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Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)

Titel: Das Erbe Ilvaleriens (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
Autoren: Robert J. Jesse
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Meerarmes.
    Turgos hatte darüber nachgedacht, ob er Tomos und dessen Tochter nach Schwarzenberg schicken sollte, damit sie dort ein besseres Leben hätten. Er war sich jedoch nicht sicher, ob der Mann geneigt war, seine Heimat zu verlassen. Er selbst hätte dies auch nicht getan. Mochte Tomos noch so sehr unter seiner Armut leiden, so sprach er doch nie in ganz schlechten Worten von seiner Stadt. Turgos sah für den Mann jedoch keine Zukunft und auch seine Tochter würde hier nur ein kümmerliches Dasein fristen. Bevor sie weiterreisten, würde er den Mann darauf ansprechen, das empfand er einfach als seine Pflicht. Whenda hatte so viel für das Mädchen getan. Nun war es an ihm, dem Leben der beiden noch eine Wendung zu geben.
    Turgos war froh darüber, dass Tomos sie nicht auf ihre Waffen angesprochen hatte. Schon am zweiten Tage ihres Aufenthalts in seinem Haus hatte er durch Zufall das Schwert Whendas erblickt. Es war zwar noch von ihrem Umhang eingehüllt gewesen, doch an Tomos‘ Blick hatte Turgos erkannt, dass dieser wusste, was da Längliches unter dem zusammengelegten Umhang der Anyanar versteckt war. Whenda hatte nicht richtig aufgepasst und der Schwertgriff sich gut unter dem Umhang abgezeichnet. Sicher hatte Tomos auch gesehen, dass Turgos selbst ein Schwert trug. Für einen Heiler, als den er sich ausgab, war dies sicher nicht normal. Auch war es in Lindan bei Strafe verboten, eine Waffe zu tragen. Nur die Soldaten und Wachen im Dienste des Thains durften dies. Doch nicht einmal das führte Tomos an. Sicher waren er und seine Tochter in Gefahr, wenn es bekannt werden würde, dass er bewaffneten Fremden in seinem Haus Obdach gewährte. Auch sagte Tomos nichts dazu, das Whenda nicht zum Volke der Menschen gehörte, sondern eine Anyanar war. Dies lag jedoch daran, dass er einfach froh darüber war, an diese sonderbaren Fremden gelangt zu sein. Er wollte nicht den Frieden in seinem Hause stören, der mit ihnen gekommen war. Seine Mutter hatte ihn als Kind immer ermahnt, das Glück nicht zu hinterfragen, wenn es denn kam. „Zu viel Klarheit lässt keinen Raum für die versteckten schönen Kleinigkeiten der Welt“, sagte sie immer, wenn er seine Geburtstagsgeschenke suchen musste und diese nicht sofort fand. Tomos wunderte sich selbst darüber, dass er seine Neugierde um die Fremden zu beherrschen wusste. Normalerweise zählte er nicht zu jenen, die ein Geheimnis lange für sich behalten konnten. Er wusste wenig über die Anyanar. Nur, dass es ein großes Königreich dieses Volkes jenseits des Meeres von Fengol geben sollte. Früher waren auch Handelsschiffe aus diesem Land zur Meerburg gekommen. Doch schon lange hatte keines dieser Schiffe mehr die Stadt angelaufen. Was sollten sie hier schon groß handeln können? Die Menschen waren arm und hatten auch selbst nichts, das es sich zu kaufen lohnte.
    Nur seine Tochter, die noch niemals eine Anyanar gesehen hatte, fragte Whenda dann, wieso sie anders aussah als die Frauen, die sie kannte. Whenda hatte es dem Kind sehr schön erklärt, fand Tomos. Und auch ihm gefiel die Geschichte, die die Anyanar aus längst vergangenen Tagen zu berichten wusste. Tomos war sich jedoch nicht ganz sicher, ob die Frau nicht etwas übertrieb. Wie konnte jemand ewig leben? Als Whenda dann auch noch behauptete, dass sie mit den Vätern des Volkes der Menschen gemeinsam in jenem wunderbaren Land erwacht sei, von dem sie so ehrfurchtsvoll sprach, glaubte Tomos zu erkennen, dass es sich bei dieser Geschichte wohl um ein Märchen handeln musste. Trotzdem hörte er der Erzählung Whendas weiter zu. Seiner Tochter schien sie auch zu gefallen, immer wenn Whenda in ihren Erzählungen kurz innehielt, stellte sie ihr sofort einige Fragen. Selbst Turgos hörte aufmerksam den Erklärungen Whendas zu, als diese auf die Fragen des Kindes einging. Der Geist eines Kindes, stellte er verwundert fest, konnte den Dingen des Lebens anscheinend schneller und treffender auf den Grund gehen, als ein Erwachsener es vermochte. So erfuhr er, dass Whenda schon einmal verheiratet gewesen war und auch, dass sie einst ein hohes Amt bekleidet hatte, ehe sie aus dem neuen Reich von Fengol geflohen war. Als das Kind sie dann fragte, ob alle Frauen der Anyanar so schön seien wie Whenda, errötete diese gar etwas. Doch Turgos konnte der Einschätzung des Mädchens nur zustimmen, auch wenn Whenda es herunterreden wollte. Im flackernden Licht der Kerzen, in dem die Umrisse ihres Körpers im Dunkeln lagen und nur
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