geringste herausspringen würde.
    Der größte der drei Jungen erhob sich anmutig und schüttelte eine Mähne aus schwarzen Haaren zurück. Als sein Blick auf Gillens vernarbtes Gesicht fiel, zuckte er zusammen und verzog angewidert seine blaublütige Miene.
    Gillen biss die Zähne zusammen. »Korporal Sloat sagte, Ihr wolltet mich sprechen.«
    »Ja, Leutnant Mac Gillen. Ich bin Micah Bayar, und das hier sind meine Vettern Arkeda und Miphis Mander.« Er deutete auf die anderen beiden Jungen, die rothaarig waren, der eine schlank, der andere stämmig. »Wir sind auf dem Weg zur Akademie von Odenford, und da unsere Reise uns hier vorbeiführt, wurde ich gebeten, Euch eine Nachricht aus Fellsmarch zu überbringen.« Er wies mit dem Kopf in Richtung des unbesetzten Dienstzimmers. »Vielleicht können wir uns da drin unterhalten.«
    Gillens Herz schlug schneller, als er auf die Stolen starrte, die die Schultern des Jungen bedeckten. Silberfalken waren darauf, die ihre Krallen zum Angriff ausgefahren hatten. Das Emblem der Bayar-Familie.
    Und ja, jetzt sah er auch die Ähnlichkeit – die Augen, der Schnitt des Gesichts. Die schwarzen Haare des jungen Bayar waren durchsetzt mit den roten Strähnen der Magier.
    Die anderen beiden trugen ebenfalls Stolen, aber sie waren mit anderen Emblemen geschmückt. Fellskatzen. Also waren alle drei Magier und der eine sogar der Sohn des Hohemagiers.
    Gillen räusperte sich. Seine Nerven kämpften gegen die Aufregung an. »Natürlich, natürlich, Eure Lordschaft. Ich hoffe, Essen und Trinken waren zu Eurer Zufriedenheit.«
    »Es hat … den Bauch gefüllt, Leutnant«, antwortete der junge Bayar. »Aber jetzt drückt es ziemlich, muss ich leider gestehen.« Er klopfte leicht mit zwei Fingern auf seinen Bauch, und die anderen beiden Jungen prusteten los.
    Themawechsel, dachte Gillen angestrengt. »Ihr seht Eurem Vater ähnlich, wisst Ihr. Ich habe gleich gesehen, dass Ihr sein Sohn seid.«
    Der junge Bayar runzelte die Stirn und warf einen Blick auf die Musiker, dann wieder auf Gillen. Er öffnete den Mund und wollte etwas sagen, aber Gillen sprach rasch weiter; er wollte unbedingt etwas loswerden. »Es war nicht mein Fehler, wisst Ihr, das mit dem Amulett. Dieser Cuffs Alister ist wild und straßenerfahren. Aber Euer Dad hat sich den richtigen Mann für den Job ausgesucht. Wenn jemand ihn finden kann, dann ich, und ich werde das Zauberstück zurückbringen. Dazu muss ich nur zurück in die Stadt, das ist alles.«
    Der Junge erstarrte, und seine Augen wurden schmal. Sein Mund bildete eine feste, missbilligende Linie. Dann schüttelte er den Kopf und wandte sich an seine Vettern. »Miphis. Arkeda. Ihr bleibt hier. Trinkt noch ein Bier, sofern ihr noch was vertragen könnt.« Er wedelte mit der Hand in Richtung der Musikanten. »Behaltet sie im Auge. Lasst sie nicht weg.«
    Dann deutete der junge Bayar mit einem Finger auf Gillen. »Und Ihr kommt mit mir.« Ohne sich umzusehen und sich zu vergewissern, ob Gillen folgte, schritt er in das Dienstzimmer voran.
    Verwirrt folgte ihm Gillen in den Raum. Der junge Bayar starrte aus dem Fenster, von dem aus man auf den Stallhof sehen konnte, und legte seine Hände auf den steinernen Sims. Er wartete, bis sich die Tür hinter Gillen geschlossen hatte, ehe er sich an den Leutnant wandte. »Ihr … Schwachkopf«, zischte der Junge. Sein Gesicht war blass, die Augen hart und funkelnd wie Kohle aus Delphi. »Ich kann einfach nicht glauben, dass mein Vater jemals jemanden beauftragt hat, der so dumm ist. Niemand darf wissen, dass Ihr im Dienst meines Vaters steht, habt Ihr das verstanden? Wenn Hauptmann Byrne etwas davon mitbekommt, könnte das üble Folgen haben. Man könnte meinen Vater wegen Verrates anklagen.«
    Gillens Mund wurde schlagartig trocken. »Ja. Natürlich«, stotterte er. »Ich … äh … hatte vermutet,
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