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Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Titel: Das Erwachen: Dunkle Götter 1
Autoren: Michael G. Manning , Jürgen Langowski
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die Bauchwunde, was ihr einen erstickten Schrei entlockte. »Bei den Göttern, Elena, das kann ich nicht in Ordnung bringen. Es ist zu viel …« Tyndal Ardeth’Illeniel war der mächtigste lebende Magier, doch sein Wissen in den Heilkünsten war begrenzt, und schließlich lag er selbst im Sterben. Die Mahlzeit auf der Burg Cameron war vergiftet gewesen, und alle Männer, Frauen und Kinder im Burgfried, die davon gekostet hatten, waren ebenfalls dem Tod geweiht.
    Doch er verdrängte die eigenen Schmerzen und konzentrierte sich auf den Finger, den er ihr wie ein Messer über den Bauch zog. Die Haut fand zusammen und schloss sich unter der Berührung. Gleich darauf verriet nur noch eine silberne Linie die Stelle, wo sie verletzt worden war. Sobald Elenas Schmerzen nachließen, betrachtete sie Tyndals Gesicht. Es war schweißüberströmt und vor Schmerz und Erschöpfung verzerrt. Trotzdem erkannte sie in den strahlend blauen Augen den scharfen Verstand, den sie stets so faszinierend gefunden hatte. Dieser Mann, ihr Gatte, musste jetzt sterben, und sie konnte nichts dagegen tun.
    Immerhin war sie nun in der Lage, sich wieder aufzurichten und ihn mit tränenvollen Augen an sich zu ziehen. So verharrten sie eine ganze Weile, bis er erneut würgte und sie wegstieß. Dieses Mal war der Auswurf blutig. Nach einer Ewigkeit hörte er zu husten auf und konnte wieder sprechen. »Du musst unseren Sohn nehmen und weggehen.«
    Eine andere Frau hätte sich jetzt widersetzt oder geweint, doch Elena di’Cameron tat nichts dergleichen. Sie war eine Anath’Meridum und wusste sich in eine Notwendigkeit zu fügen. Nickend stand sie auf und überprüfte ihre Verletzungen. Haut und Muskeln waren anscheinend in Ordnung, aber das Brennen tief im Bauch verriet ihr, dass die inneren Wunden nicht geheilt waren. Tyndal beugte sich über die Wiege und hob ihren Sohn heraus. Leicht schwankend stand er da, bis sie sich sorgte, er könnte mit dem winzigen Kind ins Straucheln geraten. Er blieb jedoch auf den Beinen. »Werde stark, mein Sohn, lebe und mach mich stolz!« Er küsste sein Kind auf die Wange. »Ich liebe euch beide.«
    »Für immer«, antwortete sie und gab ihm einen raschen Kuss.
    Dann nahm Tyndal sie bei der freien Hand und führte sie ins Schlafzimmer. Sie ließ ihn einen Augenblick allein, suchte einige Sachen zusammen, streifte eilig einfache Hosen und ein schlichtes Hemd über und warf sich den Mantel über die Schultern. Schließlich gürtete sie ihr Schwert und gesellte sich zu ihrem Gatten, der auf den Balkon hinausgetreten war.
    So stand sie vor dem Mann, den mit ihrem Leben zu beschützen sie geschworen hatte. Vor jenem Mann, den sie nun zurücklassen musste. Zweifel nagten an ihr. »Bist du sicher?«
    »Es gibt keinen anderen Weg. Ich sterbe, und du musst dein Gelübde brechen. Dir bleibt nichts, als zu fliehen, wenn unser Sohn überleben soll«, erwiderte er. Die Tränen standen ihm in den Augen.
    Elena wandte den Blick ab und ging wieder nach drinnen. Im Vorraum schob sie einige Möbel vor die Tür und barg das Schwert des Mörders. Sie zog es ihm aus dem Leib, wischte es ab und steckte es in die Scheide, während sie die eigene Klinge in der Hand behielt. Schließlich kehrte sie zu Tyndal zurück. Mit erhobener Waffe suchte sie seinen Blick. »Ich, Elena di’Cameron, hebe die Bindung auf und bitte dich, mich freizugeben.« Damit sprach sie die Worte aus, die keinem Anath’Meridum bisher je über die Lippen gekommen waren.
    Tyndal legte eine Hand auf die Klinge. »Ich, Tyndal Ardeth’Illeniel, gebe dich frei.« Als er sprach, glühte die Klinge einen Augenblick lang auf, ehe sie dunkel wurde. Danach zersprang sie wie Glas. »Meine Kräfte verlassen mich, Elena. Du musst dich beeilen.«
    Sie warf das nutzlose Heft zu Boden und umarmte ihn, dann nahm sie das Kind. »Wie soll das gehen?« Sie war nicht sicher, wie er sie nach unten bekommen wollte, denn der Balkon befand sich fast zwanzig Mannslängen über dem Hof.
    »Du wirst so leicht sein wie Distelwolle. Du musst springen, aber meine Magie wird dich behüten, bis du den Boden erreichst. Es tut mir leid, aber meine Kraft reicht nicht aus, um noch mehr zu tun.« Er sprach einige Worte in der alten Sprache und legte ihr die Hand auf die Stirn.
    »Ich liebe dich«, sagte sie und ergriff die Brüstung. Mit der anderen Hand hielt sie ihren Sohn fest.
    »Ich weiß. Du trägst mein Herz in dir und mein Leben in deinen Armen. Ich kann nicht sterben, solange du lebst.« Er
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