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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh
Autoren: Jo Clayton
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Oberseite. »Scheint ein ganz normales Schmuckstück zu sein«, sagte sie. »Abra, was ist jetzt mit der Schwelle?«
    Eine längere Stille. Dann antwortete der Androide: »Das Schiff meint, es registriere nach wie vor energetische Aktivität im Türbereich. Das Schiff rät dir dringend davon ab, die Schwelle zu überschreiten. Es ist davon überzeugt, daß Kell gerade für dich einige üble Überraschungen vorbereitet hat.« Erneutes Schweigen. »Das Schiff meint, jetzt, da alle Gefangenen aus der Falle heraus sind, wolle es das Gerüst zerstören, wodurch das Minikontinuum in sich zusammenfiele. Dann müßte die Gefahr eigentlich beseitigt sein.
    Das Schiff meint: Warte; unternimm noch nichts. Es kommt hierher, um sicherzustellen, daß die Vernichtung der Falle vollständig ist. Es sagt, es könne jetzt keine weiteren Angaben machen, da es zu beschäftigt sei.«
    Aleytys strich sich mit der Hand über die Stirn und die Wange, preßte sie sich auf den Mund, den Blick auf Grey gerichtet.
    Shadith musterte sie kurz und ging dann neben dem Jäger in die Knie. »Es ist alles in Ordnung mit ihm, Lee. Mach dir keine Sorgen.«
    Grey lachte plötzlich und versuchte aufzustehen. Taggert zog einen Stuhl für ihn heran und hob die Schultern Greys, so daß er sich daranlehnen konnte. Er wirkte zwar erschöpft, aber nach wie vor wachsam. Die auf den Oberschenkeln ruhenden Hände zitterten. Hose und Hemd waren der ausgemergelten Gestalt viel zu weit. »Reg dich nicht auf, Lee.«
    »Ich rege mich auf, wenn es mir paßt. Und du bist ebenfalls nicht gerade die Ruhe selbst.«
    »Ich habe auch gerade eine Heldentat hinter mir.«
    »Ay-Madar, wenn man dich so reden hört …« Aleytys brach ab, als Abra sie am Arm berührte.
    »Das Schiff meint, das Gerüst existiert nicht mehr, Archira.
    Keine anmeßbare energetische Aktivität im Türbereich.«
    Aleytys sah nach unten. Der Ring verwandelte sich in Rauch, der von ihrer Hand fortwallte, ohne eine Spur darauf zu hinterlassen. Ein weiterer Atemzug - und selbst vom Rauch blieb nichts mehr übrig. Daraufhin eilte sie ins Schlafzimmer und kniete sich neben Grey zu Boden. Sie griff nach seinen Händen, hob sie an, drückte sie sich vorsichtig auf die Wangen und sah ihm in die Augen. Er lächelte. Die vergangenen Auseinandersetzungen zwischen ihnen waren vergessen, die Liebe neu erwacht. »Streck dich aus«, sagte Aleytys nach einer Weile. »Ich sorge dafür, daß du wieder zu Kräften kommst.«
    Shadith stand auf und beobachtete, wie Aleytys die Hände auf Greys Brust legte. Lee hat sich verändert, dachte sie. Ich glaube, sie ist jetzt ruhiger und abgeklärter. Ja, abgeklärter, das ist das richtige Wort. Genau. Sie weiß jetzt, wer sie ist und was sie will.
    Linfyar schob sich an ihr vorbei, betastete die reglose Gestalt des Ajin und wirkte überaus zufrieden. Der Ajin hatte ihn nie gemocht
    - eine Abneigung, die der blinde Knabe in vollem Ausmaß erwiderte. Shadith seufzte, streckte sich und verscheuchte Linfy. Der Ajin lag so zusammengerollt auf dem Bett, daß sie sich Rückenschmerzen holte, als sie ihn untersuchte. Als Taggert neben sie trat, sah sie auf. »Wie lange wirkt das Betäubungsgas?«
    »Etwa zwei Stunden.« Er griff in eine Tasche seiner Jacke und holte zwei Klebverbände hervor. »Ich ziehe ihm die Krallen aus der Haut, und du legst ihm das hier auf die Wunden.«
    Shadith nickte und löste die sterilen Siegel der Pflaster. Die Klauen zuckten hervor, und frisches Blut quoll aus den Wunden.
    Rasch preßte Shadith den einen Haftverband auf das Handgelenk, strich es glatt und nahm sich dann den Fußknöchel vor, als Taggert die zweite Kralle beiseite legte. Im Anschluß daran trat sie zurück.
    »Ich hole uns ein feuchtes Handtuch, so daß wir ihn säubern können. Nimm du den Hemmer ab.« Sie betastete ihre Hosentaschen.
    »Ich muß irgendwie einen Strick haben.«
    »Schon gut, Schatten. Verwenden wir meinen Sklavendraht.«
    Shadith nickte. »Bin gleich wieder da. Und, he: Du solltest in dem Schrank, den du eben in seine Einzelteile zerlegt hast, nach passenden Kleidungsstücken für ihn suchen. Es sei denn, du willst ihn nackt fortschaffen.« Sie blickte sich um. Aleytys beugte sich über Ticutt. Grey schlief. »Da fällt mir gerade etwas ein - und du kannst dir deine Grimassen sparen. Sobald sich Grey und Ticutt gewaschen haben, wollen sie bestimmt nicht wieder ihre stinkenden Sachen anziehen.«
    Taggert holte eine flache Dose hervor. »Hol jetzt das Handtuch,
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