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Das Erbe des Blutes - Roman

Titel: Das Erbe des Blutes - Roman
Autoren: PeP eBooks
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nichts dagegen tun. Er versuchte, beide Zahnreihen zusammenzubringen, doch sein Kiefer fühlte sich wie ausgerenkt an. Am unteren Ende seines Blickfelds konnte er eine Metallplatte unterhalb seiner Oberlippe ausmachen. Er atmete ein paarmal verzweifelt durch den weit geöffneten Mund, die Luft kam in großen Schüben und trocknete seinen Hals aus. Einen kurzen Moment geriet er in Panik, da es sich anfühlte, als würde sein Hals sich verkrampfen und er nicht mehr atmen können.
    Indem er durch die Nase einatmete, gelang es ihm, die Kontrolle zurückzuerlangen. Nur nicht meine Zähne, dachte er. Mit der Zunge schnalzte er gegen die obere und untere Zahnreihe, erreichte aber nur letztere. Sie waren mit etwas bedeckt, das sich wie ein Gummistreifen anfühlte. Irgendeine Vorrichtung hatte seinen Mund aufgestemmt.
    »Leider kann ich keine weiteren Fragen mehr vom Publikum entgegennehmen«, hörte er seinen Killer sagen, »da das Publikum nun nicht mehr in der Lage ist, Fragen zu stellen.«
    Foster kämpfte gegen sein Schicksal wie ein verletztes, in die Enge getriebenes Tier. Instinkt und Selbsterhaltungstrieb gewannen noch einmal die Oberhand, und er verfluchte den Schmerz, den jede noch so kleine Bewegung verursachte.
    Das hier war nicht so, wie er sich sein Ende vorgestellt
hatte. Ein nächtlicher Herzinfarkt vielleicht. Oder die Kugel eines verfolgten Verbrechers. All das hatte er erwogen, wenn er im Bett lag oder über einem Glas Rotwein grübelte. Aber nicht von einem Scheißverrückten gefoltert zu werden. Wenn er eine Waffe hätte und seine Hände benutzen könnte, würde er nicht zögern, sich eine Kugel in den Kopf zu jagen.
    »Das, was Sie da haben, wird ganz schlicht Mundöffner genannt. Ich hab das Teil etwas angepasst, aber es wird in sadomasochistischen Kreisen von Leuten benutzt, die auf Erniedrigung und absolute Kontrolle aus sind. Gott segne das Internet.«
    Er beugte sich weiter zu ihm vor. Foster konnte seinen warmen Atem auf dem Gesicht spüren.
    »Sie können das nicht sehen, aber hier sind zwei Schrauben.«
    Die Vorrichtung bewegte sich. Die Schrauben befanden sich an beiden Mundwinkeln.
    »Wenn ich sie im Uhrzeigersinn drehe, bringen sie die beiden Metallplatten, die die obere und untere Zahnreihe voneinander trennen, näher zusammen.«
    Foster spürte, dass die Vorrichtung sich lockerte und sein Kiefer sich entspannte, was ihm Schmerzen bereitete.
    »Aber wenn ich gegen den Uhrzeigersinn drehe …«
    Er spürte, dass die Schrauben sich bewegten. Die Lücke zwischen seinem Ober- und Unterkiefer vergrößerte sich wieder.
    »Wenn ich so weiterdrehe, wird Ihr Kiefer früher oder später brechen - ganz langsam.«
    Er fuhr fort zu drehen. Foster nahm den Druck auf seinem Kiefer wahr, als er zurück in die Position gebracht wurde, in der er sich beim Aufwachen befunden hatte. Die
Haut links und rechts der Lippen war aufgesprungen. Das Atmen fiel ihm schwer. Foster glitt ein weiteres Mal in die Bewusstlosigkeit, es gelang ihm nicht, genügend Luft einzuatmen, weil das voranschreitende Öffnen seines Mundes den Hals enger werden ließ und die Luftröhre zusammenzog.
    Er hörte langsam auf zu kämpfen, ließ seine Gedanken dahintreiben …
     
    Die Barbiturate kamen von der Straße. Ein Drogendealer, der ihnen von Zeit zu Zeit Informationen weitergab, sagte, er würde sie für den richtigen Preis beschaffen. Drei Tage später trafen sie sich in einem Parkhaus, und ihm wurde das Fläschchen übergeben.
    »Sind Sie sicher, dass Sie wissen, was Sie da tun?«, hatte der Dealer ihn gefragt. »Mein Kumpel sagt, das ist ziemlich heftiges Zeug.«
    Foster beruhigte ihn. Sagte ihm nicht, dass es für seinen eigenen Vater war.
    Am selben Abend wollte sein Vater es tun. Seine Angelegenheiten waren geregelt, nichts blieb unerledigt. Bei Einbruch der Dunkelheit saßen sie am Küchentisch und tranken eine Flasche Château Montrose, Jahrgang 1964. Der Regen hatte in jenem Jahr die Ernte dezimiert, aber der Montrose wurde vor den Stürmen geerntet, eine echte Rarität. Sein Vater hatte ihn lange aufgespart.
    Er trank ihn in einem traumähnlichen Zustand. Bevor er den ersten Schluck nahm, starrte er eine halbe Ewigkeit die schöne Rotschattierung an, dann vergrub er seine Nase im Glas und atmete tief ein. Zufriedenheit machte sich auf seinem Gesicht breit. Als er einen Schluck trank, tat Foster es ihm gleich. Der Wein war wie flüssiger Samt, der Säuregrad richtig, die Tannine weich. Es war der seidigste, den er je
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