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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh
Autoren: Jo Clayton
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Abra schirmten Aleytys vor den Splittern ab. Es dauerte nur einige Augenblicke, und dann waren alle Abwehreinrichtungen des Quartiers zerstört. Daraufhin glitt die Kampfdrohne beiseite und wartete.
    In der Begleitung Abras trat Aleytys ins Zimmer und sah sich um. In den Wänden zeigten sich tiefe Schmelzspuren und gezackte Explosionskrater. Auf dem dutzendfach gesplitterten Boden lagen abkühlende Steinfragmente. Nicht ein einziges Möbelstück war unbeschädigt geblieben, und hier und dort schmorten geschmolzene Kunststoff teile. Nur noch Ascheflocken erinnerten an das Holz der Sitze. Ein rechteckiger Metallkasten lehnte an der Wand, und er fiel Aleytys sofort auf, weil die präzise Form in krassem Gegensatz zu dem allgemeinen Chaos stand. »Was ist das?«
    Abra durchquerte das Zimmer, nahm den Kasten an sich und öffnete ihn. »Eine tragbare Psychosonde. Vermutung: Taggert?«
    Aleytys schüttelte den Kopf. »Läßt sich nicht bestimmen.
    Wohin jetzt?«
    Abra deutete in die entsprechende Richtung und führte die junge Frau durch einen Flur. Eine der Kampfdrohnen folgte ihnen, und die andere blieb zurück, um die Eingangstür zu bewachen.
    Der Ajin lag bewußtlos in einem Durcheinander aus blutigen Laken und Decken. Die Netzfäden eines Hemmers hatten sich um seinen nackten Leib gewunden, und in Höhe der Fußknöchel und Handgelenke steckten die Klauen ausfahrbarer Greifkrallen in der Haut. An den Wunden zeigte sich geronnenes Blut, und hier und dort tropfte noch rote Flüssigkeit. Eine Stunde seit dem Angriff, mehr vermutlich nicht, eher weniger. Shadith und Taggert. Abra hatte recht mit der Sonde. Aleytys trat näher an die Tür heran. Vor ihr kam ein Metallarm in die Höhe und versperrte ihr den Weg.
    »Nein«, sagte Abra. »Das Schiff meint, du sollst nicht über die Türschwelle gehen.«
    »Ich verstehe.« Als Abra den Arm wieder sinken ließ, fügte sie hinzu: »Richte das Licht auf den kleinen Tisch neben dem Bett.«
    Ein schwerer Silberring glänzte im fast grellen Schein. Sie erkannte ihn sofort als das, was er war, als den Auslöser. Daraufhin erweiterte sie ihr Bewußtsein, trank das schwarze Wasser aus dem Fluß der Kraft und füllte sich mit Energie, erfreut darüber, daß das jetzt ein wenig leichter zu sein schien, obgleich sie das Diadem abgelegt hatte. Dann griff sie nach dem Ring.
    Sie konnte ihn nicht bewegen.
    Das überraschte sie. Er war nicht schwer, konnte es auch gar nicht sein, wenn der Ajin ihn zu tragen vermochte. Sie versuchte, ihn in die mentale Hand zu nehmen, doch die Gedankenfinger glitten daran ab, als sei er eingefettet worden. Sie taumelte zurück, als ihre Konzentration infolge der Intensität des Greifens nachließ, stieß dabei gegen eins der vorderen Beine der Kampfdrohne. Nach einem Seufzen erhob sie sich wieder auf und richtete den Blick erneut auf den Ring. Was nun? Sollte sie eine der Drohnen ausschicken? Mit der einen Hand rieb sie sich die Hüfte an der Stelle, wo sie gegen den gehärteten Stahl des Mechanismus geprallt war.
    Nun, wenn sie den Angaben des Schiffes vertrauen konnte, war in einem solchen Fall der Verlust eines mobilen Offensivschildes nahezu sicher. Mit den Fingerspitzen ihres Geistes tastete sie behutsam über den Ring, befühlte sie seine Konturen und hielt die in ihr entstehende Verärgerung unter Kontrolle. Am liebsten hätte sie vor Zorn laut geschrien. Und das glitschige Gefühl hielt nach wie vor an und verhinderte, daß sie das Schmuckstück - den Auslöser - richtig zu fassen bekam.
    Dann schlug sich Aleytys mit der flachen Hand an die Stirn.
    »Bei den Höllen Aschlas, wie dumm ich doch bin, wie dumm.« Sie lachte krächzend, griff nach dem Tisch, auf dem der Ring ruhte, und zog ihn langsam in Richtung Tür. Er bewegte sich nur zögernd und widerstrebend, doch ihre Finger glitten nicht an ihm ab, und allmählich verringerte sich die Entfernung zwischen der Schwelle und dem Möbelstück.
    Aleytys hatte den Tisch etwa einen Meter weit herangezogen, als sich darüber ein grauer Fleck in der Luft bildete. Sie versteifte sich unwillkürlich, ließ die mentalen Hände sinken und wartete.
    Das Grau blähte sich auf und zitterte. Dann teilte es sich und spuckte einige aneinandergedrängte Körper aus. Sie fielen zu Boden, und Aleytys vernahm ein Pfeifen, ein mehrmaliges Stöhnen, einen zischenden Fluch - und fünf Gestalten krochen auseinander. Shadith stemmte sich in die Höhe und half Linfyar auf die Beine. Taggert ging in die Hocke und sah sich in
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