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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman
Autoren: Cinda Williams Chima
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Punkt des Passes, kaum noch mehr als ein breiter Wildpfad.
    Obwohl gerade Hauptreisezeit war, waren sie auf dem Pfad nur wenigen Händlern begegnet – lediglich ein paar hohläugigen Flüchtlingen aus dem Bürgerkrieg in Arden.
    Dancer deutete ein Stück nach vorn auf den südlichen Hang. »Lord Demonai sagt, dass hier vor dem Krieg den ganzen Tag lang Wagen entlanggefahren sind und Waren von den Flatlands hochgebracht haben. Hauptsächlich Nahrungsmittel – Korn, Vieh, Früchte und Gemüse.«
    Dancer kannte den Marisa-Pines-Pass von früheren Handelsreisen, die er gemeinsam mit Averill Demonai, dem Handelsmeister und Patriarchen vom Demonai-Camp, genannt Lightfoot, unternommen hatte.
    »Jetzt verschlucken die Armeen alles«, sprach Dancer weiter. »Und von den Feldern wird ein großer Teil zusätzlich verbrannt und zerstört, sodass auch noch das Korn wegfällt.«
    Und so gibt es in den Fells einen weiteren Hungerwinter, dachte Han. Der Bürgerkrieg in Arden währte schon ewig – seit Han denken konnte. Sein Vater war dort gestorben, als angeheuertes Schwert im Dienste von einem der fünf verdammten Prinzen von Montaigne – Brüder, von denen jeder einzelne den Thron von Arden beanspruchte.
    Hans Pony schnaufte und schnaubte nach dem langen Anstieg vom Marisa-Pines-Camp. In dieser Höhe war die Luft dünn. Han fuhr mit den Fingern durch die struppige, durcheinandergeratene Mähne des Ponys und kratzte es hinter den Ohren. »Schon gut, Ragger«, murmelte er. »Lass dir Zeit.« Ragger bleckte die Zähne als Antwort, und Han musste lachen.
    Insgeheim war Han stolz auf sein übellauniges Pony – das erste, das er jetzt wirklich besaß. Bis jetzt war er ein geübter Reiter auf geliehenen Pferden gewesen, da er jeden Sommer in den Highland-Hütten verbracht hatte – aus der Stadt weggeschickt von einer Mutter, die überzeugt davon gewesen war, dass er einen Fluch mit sich herumschleppte.
    Aber jetzt war alles anders. Die Clans hatten ihm ein Pferd geschenkt, ihm Kleidung, Ausrüstung und Vorräte für die Reise gegeben und auch den Unterricht an der Akademie in Odenford bezahlt. Nicht aus Großzügigkeit, nein, sondern weil sie hofften, dass der dämonenverfluchte Han Alister sich als mächtige Waffe gegen den zunehmend stärker werdenden Magierrat entpuppen würde.
    Han hatte ihr Angebot angenommen. Er hatte auch gar keine andere Wahl gehabt, angesichts der Tatsache, dass man ihn des Mordes angeklagt hatte und er von seinen Feinden zum Waisen gemacht worden war, während er jetzt von der Wache der Königin und dem mächtigen Hohemagier, Gavan Bayar, gejagt wurde. Es war der dunkle Schatten der vergangenen Tragödien, der ihn vorwärtstrieb, die Notwendigkeit, den Erinnerungen an die erlittenen Verluste zu entgehen, und der Wunsch, endlich woanders zu sein als da, wo er bisher gewesen war.
    Das alles und ein schwelender Wunsch nach Rache.
    Han schob seine Finger unter sein Hemd und berührte geistesabwesend das Schlangenstab-Amulett auf seinem Brustkorb. Es knisterte leicht, als Macht aus Han heraus- und in das Zauberstück hineinströmte; auf diese Weise konnte er sich von dem magischen Druck erleichtern, der sich den ganzen Tag über in ihm anstaute.
    Es war zur Gewohnheit geworden, dieses Sammeln von Macht, die ansonsten einfach ohne jede Kontrolle davonwirbeln würde. Er musste sich ständig vergewissern, dass das Amulett noch da war. Han hing auf merkwürdige Weise daran, seit er es Micah Bayar weggenommen hatte.
    Das Zauberstück hatte einst seinem Ahnen Alger Waterlow gehört, den die meisten Leute als Dämonenkönig kannten. Das Amulett, das die Clan-Matriarchin Elena Demonai extra für ihn angefertigt hatte, ein Bogenschütze aus Jaspis und Jade, der Einsame Jäger, baumelte derweil ungenutzt in seiner Satteltasche.
    Er hätte das Waterlow-Amulett hassen müssen. Er hatte dafür mit dem Leben seiner Mutter und seiner Schwester Mari bezahlt. Einige behaupteten, bei dem Amulett würde es sich um schwarze Magie handeln – um etwas, das zu nichts anderem fähig war als zu Bösem. Aber es war alles, was Han mit seinen fast siebzehn Jahren besaß, abgesehen von Maris fast verkohltem Märchenbuch und dem goldenen Medaillon seiner Mutter. Das war alles, was von der Zeit der Katastrophen übrig geblieben war.
    Und jetzt reisten er und sein Freund Dancer nach Odenford, um in Mystwerk House, der Akademie für Magier, eine von den Clans bezahlte Ausbildung zu beginnen.
    »Alles in Ordnung?« Dancer beugte sich
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