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Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Titel: Das Erwachen: Dunkle Götter 1
Autoren: Michael G. Manning , Jürgen Langowski
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unausweichlich.
    Er war nur noch zwanzig Schritt entfernt, sie hörte schon den keuchenden Atem hinter sich. Keiner von ihnen hatte noch die Kraft zu rennen, sie stapften lediglich verzweifelt einher. Er schritt mit schweren Schritten aus, sie taumelte bereits. »Verdammt, nun bleib doch stehen!«, rief er ihr zu. »Hör jetzt auf, Weib, und ich sorge dafür, dass die letzten Minuten deines Lebens angenehm sind, ehe du stirbst.«
    Elena di’Cameron war keine Närrin. Sie konnte nicht weiterfliehen und hatte auch keine Kraft, um zu kämpfen. So setzte sie ihren Sohn ab und drehte sich um. Fünf Schritte, zehn, und sie brach zusammen, ehe der Verfolger sie erreicht hatte. Mit dem Gesicht nach unten lag sie auf dem Schwert des Meuchelmörders, das sie mit sich genommen hatte, weil ihre eigene Klinge geborsten war. Sie atmete tief ein und bekam Staub in die Nase, während sie ihre Kräfte sammelte. Ihre einzige Hoffnung war, dass der Mann dumm genug wäre, sich noch etwas mit ihr vergnügen zu wollen, ehe er sie tötete.
    Sie wartete, bis er sich über ihr aufbaute, und hoffte, er werde innehalten und sich an ihrer Schwäche weiden. Für ihn schien sie völlig wehrlos zu sein, was ja auch beinahe der Wahrheit entsprach. Als er dort stand, entschied er wohl, zu müde für das Vergnügen zu sein, und zog das Schwert. Elena rollte sich herum und stieß nach oben, um ihn entweder im Schritt oder im Bauch zu treffen. Beinahe hätte sie auch Erfolg gehabt, doch die Arme ließen sie im Stich, und der Hieb kam zu langsam. Er fegte ihre Klinge mit nur einem Tritt zur Seite, ließ sich fallen, presste mit den Knien ihre Schultern auf den Boden und brach ihr dabei das Schlüsselbein. Sie schrie auf, so laut es ihr trotz der Erschöpfung noch möglich war.
    Sobald er sie am Boden festgesetzt hatte, zog er ein kleines Messer. »Damit töte ich dein Kind, sobald du erledigt bist, Hexe.« In seinen Augen flackerte der Irrsinn. Sie wollte ihm ins Gesicht spucken, doch ihr Mund war trocken und sie hatte keinen Speichel mehr. Auf einmal bohrte sich ein Pfeil in seine Brust. Verwundert starrte er den Schaft an. Er ließ das Messer fallen und versuchte, den Pfeil herauszuziehen, als ein zweiter in seiner Kehle stecken blieb. Da kippte er von ihr herunter und war tot, ehe der Kopf auf die Straße schlug. Elena wollte sich aufrichten, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Sie hörte ihren Sohn weinen, während alles vor ihren Augen verschwamm. Dunkelheit umfing sie, als sie ohnmächtig wurde.
    Eine nicht bestimmbare Zeitspanne später kam sie wieder zu sich. Sobald sie sich rührte, knirschte das Schlüsselbein. Die Schmerzen zwangen sie, sich ruhig zu verhalten. So blieb sie reglos liegen und sah sich um. »Nicht bewegen. Dein Körper hat zu viel erdulden müssen«, sagte jemand.
    Eine Frau saß an ihrem Lager. Der Raum war klein, allem Anschein nach wohl die Kate eines Bauern. Die Frau feuchtete ein Tuch an und legte es Elena auf die Stirn. »Du hast dir ein schreckliches Fieber eingefangen. Eine Weile dachte ich schon, du würdest nie mehr aufwachen.«
    Elena starrte sie an. Die Frau war freundlich und hatte kräftige Gesichtszüge. »Mein Kind …«
    »Sch-scht! Keine Sorge, es geht ihm gut. Er ist gleich hier. Du hast einen schönen, kräftigen Jungen. Er hat munter gebrüllt, seit Royce euch hergebracht hat.« Sie beugte sich vor und hob Elenas Sohn von der schlichten Bettstatt, die sie im Zimmer eingerichtet hatten. Da Elena ihn nicht selbst halten konnte, legte die Frau ihn neben ihr ab, wo sie ihn betasten konnte.
    »Ich muss dir einige Dinge erklären«, begann sie.
    »Nein, nein, bleib nur ganz still liegen. Dein Körper hat schwer daran zu arbeiten, das Fieber zu bekämpfen. Du musst dich jetzt erst einmal erholen. Später haben wir noch genügend Zeit«, besänftigte die Frau sie.
    »Nein, die haben wir nicht«, widersprach Elena. »Ich bin innerlich verletzt. Hier unten.« Sie wollte auf den Bauch deuten, doch die Bewegung schmerzte zu sehr. Müde war sie, hundemüde, aber sie sprach trotzdem weiter. Stockend berichtete sie der Frau, die für sie sorgte, wer sie war.
    Nach einer Weile erfuhr sie, dass die Frau Meredith Eldridge hieß und Miri gerufen wurde. Ihr Ehemann Royce hatte Elena auf der Straße gefunden. Er war Schmied und zur Burg von Lancaster unterwegs gewesen, um ein Fass Nägel und andere Gegenstände auszuliefern. Glücklicherweise nahm er bei solchen Reisen stets den Bogen mit. Die beiden Frauen
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