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Das Erbe des Atoms

Das Erbe des Atoms

Titel: Das Erbe des Atoms
Autoren: A. E. van Vogt
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Bariton des Mannes hören, die gelegentlichen Bemerkungen des Jungen. Sie klangen sehr menschlich und normal.
    Der Herrscher dachte an die Größe der Welt und die Kleinheit der Sippe, und er runzelte die Stirn. Er begriff, warum er hierhergekommen war. Jeder von ihnen würde benötigt, um die Regierung zusammenzuhalten. Selbst die Dummköpfe und die Mutanten mußten nach ihren Fähigkeiten Verantwortung und Pflichten übernehmen. Es war eine traurige Erkenntnis, daß er nur denjenigen trauen konnte, die seines Blutes waren. Und selbst sie hielten nur zusammen, weil sie an der Macht und ihren Privilegien teilhaben wollten.
    Er begann langsam die in den Stein gehauenen Stufen zu ersteigen. Die Oberfläche des Felsens hatte eine Länge von sieben oder acht Metern und war beinahe genauso breit. Joquins Sklaven hatten eine meterdicke Humusschicht daraufgeladen, und aus diesem Erdboden wuchsen nun blühende Büsche und kleine Bäume, von denen zwei eine Höhe von fast fünf Metern erreicht hatten.
    Clane und der Tutor saßen in Gartenstühlen im Schatten und blickten in die andere Richtung, so daß sie den Herrscher nicht gleich sahen.
    »Nun gut«, sagte Nellian, der Lehrer, »wir haben gesehen, daß die Schwäche des Mars auf seinem Wassermangel beruht. Die Bewässerungskanäle, die in der warmen Jahreszeit Schmelzwasser vom Nordpol bringen, sind die einzigen Quellen der Wasserversorgung. Es ist kein Wunder, daß die Einheimischen Tempel errichtet haben, in denen sie das Wasser verehren, ebenso wie wir die Götter des Atoms verehren. Eine andere Sache ist es«, fuhr Nellian fort, »zu wissen, welchen Gebrauch man von dieser Schwäche machen kann. Die Kanäle sind so breit und so tief, daß sie zum Beispiel nicht ohne enormen Aufwand an Arbeitskräften abgeleitet werden können.«
    »Das ist wahr«, sagte der Junge, »aber die Kanäle spielen bei diesem Feldzug weder eine strategische noch eine taktische Rolle.«
    Der Oberherr zwinkerte. Hatte er richtig gehört? Redete ein dreizehnjähriger Junge so? Er war im Begriff gewesen, vorzutreten und sich zu erkennen zu geben, doch nun wartete er ab, verdutzt und interessiert.
    Clane fuhr fort: »Das Dumme mit meinem Vater ist, daß er zu vertrauensselig ist. Warum er annimmt, daß die Pannen und Verzögerungen, die er erlebt hat, einfach auf Pech oder unglücklichen Umständen beruhen, weiß ich nicht. Aber wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich die Möglichkeiten des Verrats ein wenig sorgfältiger untersuchen, und ich würde mir meine Berater sehr genau ansehen.«
    Nellian lächelte. »Du sprichst mit der Unbedingtheit der Jugend. Solltest du jemals auf ein Schlachtfeld kommen, so wirst du verstehen, daß keine vorgefaßten Konzeptionen der Wirklichkeit standhalten können. Theorien haben die Gewohnheit, im Feuerhagel zusammenzubrechen.«
    Der Junge ließ sich nicht beirren. »Man zog die falschen Schlüsse aus der Absturzserie der Wassertransporter. Joquin würde gewußt haben, was davon zu halten ist.«
    Das Gespräch wurde ein wenig kindisch, fand der Herrscher. Er trat vor und räusperte sich.
    Der Gelehrte wandte sich um, und als er den Besucher erkannte, stand er mit Würde auf. Clanes Reaktion war schneller, aber es fehlte ihr die Bewegung. Beim ersten Geräusch wandte er seinen Kopf. Und das war alles. Lange saß er wie gefroren in dieser Position. Zuerst blieb auch die ruhige Besonnenheit in seinen Zügen, und der Oberherr hatte Zeit, sich seinen Enkel genauer anzusehen, den er seit dessen Geburt nicht mehr aus dieser Nähe betrachtet hatte.
    Der Kopf des Jungen war vielleicht noch immer eine Spur zu groß, aber sonst völlig normal. Er hatte die charakteristische, fein geformte Nase der Linns, und auch ihre blauen Augen. Aber es lag noch etwas darin; die zarte Schönheit seiner Mutter war beinahe unmerklich in die Züge eingegliedert und verfeinerte und veredelte die ganze Erscheinung. Ihr Mund war da, ihre Ohren und ihr Kinn. Gesicht und Kopf waren schön zu nennen, beinahe engelhaft vollkommen. Auch der Rest seiner Erscheinung war auf den ersten Blick sehr menschlich. Arme und Beine und Rumpf – alles war da, und es bedurfte genaueren Hinsehens, die seltsame Fehlerhaftigkeit zu entdecken.
    Der Herrscher dachte, daß kein Mensch die Wahrheit erraten würde, wenn der Junge ein gutwattiertes Gelehrtengewand tragen und seine Arme in weiten Ärmeln verbergen würde.
    Den Göttern sei Dank, dachte der Herrscher, und nicht zum ersten Mal, daß er nicht vier Arme
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