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Das Erbe des Blutes - Roman

Titel: Das Erbe des Blutes - Roman
Autoren: PeP eBooks
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halben Jahr nicht mehr rauchte, lechzte er jetzt nach einer Zigarette. Früher hatte er sich für gewöhnlich eine angesteckt, sobald er am Tatort angekommen war. Es war Teil eines Rituals, um sich für das Kommende zu wappnen. Er knackte mit den Fingerknöcheln und sog kurz die kalte Luft ein.
    Die Sonne ging gerade erst über London auf, und die Verkehrsgeräusche auf dem entfernten Westway entwickelten sich zu einem beständigen Rauschen. Der frühmorgendliche Berufsverkehr traf auf die letzten Nachtschwärmer, die den Heimweg angetreten hatten. Trotz des Frosthauchs und ein paar heftiger Windböen ließ ein Hauch von Wärme den kommenden Frühling bereits erahnen. Aber Foster war nicht in der Stimmung, optimistisch nach vorn zu blicken. Beim Einatmen roch er nur eines: Ärger.
    Sergeant Heather Jenkins schloss sich ihm an. Ihre wilde schwarze Mähne hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Gemeinsam überquerten sie die Straße in Richtung Kirche.
    »Sieht übel aus, Sir«, sagte sie in ihrem harten Lancashire-Dialekt.

    Foster nickte. »Hört sich auf alle Fälle so an«, erwiderte er. Es waren seine ersten Worte an diesem Tag. Seine volltönende Stimme schien von tief unten zu kommen. »Ganz im Gegensatz zu dem Betrunkenen neulich nachts.«
    Am vergangenen Sonntagmorgen hatte man beide noch vor dem Morgengrauen aus dem Schlaf gerissen, damit sie sich im Avondale Park um den scheinbaren Selbstmord eines Penners kümmerten. Foster hatte eigentlich an dem Wochenende frei, allerdings war niemand in der Lage gewesen, die Diensthabenen zu informieren. Deshalb hatte er die Sache Heather überlassen, sich wieder hingelegt und versucht, noch eine Mütze Schlaf zu bekommen. Vergeblich. Also stand er wieder auf und fuhr zum Tatort.Vier Tage später ärgerte er sich immer noch über diese Störung seiner Nachtruhe.
    Heather rümpfte die Nase, um ihrer Ungläubigkeit Ausdruck zu verleihen, Foster könne immer noch wegen dieser Sache verärgert sein.
    »Sie können es wohl nicht auf sich beruhen lassen, oder, Sir?«, fragte sie ihn.
    »Wir haben schon genug Arbeit, da können wir nicht auch noch an einer mit Cider gefüllten Loser-Leiche herumschnüffeln«, murmelte er, ohne sie dabei anzusehen.
    »Sie sind also nicht der Meinung, dass die Leiche eines Penners ein Recht auf die gleiche Behandlung hat wie die anderer Leute? Wir wissen noch nicht einmal, wer der Kerl ist: Glauben Sie nicht, wir sind es ihm schuldig, das herauszufinden, und auch, ob er Familie hatte?«
    »Nein«, entgegnete er entschieden. »Haben Sie denn in der Vermisstenkartei nachgeschaut?«
    Sie nickte. »Bisher trifft die Beschreibung auf niemanden zu.«

    »Bestimmt noch so ein Loser, nach dem kein Hahn kräht. Ein vollbepisster Säufer weniger für die Jungs auf Streife, die die Schluckspechte einsammeln.«
    Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie sie langsam den Kopf schüttelte.
    Sie waren auf dem Kirchplatz am oberen Ende von Ladbroke Grove angelangt. Von hier aus konnte man auf ein halbkreisförmiges Ensemble schmucker herrschaftlicher Wohnhäuser aus der frühviktorianischen Zeit blicken - ein sonderbares Szenario. Auf alle Fälle besser als die üblichen Fundorte von Mordopfern in London: in Sozialwohnungen, auf Kneipenparkplätzen und Brachflächen. Trotzdem fühlte Foster sich unwohl, denn nach über zwanzig Dienstjahren konnte er sich bis dato an keine Leiche erinnern, die man auf geweihtem Boden gefunden hatte. Als wenn das - selbst für die durchgeknalltesten Typen - einen Schritt zu weit ginge. Er versuchte sich zu merken, diesen Gedanken später noch einmal aufzugreifen.
    Inspector Andy Drinkwater - ordentlicher Haarschnitt, kantiges Kinn und markante Gesichtszüge - wartete schon an der Absperrung, die man um das gesamte Gelände gezogen hatte, das von ein paar Uniformierten bewacht wurde. Foster zog Drinkwater öfter auf, indem er behauptete, er sehe aus wie ein in die Jahre gekommener Typ aus einer längst in der Versenkung verschwundenen Boygroup: Er war ein Fitnessfetischist und Abstinenzler. Aufgrund seiner glatten Haut hegte Foster sogar den Verdacht, er könne Feuchtigkeitscreme verwenden. Schauderhaft. An diesem Morgen sah Drinkwater mit knielangem Wollmantel und Handschuhen aber durch und durch wie ein Detective aus.
    »Sir«, sagte er nickend zu Foster. »Heather.«

    Sie lächelte ihn besorgt an.
    »Morgen, Andy. Womit haben wir’s zu tun?«, wollte Foster wissen.
    Über Drinkwaters Schulter hinweg konnte er links von der
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