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Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac

Titel: Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac
Autoren: Michel Verne
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Finger auf Store, der noch immer bewußtlos war.
    Im Nu wurde dieser seiner Kleider beraubt, die sein Angreifer anzog, obwohl sie für seine Statur etwas zu klein geraten waren. Nachdem er in einer der Taschen den Kassenschlüssel gefunden hatte, öffnete er die Kabine und darauf den Kassenschrank, aus dem er die Beutel mit Münzgeld, die Tasche mit den Banknoten und die Wertpapierbündel herausriß.
    Er war kaum fertig damit, als man einen Wagen anrollen und am Rand des Bürgersteigs anhalten hörte. Fast im gleichen Augenblick wurde an die Scheiben der zur Hälfte mit der Eisenjalousie bedeckten Eingangstür geklopft.
    »Achtung!« rief der Befehlshaber der Verbrecherbande, während er seine Worte mit ausdrucksvollen Gesten begleitete. »Die Mäntel herunter, so daß man eure Röcke sieht, und dann schleunigst an die Plätze! … Ihr müßt auf alle Fälle den ersten, der hereinkommt, erledigen! … Und zwar ohne Lärm! … Dann wird die Tür wieder geschlossen und nur für mich wieder aufgemacht! …«
    Mit der Aktentasche und mehreren Wertpapierpaketen beladen hatte er sich beim Sprechen der Tür genähert, während drei von seinen Spießgesellen sich auf ein Zeichen von ihm an die Plätze der Angestellten setzten, die selber sie mit einem Fußtritt unter die Theke beförderten, und der vierte sich neben dem Eingang postierte. Er öffnete die Tür mit fester Hand. Der Lärm der Straße schien auf einmal anzuwachsen.
    Tatsächlich stand ein Lieferwagen vor der Bankfiliale. Im Dunkel sah man seine Lampen blitzen. Der Kutscher, der seinen Platz auf dem Bock nicht verlassen hatte, sprach mit einem Mann, der am Rand des Gehsteigs stand. Dieser Mann, ein für die Geldtransporte ersehener Vertrauensmann der Bank, war derjenige, der kurz zuvor an die Tür geklopft hatte.
    Ohne Eile den Passanten ausweichend, deren Strom vorüberflutete, überquerte der kühne Bandit den Bürgersteig und trat an den Wagen.
    »Guten Abend!« sagte er.
    »Guten Abend!« antworteten ihm die beiden Männer.
    Beim Anblick des Mannes, der sie begrüßte, stutzte jedoch der Kutscher.
    »Nanu! … Das ist aber nicht Store!« rief er aus.
    »Der hat heute seinen freien Tag. Ich vertrete ihn«, erklärte der Pseudokassier.
    Dann wendete er sich an den neben ihm stehenden Kassenboten.
    »Wie ist’s … hilfst du mir, alter Freund?«
    »Wobei?«
    »Bei einem unserer Säcke. Wir haben heute viel Geld eingenommen. Das hat sein Gewicht.«
    »Es ist nur …« brachte der Mann zögernd hervor, »es ist uns verboten, den Wagen zu verlassen.«
    »Ach was! Für eine Minute! … Im übrigen vertrete ich dich. Einer von den Angestellten wird dir helfen, während ich die Tasche und die Aktien ablege.«
    Der Mann entfernte sich, ohne länger auf seinem Standpunkt zu beharren, und schritt durch die Tür, die sich hinter ihm schloß.
    »Jetzt sind wir an der Reihe, Kamerad«, sagte inzwischen der Ersatzmann für Store zu dem Kutscher. »Mach deinen Wagen auf.«
    »Gut, also los!« stimmte der Kutscher zu.
    Das Wageninnere hatte weder nach hinten noch nach den Seiten zu einen Ausgang. Die einzige Öffnung bestand in einer kleinen zweiflügeligen Eisentür, die hinter der Bank für den Kutscher ausgespart war. Auf diese Weise war die Gefahr eines Diebstahls auf ein Minimum reduziert.
    Um in den Wagen hineinzugelangen, mußte man also unbedingt die Bank hochklappen, deren eine Hälfte zu diesem Zweck beweglich angebracht war. Da es sich aber nur darum handelte, ein paar Pakete in einem der Fächer zu verstauen, die sich an den Seiten des Fahrzeugs befanden, hielt es der Kutscher für überflüssig, sich dieser Mühe zu unterziehen, und begnügte sich statt dessen damit, die Türen aufzustoßen.
    »Reich mir die Tasche«, sagte er.
    Nachdem er erhalten hatte, was er haben wollte, verschwand der Kutscher, halb über die Bank gelehnt, bis zur Körpermitte im Innern des Wagens, wobei seine draußen verbliebenen Beine das Gleichgewicht hielten. In dieser Haltung konnte er nicht sehen, daß sein vermeintlicher Kollege auf das Trittbrett und von da aus auf den Sitz stieg, so daß er ihn von seinen Zügeln trennte. Über den ausgestreckten Kutscher hinweg schob der falsche Kassier, als sei er neugierig, zu sehen, was das Wageninnere enthielt, den Oberkörper ebenfalls dort hinein, während er den Arm mit einem Mal heftig ins Dunkel vorschnellte.
    Wäre einer von den zahlreichen Straßenpassanten auf die Idee gekommen, in diesem Augenblick genauer hinzusehen, hätte er
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