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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh
Autoren: Jo Clayton
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nichts mehr hinzuzufügen. Das Abbild im Darstellungsquadrat verblaßte, und das RMoahl-Schiff glitt fort und beschleunigte. Schon nach wenigen Sekunden befand es sich außerhalb der Reichweite der Sensoren und gewann die Geschwindigkeit, die erforderlich war, um in den Interraum zu tauchen und Kurs auf die RMoahl-Sonne zu nehmen.
    Wolff
    Ende - und ein neuer Beginn
    Grey kam zu ihr. In gewisser Weise ähnelte sein Aufenthalt im Minikontinuum der Falle dem Beschreiten eines wilden Pfades. Er hatte ausreichend Gelegenheit gehabt, Schmerz und Ärger zu überwinden, sich selbst zu finden. Es verlangte ihn nach Aleytys. Er brauchte sie. Und doch wußte er, daß er auch ohne sie leben konnte, wenn sie nicht zu einer Übereinkunft gelangten, die ihnen eine gemeinsame Existenz ermöglichte. Leicht würde es bestimmt nicht werden. Das war Aleytys ebenso klar wie auch Grey. Und ruhig kam er zu ihr, ohne Aufhebens davon zu machen.
    In gewisser Weise kannte er sie besser als selbst jene, die viele Jahre ihr Bewußtsein begleitet hatten. Und als er zu ihr kam, wußte er, daß sie sich weitaus intensiver als er nach einem Zuhause sehnte.
    Er nahm neben ihr Platz, wie so viele Male zuvor, beobachtete die untergehende Sonne, eine Abenddämmerung, die diesmal nicht ganz so farbenprächtig war, ließ seinen Blick über einen wolkenlosen Himmel und dann die schimmernden Gletscher schweifen.
    Auf Ibex war Aleytys zu einer wichtigen Erkenntnis gelangt.
    Während der frühen Jahre ihres Lebens hatte sie ein im Grunde genommen einfaches und klares Ziel angestrebt. Doch was jetzt vor ihr lag, war komplexer. Das, was sie sich nun wünschte, ließ sich mit folgenden Worten umschreiben: Gesellschaft, zwischenmenschliche Beziehungen, Freundschaft, Kompromisse, Geduld, Beschäftigung, Aufbau. Und Zeit. Vrithian hatte ihre Perspektive in mehrfacher Hinsicht verändert. Zeit, um Teil von Wolff zu werden, in einer Weise, die ihr bisher unmöglich gewesen war.
    Sie kannte nicht einmal die Eltern des Mädchens, das sich für sie um ihre Pferde kümmerte. Haupt hatte es hierher bestellt, als Hilfe nötig wurde. Wer war es? Welche Art von Leben führte es zu Hause? Warum kam es lieber in dem kleinen Zimmer überm Stall unter? Eigentlich kein Wunder, daß mir die Bewohner Wolffs Argwohn entgegenbringen, daß sie mir nicht trauen. Was wissen sie schon von mir? Nichts. Sie kennen mich nur von Gerüchten.
    Still lächelte Aleytys vor sich hin. Ja, ich möchte mich in eine häusliche Frau verwandeln, die sich in ihrem Heim am wohlsten fühlt und sich nur Sorgen über die Bezahlung der Rechnungen und das Aufwachsen ihrer Kinder machen muß. Kinder? Ja, warum nicht? Jetzt kann ich ihnen nicht nur eine Vergangenheit bieten, sondern auch eine Zukunft. Sharl, mein liebster Sharl - du kamst zu früh auf die Welt. Nein, ich werde nicht nach dt suchen.
    Ich habe mich zweimal von dir verabschiedet, und das reicht.
    Nun, wenigstens haben wir Zeit. Ja, wenn schon nichts anderes, so doch Zeit im Überfluß.
    Das letzte Glühen des Sonnenuntergangs verblaßte. Vom Feuer im Kamin war nur noch glimmende Asche übriggeblieben, und es wurde kühl im Zimmer. Grey stand auf und wartete schweigend auf sie.
    Aleytys trat auf ihn zu, schmiegte sich an ihn, erfreute sich an dem Duft des Haares, des Körpers und der Kleidung.
    Wortlos näherten sie sich der Tür. Sie brauchten jetzt nicht mehr miteinander zu sprechen. Aleytys berührte einen Sensor und ließ sich von Grey sanft auf den Flur ziehen.
    Hinter ihnen schoben sich die Rolläden vor die Fenster. Die letzten Flammen leckten über die aschigen Kohlen, bis das Feuer schließlich ganz erlosch. Ein Rest von sommerlicher Wärme knarrte und ächzte im Haus, und dann wurde es still.
    ENDE
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