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Das Erbe des Blutes - Roman

Titel: Das Erbe des Blutes - Roman
Autoren: PeP eBooks
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Sie erreichten den zweiten Stock und liefen durch den Flur, der die Wohnungen miteinander verband. Die bewaffnete Truppe war nun an ihrer Seite. Nigel blieb vor Nummer zwölf stehen. Niemand sagte ein Wort. Nigel trat zurück. Er schaute kurz nach rechts, wo er Scheinwerferlicht und Fahrzeuge sehen konnte, die aus allen Richtungen in die Gegend gefahren kamen. Dann kreuzten sich seine und Heathers Blicke. Ihre dunklen Augen waren angst- und erwartungsvoll geweitet. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.
    Die Vierertruppe nahm ihre Position ein und setzte Nachtsichtgeräte auf. In der Wohnung herrschte Stille, es brannte auch kein Licht. Nachdem sie schweigend bis drei gezählt hatten, schlug ein Polizist die Tür ein, die mit einem lauten Krach zu Boden fiel. Die anderen stürmten mit Geschrei herein, Heather ihnen nach. Nigel folgte ihr voller Neugier.

    Die Männer marschierten in der Wohnung herum und riefen Warnungen aus. Nigel, dessen Augen sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt hatten, machte sich auf einen Schuss gefasst. Der blieb jedoch aus. Das kleine Wohnzimmer war leer. Das Schlafzimmer ebenfalls. Sie rannten in die Küche: nichts. Es roch muffig, süßlich. In der Dunkelheit hörte er Heathers Stimme.
    »Sind Sie sich sicher, dass es die Nummer zwölf war?«, rief sie mit vorwurfsvoller Stimme.
    »Ja«, flüsterte er heiser.
    Er war sich sicher. Er hatte das Gefühl, als würde er schrumpfen. Eine weitere Polizeitruppe tauchte im Türrahmen auf. Einer von ihnen betätigte den Lichtschalter.
    In der Mitte des kleinen, spartanisch eingerichteten Wohnzimmers stand eine große weiße Kühlgefrierkombination; außer einem Holzstuhl der einzige Gegenstand im Raum. Nigel und Heather sahen einander an. Einer aus der SWAT-Truppe öffnete die Tür des Kühlschranks. Bis auf einen halben Karton Milch war er leer. Er machte das erste Gefrierfach auf. Nichts. Dann das zweite. Augenblicklich tat er einen Schritt zurück. Heather kam näher, Nigel folgte ihr. Er konnte eine Lage Eis sehen, das rötlich-wässrige Flecken aufwies. Darauf lagen zwei Hände und etwas, das wie eine Perücke aussah, obwohl ein Fetzen bläulich-schwarze Haut die wahre Herkunft der Haare verriet.
    Darbyshires Hände, MacDougalls Skalp. Sie waren am richtigen Ort.
    »Zu spät«, sagte Heather wie betäubt.
     
    In Fosters Ohren klingelte es unaufhörlich. Das Geräusch überdeckte alles: die Stimme seines mutmaßlichen Killers, den eigenen immer schneller werdenden Herzschlag, sogar
die kläglich flachen Atemzüge. Sprechen erforderte zu viel Anstrengung. Die von den vielen Wunden ausgelösten Schmerzen ebbten ab. Eigentlich konnte er seinen Körper überhaupt nicht spüren. Das Einzige, was er wahrnahm, war das Klingeln. Plötzlich hörte es auf. Er fühlte sich leicht, bereit, frei zu schweben. Ruhe und Zufriedenheit durchströmten ihn.
    Dann spürte er wieder das Bett unter sich, als ob er zurück in seinen Körper katapultiert worden wäre: Sofort nahm er vor allem die heftigen Schmerzen in seinem zertrümmerten Bein und dem Schlüsselbein wahr. Er öffnete die Augen und japste: Der Schmerz seines gebrochenen Kiefers durchfuhr den ganzen Körper, doch er war außerstande, mehr als ein dumpfes Stöhnen von sich zu geben.
    Für diese wenigen Sekunden wollte er noch einmal ruhig und friedvoll sein, ohne seinen kaputten, zerschmetterten Körper zu spüren und diesen Geruch nach alter Pappe in der Nase zu haben.
    »Ich dachte, Sie hätten einen Graham Ellis hingelegt und den Abgang gemacht«, hörte er Hogg sagen.
    Die Stimme war ganz nah. Was hatte er jetzt vor?
    Foster bekam mit, dass links von ihm jemand war.
    »Dauert nicht mehr lange«, fügte Hogg hinzu, »dann ist alles vorbei.«
    Foster konnte nicht mehr. Er schloss die Augen, suchte Linderung in der Bewusstlosigkeit. Dann kam der erste alles durchdringende Schmerz auf dem Knöchel seines rechten Daumens. Ein dünner Schnitt mit dem Messer. Er wusste sofort, was es war.
    Die Zahl 1.

    Nigel stolperte aus der Wohnung, er brauchte frische Luft, das Bild der abgetrennten Körperteile spukte in seinem Kopf herum. Polizisten drängten sich an ihm vorbei, als er die Treppen hinunterging und sich zu einer Gruppe verwirrter Anwohner gesellte, die man kurz vor Mitternacht aufgefordert hatte, die Wohnung zu verlassen. Viele trugen schon Nachthemden. Nigel wusste nicht, was tun. Foster war aller Wahrscheinlichkeit nach tot. Der Killer hatte gewonnen.
    Er warf einen Blick zurück auf den
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