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Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Das Erwachen: Dunkle Götter 1

Titel: Das Erwachen: Dunkle Götter 1
Autoren: Michael G. Manning , Jürgen Langowski
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küsste sie, dann sprang sie und schwebte wie eine Feder in einem leichten Wind hinab. Als sie nach unten trieb, hörte sie über sich ein Getöse in dem Raum. Tyndal drehte sich um und stellte sich den Männern, die die Tür inzwischen mit Gewalt aufgedrückt und die Möbel zur Seite geschoben hatten. Als er ihnen entgegenging, tropfte flüssiges Feuer von seinen Händen. Einen Augenblick später war Elena schon zu tief und verlor ihn aus den Augen.
    Kurz danach wurde die Nacht zum Tag: Die Flammen schossen vom Balkon nach draußen. Größer und heller wurde das Feuer, immer heller, bis es mit der Sonne hätte wetteifern können. Es verzehrte das Schlafzimmer und einen großen Teil des betreffenden Stockwerks. Endlich verblasste es und wich einem orangefarbenen Glühen, da nun das Innere des Burgfrieds in Flammen stand. Tyndal Ardeth’Illeniel, der letzte Magier von Lothion, war nicht mehr.
    Elena erreichte den Boden und blickte ein letztes Mal hinauf, dann wandte sie sich ab und rannte zu den Stallungen. Lautlos weinte sie, während sie ihren kleinen Sohn festhielt. Es wäre eine Schande gewesen, wenn jemand eine Angehörige des Ordens hätte weinen sehen, aber schließlich war sie ja auch keine Anath’Meridum mehr.
    Keine Minute später erreichte sie den Stall und schlich sich geduckt hinein. Erstaunlicherweise war das Gebäude verlassen. Sie verlor keine Zeit und sattelte ein Pferd ihres Vaters, ein schnelles, vor allem für die Jagd gezüchtetes Tier. Es war nicht leicht, mit dem Säugling auf dem Arm aufzusitzen, doch irgendwie gelang es ihr, und dann war sie auch schon draußen und stürmte mit wehenden Haaren davon.
    Sie ritt über den Burghof und durchs Torhaus hinaus. Dort drängten sich Männer und Pferde, allerdings waren die Feinde viel zu verblüfft, um sie aufzuhalten. Ein kurzer Blick zurück über die Schulter verriet ihr jedoch, dass die Mörder bereits aufsaßen, um sie zu verfolgen, und ihr nachriefen, sie solle anhalten. Sie achtete nicht darauf, sondern eilte weiter und galoppierte Hals über Kopf davon.
    Sie ritt die ganze Nacht hindurch und verlangte ihrem Pferd das Äußerste ab, um den Verfolgern zu entkommen. Irgendwann kurz vor der Morgendämmerung strauchelte das Tier und wäre fast gestürzt. Nun musste sie anhalten. Bevor das Pferd, das sie gewiss längst zu Tode geritten hatte, ganz zusammenbrach, stieg sie hastig ab. Es schnaufte schwer und hatte Schaum vor dem Maul, doch sie hatte jetzt keine Zeit, um das Tier zu trauern. Es sank auf die Knie, während Elena sich innerlich ganz hart machte und dem Tier die Halsschlagader öffnete, um das geschundene Geschöpf rasch zu erlösen.
    Heute Nacht sehe ich nichts als den Tod, und vor mir liegt schon wieder genau das Gleiche , dachte sie. An einem anderen Tag hätte sie vielleicht geweint, weil sie ein so schönes Tier getötet hatte, doch jetzt waren keine Tränen mehr in ihr. Sie hob ihren Sohn auf und begann mit der Fußwanderung. Als die Stunden verstrichen, wurden die Schmerzen im Bauch schlimmer, bis es sich anfühlte, als stünde ihr Magen in Flammen. In ihrem Leib war etwas verletzt worden, und sie konnte nur hoffen, dass es sie nicht umbrachte, ehe sie Lancaster erreichte.
    Der Herzog von Lancaster war der Lehnsherr ihres Vaters – und damit war dies der nächste Ort, an dem sie hoffentlich eine Zuflucht finden konnte. Schließlich stieß sie auch wieder auf die Straße und bewegte sich nach Osten, der aufgehenden Sonne entgegen. Da sie nicht genau wusste, wo sie sich befand, konnte sie auch nicht erkennen, wie viele Meilen sie bis Lancaster noch vor sich hatte. Also ging sie einfach weiter. Hinter dem nächsten Hügel stieg Rauch auf, daher musste es dort eine Ansiedlung geben.
    Eine Stunde später konnte sie nicht mehr klar denken. Ihr Mund war trocken, dabei wurde ihr heiß. Sie bekam Fieber und fürchtete, sie werde zusammenbrechen, ehe sie Hilfe fand. Als sie sich über die Schulter umsah, bemerkte sie einen Mann, etwa hundert Schritt entfernt, der ihr folgte. Der Kleidung nach war er einer der Meuchelmörder, gegen die sie in der vergangenen Nacht gekämpft hatte.
    Die Angst beflügelte sie eine Weile, sie lief schneller. Er war zu Fuß, daher nahm sie an, dass er wie sie sein Pferd zu Tode geritten hatte, um sie noch in der Nacht einzuholen. Das Tier tat ihr leid. Inzwischen war ihr Körper schwach, viel zu schwach, und nicht einmal die Angst konnte sie noch antreiben. Der Mann näherte sich beharrlich, das Ergebnis war
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