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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh
Autoren: Jo Clayton
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ungeduldig klingende Antwort Shadiths.
    Aleytys lächelte dünn, schritt über den fleckigen und rissigen Metabeton hinweg und hielt auf das Terminalgebäude zu.
    Der Raumhafen Wolffs war in voller Absicht öde und abweisend gestaltet worden. Er bestand nur aus einem einfachen Landefeld, einigen Gerüsten für Schiffe und Fähren und einem gedrungen wirkenden lehmbraunen Terminal, dessen einziger Schmuck aus einem spitzen Dach mit dunkelroten Schindeln bestand. Die Einwohner Wolffs wollten vermeiden, daß Außenwelter zu lange blieben und die geringen Ressourcen des Planeten einer weiteren Belastung aussetzten.
    Als Aleytys um die Ecke des Terminals herumkam, sah sie Canyli und Tamris Heldeen, die neben einem Gleiter standen. Der eisige Wind machte ihre Umhänge und Schals zu konturlosen Schemen, die sie umflatterten. Grey war nicht da. Ist er immer noch böse auf mich? Aleytys schritt langsamer aus, und das Empfinden von Aufregung und Erwartung verflüchtigte sich in ihr.
    Haupt lächelte offen und herzlich. »Du stolzierst geradezu dahin. Also hast du gefunden, was du suchtest.« Sie öffnete die rückwärtige Luke des Gleiters, und schweigend und neugierig sah sie zu, wie Shadith Linfyar beim Einsteigen half und neben dem Jungen Platz nahm. Tamris folgte ihnen und ließ sich an der Seite Shadiths nieder.
    Aleytys schob sich in den vorderen Sitz, drehte sich um und seufzte, als Haupt sich der Konsole zuwandte. »Ich hoffe, das bedeutet nicht, du hast eine weitere Jagd für mich, die ich nicht ablehnen kann«, sagte sie, wobei in ihrer Stimme so etwas wie gutmütige Erschöpfung zum Ausdruck kam. »Ich werde bald einen Besucher empfangen.«
    »Nein … äh … es geht nicht um eine Jagd.«
    Aleytys musterte Haupt, überrascht von dem Zögern, von der Unsicherheit der Antwort.
    »Du warst länger fort, als ich erwartete«, sagte Haupt.
    »Es kam zu Komplikationen auf Ibex. Wo ist Grey?«
    »Auf der Jagd.«
    Aleytys brummte leise. »Ich dachte, er habe genug davon.«
    »Er war ruhelos, brauchte eine Abwechslung. Und Hagan setzte ihn unter Druck. Er hielt es für besser aufzubrechen, bevor er Gefahr lief, die Geduld zu verlieren und für uns alles noch schwieriger zu machen.«
    »Sturer Narr.« Aleytys bewegte sich nervös. »Wann kehrt er zurück?«
    »Eigentlich hätte er schon vor sieben Monaten wieder hier sein sollen.«
    »Was?«
    »Er ist verschwunden.«
    »Verschwunden?« Nur ein Krächzen. Die Kehle Aleytys’ war plötzlich trocken.
    »Warte, bis wir dein Haus erreichen. Dort befinden sich die Berichte.«
    »Nun gut.« Aleytys blickte auf ihre Hände und rechnete fast damit, sie zittern sehen zu können. Doch sie ruhten bewegungslos auf ihren Oberschenkeln. Fest preßte sie sie auf die Muskeln. »Ist er … tot?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Aleytys lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Sie begriff die ganze Sache nicht. Sieben Monate. Grey . . . Unruhig rutschte sie hin und her. »Was ist mit meinem Heimanteil?«
    »Hängt noch immer in der Luft.« Haupt schwieg eine Zeitlang, als sie den Gleiter an zwei Berggipfeln des runden und auf eine strenge und erhabene Weise schönen Massivs vorbeisteuerte, in dessen Talmulde sich der Raumhafen befand, aus der Ferne betrachtet nichts weiter als ein schmutzigbrauner Fleck. »Wir haben gerade einen Kampf ausgefochten, bei dem es um Dristigs Sitz im Forsaemal ging. Ich wollte, daß Grey zu mir in den Vorstand der Jagd-Gesellschaft kommt, und Hagan wußte davon. Er und seine Speichellecker begannen eine scheußliche Kampagne gegen Grey. Und auch gegen dich.« Haupt lachte leise. »Der Schuß ging nach hinten los. Du warst nicht hier.« Erneut ein kurzes Auflachen. »Vielleicht war das das Beste, was du je für mich getan hast. Die Wolfflaner halten nichts von Verleumdungen. Hagan drängte Grey eine Jagd auf und dachte schon, er habe gewonnen, aber wir führten Sybille gegen ihn ins Feld. Mit Grey konnte er fertig werden, sein Temperament überschäumen lassen und ihn dazu bringen, Dinge zu sagen, die er sonst nicht ausgesprochen hätte.
    Sybille jedoch wusch ihm gründlich den Kopf, verdrosch ihn mit Worten und machte ihn vor den Augen aller zu dem Einfaltspinsel, der er ist.« Der vorherige Ernst Haupts war wie weggewischt, und sie wirkte nun fröhlich und ausgelassen. »Hagan ist der nächste, der sich wegen einer Bestätigung an die Wolfflaner wenden wird.«
    Sie rümpfte die Nase. »Ich würde es vorziehen, wenn du dich dann auf einer Jagd befindest. Sicher steht uns
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