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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac
Autoren: Michel Verne
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»Ich habe ja an die Hauptsache nicht mehr gedacht! … Es muß hier doch ein Verzeichnis der anderen Zweigstellen geben.«
    Die anderen zeigten ihm einen gelben Anschlag an der Innenseite der Fensterscheibe, auf dem das Nötige zu finden war. Er überflog ihn mit dem Blick.
    »Die Mäntel«, sagte er, als er die Adresse der Zweigstelle S entdeckt hatte, »werft einfach in eine Ecke. Man soll sie ruhig finden. Hauptsache, daß keiner sie mehr auf unseren Rücken sieht. Und dann begebt euch zu der bewußten Stelle … Jetzt vorwärts marsch!«
    Was von den mit Gold-und Silberstücken angefüllten Säcken übrigblieb, wurde auf den Wagen geladen.
    »Ist das alles?« fragte einer der Träger.
    Der Chef dachte einen Augenblick nach, dann fiel ihm plötzlich noch etwas ein:
    »Um Himmels willen, nein! Meine eigenen Sachen, die ich angehabt habe! …«
    Der andere lief schnell davon und kehrte gleich darauf mit den Kleidungsstücken zurück, die zunächst durch die des Kassiers Store ersetzt worden waren; er warf sie ins Wageninnere.
    »Ist das jetzt wirklich alles? …« fragte er noch einmal.
    »Ja. Und trödelt nicht!« erhielt er zur Antwort.
    Er verschwand im Bankgebäude. Der eiserne Rolladen ging nun bis auf den Boden herunter.
    Indessen ergriff der Ersatzkutscher die Zügel und ermunterte die Pferde mit einem Peitschenschlag. Der Wagen setzte sich in Bewegung, fuhr die Old Broad Street hinauf, bog in die Throgmonton Street ein, folgte der Lothburg Street, dann der Gresham Street, um schließlich in die Aldergate Street einzubiegen, wo er vor der Zweigstelle S, Nummer 29 dieser letzteren Straße, hielt.
    Der falsche Kutscher trat unbekümmert ein und begab sich zur Kasse.
    »Offenbar haben Sie mir einen Umschlag zu übergeben?« sagte er.
    Der Kassier blickte auf und musterte den Sprechenden.
    »Nanu!« rief er aus. »Das ist doch nicht Baudruc! …«
    »Nein, allerdings nicht!« bestätigte der Kassenbote mit einer derben Lache.
    »Ich verstehe nicht, daß die Hauptstelle«, entgegnete indessen der Kassier in mißbilligendem Ton, »uns einfach Leute schickt, die man gar nicht kennt …«
    »Das ist nur, weil ich gewöhnlich nicht dieses Viertel mache. Nach einem Telefonanruf hat man mir in der Zweigstelle B gesagt, ich solle noch hier vorbeifahren. Es scheint, daß bei Ihnen noch eine hohe Zahlung nach Kassenschluß eingetroffen ist.«
    Er hatte sofort diese einleuchtende Antwort bei der Hand, denn die Liste der Zweigstellen der Central Bank war noch frisch in seinem Gedächtnis.
    »Ja …« gab der trotz allem noch mißtrauische Beamte zu. »Aber egal, wie das ist … mir ist es unangenehm, daß ich Sie nicht kenne.«
    »Was kann Ihnen das denn ausmachen?« gab der andere erstaunt zurück.
    »Es wird soviel gestohlen! … Aber tatsächlich gibt es ja ein Mittel, alles zu klären. Sie haben Ihren Ausweis bei sich, nehme ich an?«
    Wenn etwas geeignet war, den Banditen in seiner Sicherheit wankend zu machen, so war es eine solche Frage. Wie hätte er seinen ›Ausweis‹ bei sich haben sollen? Er wußte nicht einmal, was in diesem Zusammenhang das Wort bedeutete. Doch regte er sich nicht weiter auf. Wenn man sich an solche Abenteuer wagt, muß man über spezielle Qualitäten verfügen, vor allem aber über absolute Kaltblütigkeit. Diese Eigenschaft besaß der falsche Kassenbote der Central Bank im denkbar höchsten Maße. Wenn also die ihm so plötzlich gestellte Frage ihn etwas aus dem Konzept brachte, ließ er sich davon nichts anmerken, sondern antwortete im natürlichsten Ton von der Welt:
    »Das will ich meinen! Selbstverständlich habe ich ihn.«
    Er hatte inzwischen die denkbar einfache Überlegung angestellt, daß dieser Ausweis, da man für wahrscheinlich hielt, daß er ihn bei sich führe, in etwas Greifbarem bestände, das die Angestellten der Central Bank gewöhnlich bei sich hätten. Beim Durchsuchen der Joppe des Kassenboten, dessen Stelle er sich angemaßt hatte, würde er dieses bedeutsame Papier also zweifellos finden.
    »Ich werde nachsehen«, setzte er mit ruhiger Stimme hinzu, während er sich auf einer Bank niederließ und seine Taschen leerte.
    Er holte verschiedene Papiere, Briefe, Notizzettel und anderes hervor, alles stark verbraucht und zerknittert, wie es sich ergibt, wenn man dergleichen schon lange bei sich trägt. Die Ungeschicklichkeit der Arbeiter kopierend, wenn sie mit ihren derben, an rauhere Tätigkeiten gewöhnten Fingern in die Lage kommen, mit Papier umzugehen, entfaltete er
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