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Das Erbe des Blutes - Roman

Titel: Das Erbe des Blutes - Roman
Autoren: PeP eBooks
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Eindruck gemacht, als er reinkam. Heather schrieb das jedoch seiner Erschöpfung zu. Als er an der Bar zusammensackte, erklärte Hogg, er habe es übertrieben und er werde ihn nach Hause fahren. Dann brachte er ihn zu seinem Wagen, einem kleinen roten Transporter, und fuhr weg. Fosters Auto stand noch in der Nähe des Pubs, genau dort, wo er es abgestellt hatte.
    Hogg wurde bar auf die Hand bezahlt. Er arbeitete dort freitags und sonntagmittags. Sie hatten nur seine Handynummer,
aber das Gerät war ausgeschaltet. Als Besitzer eines Wagens war er nicht registriert, was eine weitere Möglichkeit ausschloss, und er schien auch keine Kreditkarte zu besitzen.
    »Der letzte Mohikaner«, murmelte Heather spöttisch.
    Liza Hoggs Adresse wurde durchgegeben. Nigel und Heather hetzten dorthin. Nigel konnte nicht umhin, die erleuchtete Digitaluhr anzustarren, die auf dem Armaturenbrett gemächlich tickte. Abends um zehn erreichten sie Lizas Wohnung in einem Hochhaus auf der östlichen Seite des Ladbroke Grove, das über den in Paddington ein- und ausfahrenden Zügen der First Great Western emporragte. Heather klingelte. Keine Antwort. Sie fluchte. Dann klingelte sie noch mal. Stille. Nigel spähte durch das Fenster neben der Tür in eine spärlich beleuchtete Küche; der einzige Farbtupfer war ein Paar über dem Wasserhahn hängende gelbe Gummihandschuhe.
    Gerade wollten sie bei den Nachbarn klingeln, als das Licht anging. Man hörte Kettengerassel, dann öffnete sich die Tür einen Spalt breit.
    Durch die Lücke spähte das verlebte, abgehärmte Gesicht einer älteren Frau. »Ja«, brummelte sie müde.
    »Mrs. Hogg?«
    Die Alte nickte.
    Heather zeigte kurz ihre Dienstmarke. »Tut mir leid, wenn wir Sie aufgeweckt haben«, sagte sie sanft. »Wir müssten kurz mit Ihnen sprechen. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.«
    Liza Hogg bat sie in Morgenmantel und Pantoffeln herein und knipste im Vorbeigehen die Lichtschalter an. Sie folgten ihr ins Wohnzimmer, wo sich drei Katzen das Sofa als Schlafplatz teilten. Liza scheuchte sie weg.

    Sie setzten sich, Nigel auf das kleine, abgenutzte Sofa mit Blümchenmuster. Er sagte kein Wort. Schon allein hier zu sein ließ ihn sich unwohl fühlen, aber Heather hatte darauf bestanden, dass er mitkam.
    Heather entschuldigte sich, dass sie so hereinplatzten. »Wir interessieren uns für den Aufenthaltsort eines Ihrer Verwandten.«
    »Ich habe nur einen einzigen«, sagte sie langsam, als wäre sie immer noch nicht ganz wach. »Meinen Sie Karl?«
    »Haben Sie ihn in letzter Zeit gesehen?«
    Liza schüttelte den Kopf. »Er besucht mich schon eine ganze Weile nicht mehr so oft.«
    »Früher schon?«
    »Früher hat er bei mir gewohnt. Nach allem, was geschehen ist.«
    »Was ist denn geschehen?«
    Liza, die jetzt wacher zu sein schien, seufzte tief. »Wo soll man da anfangen? Der arme Kerl hat kein einfaches Leben gehabt.«
    Heather und Nigel tauschten Blicke.
    »Reden Sie nur weiter«, drängte Heather sie.
    »Der Vater hat ihn und seinen Bruder eine Zeit lang aufgezogen, aber dann eines Tages auf der Rückfahrt von der Arbeit verlor ein Betrunkener hinter dem Steuer die Kontrolle über seinen Wagen und fuhr in ihn rein. Er starb. Karl hat sehr darunter gelitten. Er stand seinem Vater sehr nahe. Seinem Bruder auch. Er zog zu mir; sein Bruder ging zur Universität. Merkwürdige Burschen. Beide. Sein Bruder, David, hatte jede Menge Probleme. Er hat sich an der Universität das Leben genommen. Erhängt.«
    Nigel hatte im FRC bei der Recherche der Abstammungslinie einen Großteil dieser Tragödie mitbekommen,
aber erst hier, als er die Worte aus dem Mund einer alten Frau hörte, wurde ihm bewusst, wie düster sie wirklich gewesen war. Als ob sie einen Gendefekt gehabt hätten.
    »Karl zog sich nach seinem Einzug hier komplett zurück. Saß da und starrte die Wände an. Wollte mit dem Leben nichts mehr zu tun haben. Das Einzige, was ihn interessierte, war die Geschichte unserer Familie. Sie müssen wissen, wir haben eine bewegte Vergangenheit.«
    »Ja«, sagte Heather. »Wusste Karl davon?«
    Liza nickte. »Davon wussten alle .«
    »Sie sagten, Karl hat sich dafür interessiert?«
    »Mehr als das. Er hat gar nichts anderes gemacht, als da nachzuforschen. Er suchte die Tatorte der Morde auf, war Tag und Nacht unterwegs. Das war in den 1980ern. Da passierte hier einiges. Schließlich ging er aus sich heraus, fing an, über den Ort zu schreiben, über seine Geschichte. Davon war er dann auch wie besessen.
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