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Das Erwachen des Dunkeltraeumers

Das Erwachen des Dunkeltraeumers

Titel: Das Erwachen des Dunkeltraeumers
Autoren: S. G. Felix
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Plötzlich bemerkte Wrax, dass irgendetwas in seinem Kopf zu flüstern begann. Eine Stimme. Es war nicht sein gebeutelter Verstand. Es war fremd. Die Stimme drang immer tiefer in ihn hinein. Wrax konnte seine eigenen Gedanken nicht mehr hören. Was sprach die Stimme? Wovon redete sie? Wortfetzen drangen in seinem Kopf. Grausame Worte. Entsetzliche Bilder schilderte sie ihm. Sie wollte nicht aufhören. Sie flüsterte ihm mehr und mehr Abscheuliches zu.
    Er jetzt bemerkte Wrax, das die Stimme von dem Buch kam. Sie war zwar in seinem Kopf, aber er spürte, dass es das Buch war, das zu ihm flüsterte. Genauso wie das Buch schon seit längerem zu Koros flüsterte.
    Entsetzten überfiel den Berater. Das Buch war böse. Einfach nur böse.
    Wrax hielt sich mit Entsetzen die Ohren zu und stürzte aus dem Raum.
    Koros stand einfach nur da. Auch in seinem Kopf hatte sich die Stimme eingenistet. Doch für ihn war sie nicht gräulich. Sie war harmonisch und liebevoll. Sie sagte ihm, was er hören wollte. Sie sagte ihm, was er zu tun hatte. Sie war für ihn da.
    Er liebte sie.

Die andere Seite der Schlucht
    Antilius öffnete die Augen, ohne aus seinem unruhigen Schlaf zu erwachen. Er befand sich wieder in einem Traum, den Koros ihn träumen ließ. Nur dieses Mal war es anders als das erste Mal, als Koros ihm im Traum begegnet war. Antilius war sich jetzt bewusst, dass er träumte.
    Doch er fühlte sich im Nachteil: Wieder hatte Koros den Schauplatz ausgewählt. Antilius befand sich auf einem kleinen Felsen in einem Ozean. Es war keine Insel, sondern nur ein kleines Stück Fels, das aus einem violett funkelnden Wasser ragte. Der Himmel war in ein blasses Rot getränkt, was eine grimmige Atmosphäre erzeugte.
    In diesem Ozean, der nur eine Illusion war, gab es nichts außer dem Fels, Antilius und Koros Cusuar.
    Während Antilius nach Orientierung suchend den Blick in die Ferne schweifen ließ, näherte Koros sich ihm wie aus dem Nichts von der Seite. Antilius musste sich nicht umsehen. Er war sich der Anwesenheit des Herrschers bewusst. Er verspürte keine Furcht vor ihm, denn er wusste, dass es nur ein Traum war.
    »Was für ein seltsamer Ort«, sagte Antilius. Es war, als ob er keine Kontrolle über seine Lippen hatte. Sie sprachen von selbst. Weil es ein Traum war.
    »Ich habe schon ungewöhnlichere Orte als diesen gesehen. Ich hielt ihn für angemessen. Hier sind wir ungestört«, sagte Koros.
    »Ungestört? Dies ist ein Traum. Wer sollte uns stören?«
    Koros rang sich ein Lächeln ab. »Wenn du wüsstest, wer alles in deine Träume eindringt, während du schläfst. Es gibt Wesen, die ihre Lebensenergie aus den Träumen beziehen. Glaube mir: Dieser Ort hier ist sicher. Nur hier sind wir ganz unter uns.«
    Antilius schaute nun den Herrscher das erste Mal an. Dieser trug seinen dunklen Mantel, den er auch im ersten Traum schon getragen hatte. Sein Gesicht war nur schemenhaft zu erkennen.
    Und unter dem rechten Arm hielt er ein Buch. Ein großes Buch.
    »Du scheinst nicht überrascht zu sein, dass ich dich erneut aufgesucht habe?«, fragte Koros.
    »Nein. Ich habe es irgendwie geahnt. Ich weiß jetzt, wer du bist. Allerdings verblüfft es mich, dass du dich so nahe an mich heranwagst, im Gegensatz zum letzten Mal.«
    Das verborgene Gesicht des Herrschers ließ einen misstrauischen Gesichtsausdruck erahnen. »Ich konnte dich noch nicht richtig einschätzen, Antilius. Aber du kannst stolz auf dich sein.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Antilius verwirrt.
    »Ich habe früher schon meine Gegner in ihren Träumen aufgesucht und im Traum zur Schlucht geführt und hinuntergestürzt. Einige sind aus diesem Traum nicht wieder erwacht, weil sie im Schlaf gestorben sind.« Koros Gesicht wurde jetzt für Antilius klarer. Er lächelte selbstzufrieden. »Für manche sind Träume so real, dass sie wirklich glaubten, sie fielen in die Schlucht und würden sterben. Also wie du siehst, kannst du stolz auf dich sein, dass du es überlebt hast.«
    Antilius machte ein angewidertes Gesicht. »Was hast du da in deiner Hand?«, fragte er schroff.
    Koros tat so, als ob er nicht genau wüsste, was Antilius meinte. »Was? Ach das. Mein Buch. Nun, dieses Buch ist so etwas wie mein bester Freund. Du fragst dich jetzt wahrscheinlich, dass dieses Buch gar nicht real sein kann, weil wir uns in einem Traum befinden, aber ich sage dir, dass dieses Buch real ist, denn es ist etwas ganz Besonderes. Es hat mich zu dir geführt, Antilius. Es hat mir von dir
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